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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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Dame? Du holst dir noch den Tod. Guck dich an – du triefst ja vor Nässe! Entweder du setzt beim nächsten Mal eine Mütze auf oder du kommst her und joggst hier.«
    »Ich kann nicht«, brachte Meredith hervor, bevor sie und Livvie gleichzeitig sagten: »Ich muss arbeiten.« Meredith streckte ihrer Großmutter die Zunge heraus.
    »Jedenfalls freue ich mich, endlich mal deinen Freund zu Gesicht zu bekommen – he, ihr seid ja in meiner Wohnung!«
    Sam und Meredith tauschten einen raschen Blick aus. »Äh, ja«, sagte Meredith. »Meine Wohnung wird gerade gestrichen, und da dachten wir, dass wir vielleicht eine Weile bei dir unterkommen könnten …«
    »Bei dir ist es sowieso ein bis schen eng für zwei, meinst du nicht?«, sagte Livvie zwinkernd. »Ihr könnt natürlich jederzeit bei mir wohnen. Fühlt euch wie zu Hause. Ich muss jetzt los, ihr zwei Süßen. Wir hören uns bald. Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Sam.«
    »Geht mir genauso, Livvie.«
    »Hab dich lieb, Schätzchen«, sagte Livvie zu ihrer Enkelin.
    »Ich dich auch«, flüsterte Meredith. »Tschüs .«
    Sie drehte sich zu Sam um und atmete aus. »Du hast meine Großmutter angerufen?« Es klang wie eine Mischung aus Frage und Feststellung, vorwurfsvoll und misstrauisch.
    »Nein, sie hat mich angerufen. Beziehungsweise dich. Ich bin einfach nur drangegangen.«
    »Sie hat mich angerufen?«
    »Ja.«
    »Wusstest du, dass sie das kann?«
    »Nein.«
    »Was dachte sie wohl, wer du bist? Du hast sie bestimmt zu Tode erschreckt!«
    »Nein, sie hat mich sofort erkannt.«
    »Wie das?«
    »Sie hat geraten. Wer sonst wäre bei dir zu Hause und würde deinen Video-Chat beantworten?«
    »Aber sie hat dich noch nie gesehen.«
    »Sie – es – hat eben dazugelernt. Du hast ihr erzählt, dass du jemanden kennengelernt hast. Diese Information fügt das Programm zu dem Wissen über dich hinzu und reagiert dann so, wie Livvie reagiert hätte. Deine Großmutter wäre begeistert darüber gewesen, deinen neuen Freund kennenzulernen und mit ihm – also mit mir – zu sprechen. Sie hätte freundlich und ein bisschen aufgeregt reagiert und wäre hocherfreut gewesen , diesen Kerl endlich zu Gesicht zu kriegen. Und genauso war es ja auch.«
    Meredith schüttelte verwundert und ein wenig schockiert den Kopf. »Das hätte echt in die Hose gehen können. Um ein Haar hätte ich sie ein zweites Mal für immer verloren. «
    »Warum?«
    »Weil sie dich nicht kennt. Ich wusste ja nicht mal, dass sie außer mit mir auch noch mit anderen Personen reden kann.«
    »Ich war ganz vorsichtig.«
    »Warum hat sie plötzlich gemerkt , dass wir in ihrer Wohnung sind und nicht in meiner? Wir waren doch schon die ganze Zeit hier.«
    »Wer weiß?« Sam zuckte mit den Schultern. »Es ist ihr halt einfach aufgefallen. Die Information hatte sie schon die ganze Zeit, aber ihr liegen viel mehr Daten vor, als sie auf einmal verwenden kann. Sie teilt sie sich ein. Wie mein Vater seine Geschichten über meine Mutter.«
    »Und was sage ich ihr nächsten Monat und nächstes Jahr und in einem Jahrzehnt? Dass meine Wohnung immer noch gestrichen wird?«
    »Ich bin mir sowieso nicht si cher, wie die Zeit vergeht. Für sie, meine ich«, sagte er wahrheitsgemäß. Worüber er sich allerdings noch unsicherer war und was ihm viel größere Sorgen bereitete, war, wie die Zeit für Meredith vergehen würde. Wenn die Computer-Livvie eine zeitlose Existenz führte, machte das nichts, aber bei der echten Meredith war das ein weit größeres und sehr viel kniffligeres Problem.
    Kurz vor Thanksgiving bekam Meredith eine E-Mail von ihrer Großmutter, in der diese sich über ihre Tochter Julia beschwerte. Nicht gemein, nicht wirklich sauer, nicht einmal zickig, sondern auf typische Livvie-Art – also die einzige, die ihr zur Verfügung stand –, nämlich indem sie versuchte, ihrer Tochter Schuldgefühle einzureden. »Wie geht es deiner Mutter?«, schrieb sie. »Mir kommt es vor, als hätte ich seit Ewigkeiten nichts mehr von ihr gehört. Bestimmt ist sie wahnsinnig beschäftigt, aber wenn du mit ihr sprichst, frag sie doch bitte, ob sie sich mal kurz die Zeit nehmen könnte, um sich bei mir zu melden. Ihre alte Mutter vermisst sie nämlich .«
    »Du darfst es deiner Mutter aber nicht erzählen«, wandte Sam später ein.
    »Das weiß ich.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Ich weiß.«
    »Ernsthaft, Merde. Niemand darf es wissen.«
    »Ich weiß.«
    Es war nicht weiter ungewöhnlich, dass Livvie eine Zeit lang nichts von ihrer

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