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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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Schultern. »Das ist das erste Thanksgiving seit Omas Tod, vielleicht deswegen. Ich vermisse sie so. Vielleicht versuche ich bloß, Gründe zu finden, sie nicht so sehr zu vermissen. Du weißt schon, so nach dem Motto: Wenn ich sauer auf sie bin, bin ich wenigstens nicht mehr so traurig darüber, dass sie fort ist.«
    »Und? Funktioniert es?«
    »Nicht besonders gut. Aber besser a ls alles, was ich sonst probiert habe.«
    »Was hast du denn sonst probiert?«
    »Mich in meiner Trauer zu suhlen.«
    »Es ist saukalt, Mama. Wir sind völlig durchweicht. Lass uns nach Hause gehen und Scrabble spielen oder so was. Und auf der Fahrt fällt uns vielleicht ein, wie du mich verkorkst hast.«
    »Danke, Schatz «, sagte Julia und legte den Arm um Meredith, während sie den Weg zurückgingen, den sie gekommen waren. »Du bist eine wunderbare Tochter.«
    Nachdem sie wieder trocken und aufgewärmt waren und zwei Partien Scrabble gespielt hatten, nachdem sie mehrere Kannen Tee getrunken und mehr Kuchenreste gegessen hatten, als ihnen guttat, fing Merediths Laptop, den sie versehentlich offen gelassen hatte, an zu klingeln.
    Er stand auf dem Beistelltisch neben Kyle, der einen Blick auf den Bildschirm warf, ein nervöses Kichern von sich gab und dann zu Sam und Meredith in die Küche rief: »Da steht ›Oma ruft an‹. Sag bloß, Oma Edie hat neuerdings einen Video-Chat-Account?«
    Fieberhaft versuchte Meredith zu entscheiden, ob ein Video-Chat mit Oma Edie, ihrer achtundneunzigjährigen, von Demenz geplagten, ans Bett gefesselten, stocktauben, notorisch bösartigen anderen Großmutter eine glaubhaftere oder weniger glaubhafte Geschichte darstellte als ein Video-Chat mit ihrer toten Großmutter.
    »Klick einfach auf ›Ablehnen‹«, riefen Meredith und Sam gleichzeitig.
    »Da ist aber ein Foto von Livvie aufgegangen«, protestierte Julia.
    »Muss i rgendeine Systemstörung sein «, sagte Sam schnell. »Klick einfach auf ›Ablehnen‹, Kyle. Oder klapp den Computer zu.«
    Aber Julia, die einen bösen Spuk vermutete oder vielleicht nur verwirrt von der Technik war, griff ungläubig, beunruhigt und erschrocken über ihren Mann hinweg und klickte auf »Annehmen«.
    Das Chat-Fenster ging auf. Sam und Meredith stürzten quer durch den Raum zum Bildschirm.
    »Hallo, ihr Lieben «, begrüßte Livvie sie. »Wie geht es euch?«
    Meredith brauchte einen Moment, bis sie ihre Stimme wiedergefunden und entschieden hatte, was sie damit tun sollte. »Gut, Oma «, brachte sie schließlich hervor. »Und dir?«
    »Oh, mir geht’s gut, Schätzchen. Du kennst mich ja. Störe ich gerade? Ich dachte, ich sage kurz Hallo, bevor ich gleich mit Charlotte und Marta ins Kino gehe.«
    »Ich freu e mich immer, wenn du anrufst«, sagte Meredith matt. Sie und Sam tauschten panische Blicke aus. Wie sollte es jetzt weitergehen? Sie wagten es nicht einmal, sich zu Kyle und Julia umzudrehen, wussten aber, dass es nur eine Möglichkeit gab, die Sache zu erklären. »Sieh mal, wer da ist«, sagte Meredith, bevor sie und Sam langsam und bange vor der Kamera wegtraten.
    Julia war inzwischen so bleich wie der Gips, mit dem sie im Töpferstudio arbeitete. Sprachlos und wie vom Blitz getroffen starrte sie auf ihre Mutter.
    »Jules!«, rief Livvie . Sie war die einzige Person auf der ganzen Welt, die Merediths Mutter so nannte.
    Julia sagte nichts.
    »Schön , dich zu sehen, Schatz. Ich vermisse dich so … Oh, Kyle ist auch da. Die ganze Mannschaft! Stimmt ja. Meredith hat mir erzählt, dass ihr dieses Wochenende kommt. Zu schade, dass ich nicht dabei sein kann.«
    Julia sagte immer noch nichts.
    »Hab ich dir schon von Peter erzählt, dem Töpfer hier auf dem Bauernmarkt?« Natürlich hatte sie Julia von ihm erzählt, und zwar nicht nur einmal. »Er ist natürlich nicht halb so gut wie ihr beide.«
    Julia schwieg.
    »Er töpfert Tassen, Schüsseln, Vasen. Das Übliche, du weißt schon. Außerdem macht er Löffelbänkchen, Futterröhren für Vögel, Brotkörbe, Servierplatten. Er macht sogar Schmuck, und alle sind ganz begeistert von seinen Gartenzwergen. Aber nichts davon ist so schön wie eure Sachen.«
    Julia ging – immer noch schweigend – auf dem Wohnzimmerteppich in die Knie.
    »Allerdings fertigt er auch auf Bestellung. Macht ihr das auch? Vielleicht solltet ihr das in Erwägung ziehen, er ist nämlich ziemlich gut im Geschäft. Eine Website hat er auch. Habt ihr eine Website? Das solltet ihr euch mal durch den Kopf gehen lassen. Ich glaube nämlich, dass viele

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