Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
Vom Netzwerk:
wenn du dich stattdessen einfach weniger seltsam verhältst?«, schlug Sam vor.
    »Könnte ich natürlich. Aber andere Leute vielleicht nicht.«
    » Oh doch«, insistierte Sam. »Denn darum geht es ja gerade. Die Leute wollen und können dieses Programm nur mit geliebten Menschen benutzen, denen sie sehr nahestanden und mit denen sie sehr vertraut waren. Sieh dir Meredith an. Was sie sich von Livvie wünscht, ist das, was sie vorher schon mit ihr geteilt hat. Das Schönste an solchen Beziehungen ist doch der Trost, den sie bieten, die Vertrautheit, dass einem jemand zur richtigen Zeit das Richtige sagt. Es ist schön, jemanden zu haben, der die eigenen Sätze zu Ende bringt. Es ist schön, sich mit jemandem perfekt zu verstehen und mit ihm eine Geheimsprache zu teilen und Insiderwitze. Am Wochenende hast du vielleicht Lust, mit jemand Neuem, Aufregendem auszugehen, aber wenn etwas Schönes oder etwas Schreckliches passiert, rufst du uns an oder Livvie oder deine Eltern. In solchen Situationen ruft man zu Hause an. Das ist der einzige Service, den wir möglicherweise anbieten können.«
    »Wenn es nur funktioniert, wenn die Le ute sagen, was sie immer sagen, funktioniert es eigentlich überhaupt nicht. Dann können wir es genauso gut gleich lassen«, sagte Dash.
    Genau das war von Anfang an Sams Argument gewesen. Aber jetzt fiel ihm noch ein Argument ein, eines, das er ganz vergessen hatte, seit er Meredith kannte: Single zu sein war Scheiße. Es war schön, zu lieben und geliebt zu werden. Er ging zu Meredith hinüber und umarmte sie eine Weile. Dann ging Sam noch etwas auf: Nicht-Sam bestand aus mehr als Gewohnheiten und üblichen Aussagen, die er Dash gegenüber machte. Er bestand auch aus dem, was er zu allen anderen sagte, was er schrieb und las, was er per E-Mail verschickte, was er im Internet recherchierte, was er online kaufte, was er postete, was er sich ansah, was er anklickte. Dort draußen – vielmehr dort drinnen, im Computer, wo Nicht-Sam wohnte – schwirrte eine ganze Menge Nicht-Sam herum. Der echte Sam war noch nicht ganz überzeugt, aber er war neugierig.
    Beim zweiten Mal kam Dash direkt zur Sache.
    »Hey, Sam. Ich rufe wegen deinem tollen Tamale-Rezept an. Ich schmeiße nämlich heute Abend eine riesige Weihnachtsparty. Cinco de Mayo.«
    »Weihnachten ist aber im Dezember«, sagte Nicht-Sam. »Und Mayo bedeutet Mai.«
    »Ist doch egal«, antwortete Dash schulterzuckend.
    Nicht-Sam machte einen verwirrten Eindruck. »Warum rufst du an?«
    »Wegen dem Tamal e-Rezept.« Diesmal klang Dash, als sei er sich seiner Sache ganz sicher. Und genau das verwirrte Nicht-Sam, der gerne reagiert hätte, wie er immer reagierte, wenn Dash ihn sachlich um etwas bat. Aber Nicht-Sam hatte noch nie in einem Video-Chat über Tamale gesprochen. Er hatte auch kein Tamale-Rezept in seinen E-Mails oder gespeicherten Dokumenten oder als Lesezeichen. Er hatte nie im Internet Tamale bestellt oder Kritiken über einen Tamale-Stand gelesen oder einen Film heruntergeladen, in dem Tamale vorkamen. Zufälligerweise wusste Sam, dass Nicht-Sam Tamale ziemlich fad und oft trocken fand und der Meinung war, dass Dash sich ganz schön seltsam verhielt. Darin waren sich die beiden Sams einig. Nicht-Sam schwieg unnatürlich lange, bevor er den Kopf schief legte und sagte: »Tom Holly kommt ursprünglich aus Baltimore in Maryland, aber jetzt wohnt er mit seiner Frau Bethany und den Zwillingen Emmalou und Emilee in Richmond, Virginia.«
    Alle sahen sich verständnislos an, auch Nicht-Sam. »Wolltest du das von mir wissen?« Er sah verwirrt, ratlos und leicht besorgt aus, wohl wissend, dass etwas nicht stimmte, auch wenn er nicht sicher war, was es war.
    » Tom Holly! Ein Freund von mir aus der Highschool! « Dem echten Sam ging endlich ein Lic ht auf. »Tamale – das klingt wie Tom Holly. Die Infos über ihn muss er sich auf Facebook besorgt haben. An den habe ich seit Jahren nicht mehr gedacht.«
    »Ja, genau das wollte ich wissen.« Dash hatte sich wieder im Gri ff. »Ein Bekannter hat geschäftlich in der Gegend zu tun und muss ihm irgendwie über den Weg gelaufen sein. Jedenfalls wollte er wissen, woher ich ihn kenne.«
    »Ahhh.« Diese Antwort schien Nicht-Sam zufriedenzustellen.
    »Also dann … vielen Dank, Sam. War schön, mit dir zu reden. Und äh … grüß Meredith von mir.«
    »Danke, ich richte es ihr aus. Hat mich auch gefreut. Ciao.«
    Dash unterbrach die Verbindung und verdrehte die Augen. »Wenn ich mich komisch

Weitere Kostenlose Bücher