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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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verhalte, funktioniert es nicht, und wenn ich mich normal verhalte, funktioniert es auch nicht.«
    »Du hast dich zwar normal verhalten«, sagte Sam, »aber für ihn warst du trotzdem komisch. Der zweite Versuch war allerdings schon besser.«
    »Finde ich nicht.«
    »Lass es uns noch mal versuchen.«
    Jetzt war Sam angefixt. Ihm war nämlich noch etwas aufgegangen, als Nicht-Sam plötzlich Tom Holly hervorgezaubert hatte: Nicht-Sam musste sich keineswegs auf sein eigenes elektronisches Gedächtnis beschränken. Dadurch, dass er ans Internet angeschlossen war, stand ihm die ganze Welt zur Verfügung.
    »Hey, Dash«, sagte Nicht-Sam, nachdem die Verbindung das nächste Mal zustande gekommen war. »Schön, dich zu sehen.«
    »Hör zu«, sagte Dash so langsam und betont, als würde er mit einem Sechsjährigen sprechen. »Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen komisch, aber ich wollte dich fragen, ob du mir dein Tamal e-Rezept geben könntest. Ich schmeiße nämlich am Wochenende eine Party.«
    Lange Pause. »Ich habe ein Tamale-Rezept?«, fragte Nicht-Sam.
    Ein erster kleiner Erfolg. Der echte Sam ballte außerhalb der Kamerareichweite triumphierend die Faust.
    »Ja«, antwortete Dash ausweichend. »Von damals, als wir z usammen bei diesem Dings waren, du weißt schon.«
    Der Algorithmus erklärte Nicht-Sam zum hoffnungslosen Fall und sah stattdessen auf Wikipedia und dictionary.com nach. Dort erfuhr er, dass Tamale mexikanische Maismehltaschen sind, die mit Gemüse, Käse oder Fleisch – meist Schweinefleisch – gefüllt und in einem Maisblatt eingewickelt gedämpft werden. Aber Nicht-Sam hatte noch nie die Adresse eines mexikanischen Supermarktes im Internet nachgeschaut oder in einem Blog über einen tollen Taco-Stand geschrieben oder ein mexikanisches Restaurant online bewertet. Der Algorithmus wandte sich an Google, fand aber keinen Hinweis darauf, dass der Begriff »Tamale-Rezept« als Slangwort, Witz, Anspielung oder Metapher für irgendetwas gebraucht werden konnte, das Nicht-Sam oder Dash typischerweise gesagt hätten. Schließlich teilte Nicht-Sam Dash nüchtern mit: »Tamale ist eine Stadt in Ghana, Westafrika, nämlich die Hauptstadt der Northern Region.«
    Jetzt war Dash derjenige, der verwirrt, ratlos und leicht besorgt aussah. Sam fühlte sich bestätigt. Nicht-Sam hatte sich diesen Gesichtsausdruck also von Dash abgeschaut.
    »Nein, ich wollte ein Rezept «, artikulierte Dash, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen.
    »Äh … ich gucke nach und melde mich dann wieder bei dir«, versuchte es Nicht-Sam. »Ich glaube, es ist im Schlafzimmer. Ich rufe dich gl eich zurück.« Nachdem er sich vom Computer weggedreht hatte, aber bevor die Verbindung unterbrochen wurde, hörten sie ihn noch rufen: »Merde, ich glaube, jetzt ist dein Cousin endgültig übergeschnappt! «
    Das Internet schien zu viele Informationen zu bieten, zumal einiges, was dort zu finden war, nicht stimmte. Sam wusste nicht mehr weiter. Es war an der Zeit, einen Experten hinzuzuziehen.
    Während Sam der Sprung von Meredith und Livvie zum Rest der Menschheit tollkühn und olympiaverdächtig vorkam, betrachtete sein Vater die Sache rein wissenschaftlich. Er war weder entsetzt noch überwältigt, ja nicht einmal sonderlich beeindruckt. Er war stolz auf seinen Sohn, seit dieser das Licht der Welt erblickt hatte, aber computergenerierte Projektionen, die auf der algorithmischen Erfassung der elektronischen Kommunikation eines Menschen beruhten, lagen für Sams Vater absolut im Bereich des Möglichen, sie erschienen ihm durchaus wahrscheinlich, vielleicht sogar praxistauglich.
    »Wir überlegen , ob wir die Anwendung vielleicht erweitern können«, erklärte Sam. » Merediths Cousin Dashiell hatte die Idee, dass wir vielleicht richtig Geld damit verdienen könnten, die Leute mit ihren toten Angehörigen in Verbindung zu bringen. Vorausgesetzt, wir kriegen das Programm dazu, dass es für alle funktioniert.«
    »E-Mail s aus dem Jenseits. Dead Mail sozusagen. Gefällt mir.«
    »Genau. Aber ich weiß nicht, wie ich das Programm mit allem füttern kann , was es wissen muss.«
    »Aber es weiß doch schon alles, was es wissen muss. Das liegt in der Natur der Sache. Geht es nicht genau darum? Mit der Person zu kommunizieren, wie sie vor ihrem Tod war?«
    »Wir haben gerade ein paar Testdurchläufe zwischen meinem Archiv und Dash gemacht. Mit durchwachsenem Ergebnis. Also habe ich der Projektion Zugriff auf das Internet gegeben.«
    Sams Vater

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