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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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ziemlich, ziemlich beeindruckende Illusion.
    Dash wiederum sondierte das Terrain, wie immer. Er schätzte die Leute erst ein und gab ihnen dann, was sie brauchten. Wenn sie eine Umarmung brauchten, umarmte er sie. Wenn sie jemanden brauchten, der ihre Sorgen bagatellisierte, bagatellisierte er sie. Avery schleppte einen Karton mit Clives schönsten Hemden an, und Dash trug einen Monat lang jeden Tag eins dieser Hemden, obwohl er nach wie vor behauptete, dass Mode in Seattle kein Thema sei. Als Edith die Schimpfnamen für ihren Mann ausgingen, erfand Dash das Wort »Schlabber bracke«, eine Mischung aus »Schabracke« und »Schwabbelbacke« mit der Zusatzkonnotation »schlabbern«. Mr. Benson erhielt eine SMS von Maggie, in der sie beichtete: »Hab das Auto geschrottet. Mir geht’s gut. Bin aus Versehen in Idaho gelandet, kann also sein, dass ich heute Abend nicht nach Hause komme. Sorry!«
    »Wie soll ich denn darauf reagieren?«, fragte Mr. Benson hilflos.
    »Wie haben Sie denn beim ersten Mal reagiert?«, wollte Dash wissen.
    »Da bin ich nach Idaho gefahren und habe sie abgeholt.«
    »Und was hätten Sie gerne getan?«
    » Mich besoffen und ihr bis September 2035 Hausarrest gegeben.«
    »Dann tun Sie das doch einfach jetzt.«
    »Geht das denn?«
    »Natürlich. Hat vielleicht sogar eine therapeutische Wirkung.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit Wehmut an die Auseinandersetzungen mit meiner halbwüchsigen Tochter zurückdenken würde.«
    »Geb en Sie ihr Hausarrest. Und dann gehen wir zusammen los und erledigen den ersten Teil«, schlug Dash vor.
    »Den ersten Teil?«
    »Das mit dem Besaufen.«
    Es war manchmal wirklich nicht leicht, die Trauer der Kunden mit anzusehen, sich um sie zu kümmern und ständig mit ihnen zusammen zu sein, aber es konnte auch befriedigend sein. Es war schön zu sehen, wie sich ihre Gesichter aufhellten, wie ihr Lächeln den Sieg über ihre Tränen davontrug, wie sie den Atem anhielten und sich ans Herz fassten und flüsterten: »Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank.« Man sah ihnen die Erleichterung förmlich an, sah ihnen an, wie die Anspannung von ihnen abfiel . Und oft, sogar sehr oft, fielen die Kunden Sam hinterher um den Hals. »Vielen, vielen Dank! Das war das schönste Geschenk auf Erden. Viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Jetzt geht es mir besser. Dank Ihnen konnte ich endlich loslassen, mich endlich verabschieden.«
    Die Leute meldeten sich an, weil sie sich von Verstorbenen, die ihnen nahegestanden hatten, verabschieden wollten, aber dann wurden sie s üchtig und wollten sie in ihrem Leben behalten. Auch darin behielt Meredith recht : Der Tod begleitete einen ein Leben lang.

A lbert
    Dass sie Penny nicht einfach so ins kalte Wasser schubsten wie ihre anderen Kunden, erwies sich als glückliche Fügung. Ein paar Wochen nachdem sie Penny mehr oder weniger adoptiert hatten, hielt Meredith sie für bereit, es mit RePrise zu versuchen.
    »Sie ist zu alt«, widersprach Dash. Er hatte den Nachmittag in Pennys Wohnung verbracht und ihr geholfen, Ordnung und System in ihre Küche zu bringen, bevor er sie auf eine Pizza und ein Eis ausgeführt hatte.
    »Sie ist nicht zu alt. Sie ist genauso alt wie Oma «, sagte Meredith.
    » Oma wäre auch zu alt gewesen für RePrise.«
    »Sie benutzt es doch die ganze Zeit.«
    »Nein, Merde«, korrigierte Sam. » Du benutzt es die ganze Zeit. Nicht Livvie.«
    »Na ja, würde sie aber.«
    »Für eine alte Dame kannte sie sich ziemlich gut mit Computern aus«, stimmte Dash seiner Cousine zu. »Aber ich behaupte ja auch gar nicht, dass Penny nicht mit der Technik zurechtkommen würde, sondern bezweifle, dass sie kapieren würde, worum es geht. Junge Leute sind es gewöhnt, virtuelle Beziehungen zu führen und einen Großteil ihrer Freizeit im Internet zu verbringen. Aber Penny würde es erschlagen, glaube ich.«
    »War sie heute wieder komisch?«, fragte Meredith. »Hattest du den Ei ndruck, dass sie weggetreten war?«
    »Nein, sie war ganz normal. Und ich finde, das sollte auch so bleiben.«
    »Aber sie vermisst Albert so «, sagte Meredith. »Und das bricht m ir das Herz. Kann sein, dass es gar nicht funktionieren würde, weil er den Computer angeblich nicht besonders oft benutzt hat. Aber ich finde, wir sollten es wenigstens probieren. Dann sehen wir ja, ob es klappt.«
    »Also ich halte das für einen Fehler«, erklärte Dash kategorisch.
    »St immen wir ab?« Meredith hatte sich angewöhnt, bei Meinungsverschiedenheiten eine

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