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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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meldete sich Livvie. »Ich habe gerade an dich gedacht.« Das Staunen darüber, dass sie selbst einen geliebten verstorbenen Menschen hatten, den sie anrufen konnten, faszinierte Sam jedes Mal aufs Neue. Genau wie die Tatsache, dass er tatsächlich ein Computerprogramm entwickelt hatte, das den Eindruck erwecken konnte, es hätte an einen gedacht.
    »Hallo, Oma «, antwortete Meredith mit kläglicher Stimme.
    »Irgendwie bläst du in letzter Zeit nur noch Trübsal. Was ist los, Spatz?«
    »Nichts.«
    »Natürlich ist was.«
    »Ach, nur … Probleme bei der Arbeit.«
    »Du arbeitest zu viel. Du und Sam, ihr solltet Urlaub nehmen und mich besuchen kommen.«
    »Wenn jemand ein schreckliches Geheimnis über dich wüsste, das dich anfangs noch unglücklicher, aber auf lange Sicht weniger traurig machen würde, würdest du es dann wissen wollen?«
    Livvie wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. »Tut mir leid, Süße, ich verstehe nicht, was du meinst.« Dann sagte sie: »Hier ist herrliches Wetter! Du würdest es lieben!«
    »Ist das alles falsch? Ist es falsch, was wir tun , was ich tue?«, fragte Meredith ihre Großmutter.
    » Mein Liebling?« Livvie verstand zwar die Frage nicht, kannte aber trotzdem die richtige Antwort: » Mein Liebling macht nie etwas falsch.«
    A lles passé
    Das war nur der Anfang gewesen. Aus der ersten Handvoll Kunden wurden Dutzende und schließlich Hunderte, Sams zwei Stunden Schlaf pro Nacht wuchsen erst auf vier, dann auf fünf und schließlich auf acht Stunden, die Hunde bekamen wieder ausgiebige Spaziergänge, Meredith entspannte sich endlich ein wenig, und Dash blieb wieder öfter in L. A. Penny etwas zu essen oder ein neues Buch oder eine Topfblume hinunterzubringen wurde zum selbstverständlichen Bestandteil ihres Tagesablaufs, und es pendelte sich insgesamt so etwas wie ein geregelter Rhythmus ein.
    Sam fand morgens sogar meist wieder Zeit zum Joggen. Er joggte durch das Arboretum oder den Seward Park oder auf dem Waterfront Trail. An einem kühlen, regnerischen Morgen Ende April fuhr er mit dem Auto zum Discovery Park und joggte dort am Steilufer entlang bis zum Leuchtturm und wieder zurück. Danach war er von Regen und Schweiß völlig durchnässt und fuhr mit offenen Fenstern zurück nach Hause.
    Dort fand er seine Wohnung auf ungefähr hundert Grad erhitzt und Meredith in der Mitte des Wohnzimmers vor, wo sie in einem klatschnassen Trägertop und sehr kurzen Shorts Yoga machte. Als Sam durch die Tür hereinkam, hatte er das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Die Hunde hoben kläglich die Köpfe vom Sofa und wedelten je einmal kurz mit dem Schwanz. Zu mehr reichte ihre Energie nicht.
    » Meine Güte , Merde, was soll das? Das ist ja ein Feuchtbiotop hier drin! «
    Sie befand sich gerade in der Hund-Position und blickte ihn schnaufend zwischen ihren Beinen hindurch an. »Mein Hot-Yogastudio hat zu«, erklärte sie. »Heute ist doch ›Nimm dein Kind mit zur Arbeit‹-Tag.«
    »Müsste dein Yogastudio dann nicht erst recht offen sein, damit deine Yogalehrerin ihre Kinder mit zur Arbeit nehmen könnte?«
    »Sie hat ihre Tochter mit zu ihrer anderen Arbeit genommen«, sagte die noch immer auf dem Kopf stehende Meredith schulterzuckend. »Ihrer Tochter wird schlecht von der Hitze.«
    »Kann ich absolut nachvollziehen«, murmelte Sam. »Kannst du de nn nicht ausnahmsweise mal Yoga bei Raumtemperatur machen?«
    »Nein. Wenn man einmal mit Hot-Yoga angefangen hat, gibt es kein Zurück mehr. Ich bin viel biegsamer, wenn es heiß ist.« Sie war völlig durchnässt – nasser als er, obwohl er eine Stunde lang durch den Regen gejoggt war – und tatsächlich sehr biegsam. Irgendwie war es ihr gelungen, sich auf den Rücken zu drehen und eine Brücke zu bilden, die Füße und die Hände fest in den Boden gestemmt. Ihre Vorderseite reckte sich in einem vollendeten Bogen Richtung Decke, und der untere Teil ihres Trägertops, der an ihrem Bauch klebte, hob und senkte sich bei jedem Keuchen. Ihm fiel auf, dass sich der obere Teil im Rhythmus ihres Herzschlags bewegte. Sie schnaufte schwer.
    »Du bringst meine Atemtechnik durcheinander«, sagte sie vorwurfsvoll, während ihr der Schweiß von der Stirn durch die zerzausten Haare auf die Yogamatte tropfte.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das tut«, antwortete Sam verschmitzt. Auf dem Weg zu ihr zog er die matschigen Schuhe und Socken aus und stellte seine Füße links und rechts von ihren Füßen schulterbreit auseinander

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