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Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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die erst einige Probegänge durchläuft, bevor sie in der Lage ist, einen doppelten Espresso oder dergleichen herzustellen.
    Ich ließ ihn noch eine Weile in Ruhe, dann erhob ich mich und sagte: »Komm, Schatz, Kerstin macht sich sicher große Sorgen.«
    Ich reichte ihm die Hand, und er ließ sich aus dem Sessel herausziehen. Wir traten zurück in den Stollengang und bewegten uns auf die zunehmende Scheibe des Ausgangs zu. Sodann standen wir in dem steinernen Bogen und schauten hinaus aufs Land.
    Was hatte ich erwartet? Eine andere Welt, nur weil mir meine tote Schwester im Traum begegnet war?
    Dann aber …
    Ich formte mit der flachen Hand ein Vordach entlang meiner Augenbrauen und schaute hinüber zur …
    Ich sah sie, ich sah die Sonnen.
    Nicht eine Sonne, sondern drei . Eine große und zwei kleine.
    Das war doch … Stimmt, ich erinnerte mich, von solchen Erscheinungen einmal gelesen zu haben. Einem optischen Phänomen, bei dem das Licht auf horizontal in der Luft stehende Eisplättchen traf und auf der einen Seite der Eisprismen eintrat und an der übernächsten Seite wieder aus. Daraus resultierten die Lichtkörper rechter oder linker Nebensonnen oder auch beidseitiger, wobei sich selbige stets auf gleicher Höhe mit der tatsächlichen Sonne und in einem Abstand von etwa zweiundzwanzig Grad befanden. Es existierte zwar eine noch seltenere Hunderzwanzig-Grad-Spezialversion …
    Nun, das hier war eine Zweiundzwanzigerfassung, allerdings erstaunlich, daß etwas Derartiges in unseren Breitengraden geschah. Daß polare Eiskristalle von ebenmäßigem Wuchs in den Tiroler August gerieten. Als schlüpften Pinguine aus Hühnereiern.
    Drei Sonnen sah ich am Himmel steh ’ n.
    Ein altes Schubertlied. Schubert war auch so etwas, was ich von Little Face hatte.
    Im Lied von den Nebensonnen erwähnt der Held seine eigenen drei Sonnen, von denen die besten zwei verlorengingen. Nun sehnt er sich nach dem Dunkel, das auch das Abhandenkommen des dritten Sterns mit sich brächte.
    Im Dunkel wird mir wohler sein.
    Doch so rasch würde es bei uns nicht finster werden. Und auch der Tod, wie ich in dieser Nacht erfahren hatte, bescherte einem nicht das ewige Dunkel. Nicht, solange geträumt wurde.
    Simon hatte sinnvollerweise wieder seine Skibrille aufgesetzt, blickte hinüber zu der himmlischen Dreifaltigkeit und rief: »Kladoor fa! Kladoor fa!«
    »Ja, kladoor fa!« gab ich zurück, meinerseits mit Sonnenbrille das Phänomen bestaunend.
    Doch lange hielt das »Wunder« der drei Sonnen nicht an. Die beidseitigen Haloerscheinungen lösten sich im warmen Strahl jener Quelle aus, die sie verursacht hatte. Später würde ich feststellen, daß kein Mensch von den drei Sonnen sprach. Als wäre dies niemals geschehen, als hätte ich mir das – in eine Schubertsche Wahnvorstellung geratend – bloß eingebildet. Wäre da nicht Simon gewesen, der ein »Kladoor fa!« von sich gegeben hatte. (Aber das wäre den anderen so erschienen, als berichte jemand von einer Ufosichtung, um dann als Beweis anzuführen, sein Hund sei auch dabeigewesen.)
    Wir machten uns auf, um hinunter zur Hütte zu gelangen. Auf halbem Wege kam uns Kerstin entgegen, die von drei Männern der Bergrettung begleitet wurde. Dieselben hatten bereits in der Nacht, mitten in einem überraschend aufgezogenen Sturm, der an mir und Simon völlig unbemerkt vorbeigegangen war, versucht gehabt, zum Bergwerk hochzugelangen, hatten aber umkehren müssen, um nicht vom Berg heruntergefegt zu werden.
    Simon und ich schlossen Kerstin in die Arme. Sie zitterte. Ihr Gesicht brannte von Tränen. Aus ihrem trockenen Mund drang eine ungewohnt schwache Stimme: »Ich wußte doch nicht, wo ihr seid.«
    »Im Bergwerk«, sagte ich. Und konnte nicht anders, als zu meinen: »So gesehen, hat uns dieser Naziwahnsinn also gerettet.«
    »Ohne den wärt ihr doch gar nicht hochmarschiert«, entgegnete Kerstin. Ihre Stimme klang jetzt schon wieder deutlich stärker.
    Der Notarzt unter den Bergrettern stellte nun unsere absolute Unversehrtheit fest. Wobei zu meiner Überraschung keiner von den dreien mir eine Predigt, eine »Bergpredigt«, hielt und mir vorwarf, mich und das Kind und letztendlich auch die Retter selbst in Gefahr gebracht zu haben.
    Dies bekam ich dann später zu hören, als wir die Hütte erreichten, wo noch weitere Leute der Bergrettung und ebenso die Gäste zusammengekommen waren. So groß die Freude war, uns wohlauf zu sehen, und so freundlich die Blicke, die Simon empfing, so

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