Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
viele Soldatenstiefel und Panzerketten tragen gute Erde ab. Haben Sie Wort dafür?«
    »Mutterboden?«
    »Ja. Mutterboden abgetragen. Felder sind brach. Ich habebisschen Geld und das verbrauch ich, um zu trinken. Später vielleicht werde ich hungern. Lage ist sehr schlecht.«
    »Seien Sie froh, dass Sie kein Japaner sind«, sagte ich.
    »Ja, oder Jude«, sagte Krzysztof und lachte. »Ich war Polizei im Judenlager in der Nähe. Das sehr gut, versprechen Deutsche. Bezahlung ist gut. Viel zu essen. Wenn du Frau willst, kannst du nehmen. Dann entscheiden sie, Juden nach Treblinka zu schicken, und alles ist weg.«
    »Sie waren auch Wache in Chełmno?«
    »Ja, bis verdammte Deutschen es mir wegnehmen. Jetzt geht nicht schlimmer.«
    Aber Krzysztof erging es schlimmer, und zwar eine halbe Stunde später, als ich ihn mit nach draußen vor die Tür nahm und ihm in die Fresse schlug, bis sein Gesicht Matsch war und die Nase eingedrückt und der Mund nur noch ein zerfranstes keuchendes Loch.
    Ich ließ ihn auf der Straße liegen. Sein Blut sickerte durch die Rinnen zwischen den Pflastersteinen, und ich machte mich aus der Stadt davon, bevor die lokalen Behörden mich entdeckten. Ein paar Tage später buchte ich die Heimreise. Wurde Polizist. Und jetzt, was bin ich jetzt?

44
    Randall Jennings saß an meinem Küchentisch und betrachtete hundert Kilo Nazigold. Tequila stand mit verschränkten Armen an der Tür.
    Er würde am liebsten ein paar Barren zurückbehalten, aber ich wusste, dass wir unsere Geschichte so dicht an der Wahrheit halten mussten wie nur irgend möglich, und dass der Mörder uns auf den Fersen bleiben würde, solange auch nur eine Unze Gold in unserem Besitz war. Daher lagen also trotz aller Proteste Tequilas sämtliche acht Barren auf dem Tisch.
    T. Addleford Pratt krümmte sich, zusammengerollt und blutend, auf dem Fußboden. Seine Hände und Füße waren immer noch mit Klebeband gefesselt.
    »Wenn Sie wissen möchten, warum Kind ermordet wurde – das hier ist der Grund«, sagte ich zu Jennings. Ich hatte ihm erläutert, wer Ziegler war und wie er mit dem Schatz aus Europa fliehen konnte. Ich sagte ihm, warum wir in St. Louis gewesen waren, und tischte ihm eine Version der Geschichte auf, wie wir das Gold in die Hände bekommen hatten. Unerwähnt blieb natürlich, dass zu dem Zweck eine Bank bestohlen wurde.
    »Jim Wallace wusste sein Leben lang von dem Schatz, schämte sich aber, weil er Ziegler entkommen ließ, und erzählte deswegen niemandem davon. Erst auf dem Sterbebett brach er sein Schweigen und weihte uns ein: mich, Norris Feely und Lawrence Kind.«
    Jennings warf einen prüfenden Blick auf Pratt und dann auf die Goldbarren mit den Hakenkreuzstempeln. Er rieb sich die Augen. Er sah müde aus und hatte dienstfrei gehabt, als ich ihn zu Hause anrief.
    »Was hat denn der Typ da mit der Geschichte zu tun?«, fragte er.
    »Er ist der Schuldeneintreiber für das Silver Gulch Casino in Tunica. Lawrence Kind schuldete ihm Geld und hat ihm zum Ausgleich für seine Spielschulden einen Anteil am Schatz versprochen.«
    »Und er ist der Mörder?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich. Was irgendwie auch stimmte. »Wir haben den Mistkerl dabei erwischt, wie er sich hier rumgetrieben hat und einbrechen wollte.«
    »Das ist eine Lüge«, rief Pratt.
    »Du hast das Recht zu schweigen, Arschloch«, sagte Jennings.
    Das ließ Pratt verstummen. Er schien klug genug zu sein, ohne seinen Anwalt nichts mehr zu sagen. Mir kam das durchaus gelegen.
    »Na, jedenfalls«, sagte ich, »hörten wir, wie dieser Typ draußen rumkrauchte, und Tequila hat ihm eine Tracht verabreicht. Sie müssen wissen, wir waren verdammt nervös nach dem, was mit Jitzchak geschehen ist, und bevor wir ihn überwältigt hatten, wussten wir ja nicht, ob er vielleicht bewaffnet war.«
    »Und was hatte Steinblatt mit diesem Durcheinander zu schaffen?«
    Ich berichtete ihm von Avram Silver und davon, wie Steinblatts Auftauchen mit meinem Anruf bei Silver und Kinds Tod zusammenfiel. Ich erläuterte, wie wir Pratt darauf hingewiesen hatten, dass Steinblatt mit dem Schatz zu tun hatte. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass ich die Schuld an Steinblatts Tod und auch an Yaels Tod trug.
    »Die Israelis hatten nichts mit alledem zu tun«, sagte ich und schüttelte traurig den Kopf. »Sie starben, weil der Mörder sie mit uns in Verbindung gebracht hat.«
    Jennings schien sich das für eine Weile durch den Kopf gehen zu lassen. »Eins muss ich Ihnen lassen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher