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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und die Kugel hätte nicht getroffen. Zwei Zentimeter nach rechts, und sie hätte, wie der Doc sagt, meine Eingeweide zerfetzt. Jemand hat mir mal gesagt, es sei besser, Glück zu haben, als ein guter Mensch zu sein. Ich vermute, für mich gilt beides zu gleichen Teilen.«
    Er atmete aus, beugte sich über mich, wie aus Mitgefühl. So wirkte es zumindest im Zwielicht des düsteren Krankenzimmers. »Ich denke, die Legenden sind immer größer als die Männer, die sie entstehen lassen«, sagte er.
    Ich nickte. »Und ich bin auch nicht mehr so groß, wie ich mal war.«
    »Unser gemeinsamer Freund Mister Pratt hatte weder Glück noch war er einer von den Guten. Der arme Kerl hat nicht überlebt. Die Ärzte haben sich größte Mühe gegeben, ihn durchzubringen, aber es ist noch nicht lange her, da haben sie die Maschine abgestellt.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich.
    »Er ist seinen schweren Kopfverletzungen erlegen. Von einem stumpfen Gegenstand hervorgerufen.« Jennings deutete auf den eigenen Kopf.
    Ich stellte in Windeseile einige Überlegungen an. »Wo ist mein Enkel?«, fragte ich.
    Der Detective seufzte theatralisch. »Unten auf dem Rücksitz meines Wagens. Freude macht es mir ja nicht gerade, aber ich muss ihn wegen Pratt verhaften. Unter den gegebenen Umständen bleibt mir nichts anderes übrig.«
    »Das kann nicht stimmen«, sagte ich. »Pratt war verletzt, als wir ihn übergeben haben. Aber niemals lebensgefährlich.«
    Jennings zuckte die Achseln. »Was soll ich sagen? Mit Kopfverletzungen kann es seltsam zugehen. Manchmal scheinen sie nicht so schlimm zu sein, wie man denkt, und dann setzen plötzlich Blutungen ein oder so. Ich bin kein Arzt. Ich weiß nur, dass der Mann in meinem Wagen eine Art Krampfanfall bekam und das Bewusstsein verloren hatte, als wir das Krankenhaus erreichten.«
    »Nein«, sagte ich. »Das ergibt keinen Sinn. Ich habe erlebt, wie es aussieht, wenn ein Mensch zu Tode geprügelt wird. Mag ja sein, dass wir Pratt ordentlich einen mitgegeben haben, aber wir haben ihm nicht den Schädel eingeschlagen.«
    »Warum noch groß darüber diskutieren? Man wird eine Autopsie machen. Möchten Sie der auch widersprechen?«
    Er beugte sich vor und tätschelte meine Schulter. »Machen Sie sich wegen Tequila keine zu großen Sorgen, Buck. Ich bin sicher, der Staatsanwalt lässt ihn auf Totschlag plädieren, und dann ist er innerhalb von drei Jahren wieder ein freier Mann. Unter den gegebenen Umständen lässt der Ankläger vielleicht sogar die Beschuldigungen fallen, oder vielleicht setzt der Richter seine Strafe auf Bewährung aus. Aber auch wenn er einige Jahre im Gefängnis verbringen muss, kriegt er doch sein Leben zurück. Mehr oder weniger. Niemand wird ihm ernsthaft einen Vorwurf machen, dass er den Kerl erledigt hat, der für die grausamen Morde an all diesen netten Menschen verantwortlich war.«
    »Ja«, sagte ich, bemüht, mir einzureden, dass alles gut ausgehen würde. »Ja.«
    Es war meine Schuld. Ich hatte Tequila in die Nazijagd mit reingezogen, weil ich ohne Hilfe nicht vor meinen wirklichen Problemen davonlaufen konnte, und jetzt wurde der arme Junge mit all diesen Leichen in Verbindung gebracht und musste mit einer Gefängnisstrafe rechnen.
    »Ich hoffe, Sie wissen, dass ich trotz all unserer Meinungsverschiedenheiten nicht glücklich über das bin, was ich tun muss. Wenn Sie mich fragen, ist Tequila ein Held. Aber wenn man als Polizist in einer so dreckigen Stadt arbeiten muss, kommt es einem vor, als würde man bis zum Arsch durch einen Fluss aus Scheiße waten. Sauber bleiben kann man nur, wenn man sich an den exakten Wortlaut des Gesetzes hält.«
    Das klang mir ziemlich vertraut. Ich grunzte eine widerwillige Zustimmung.
    »Wir werden den Jungen nicht dazu bringen, in einem Verhörraum eine Aussage zu machen, die ihm schaden könnte. Pratt war ein gemeingefährlicher Verbrecher, und Tequila stammt aus einer angesehenen Polizistenfamilie. Er wird die bestenChancen bekommen, die wir ihm geben können«, beruhigte mich Jennings.
    Ich versank deprimiert in meinen Kissen, als ich dem Detective kleinlaut versicherte, wie sehr ich zu schätzen wusste, dass er geholfen hatte, meinen Enkel in Gewahrsam zu nehmen. Meine Seite piesackte mich, und ich überlegte, wo ich noch mehr Schmerzmittel herbekommen könnte.
    »Natürlich wäre auch ein ganz anderer Ausgang denkbar«, sagte Jennings. Und es mochte vielleicht nur der Schatten gewesen sein, der in dem dunklen Zimmer mit seinen

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