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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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entgegengesetzt ein, um das Schleudern zu kontrollieren, und sobald die Richtung stimmt, löst du die Handbremse und gibst Gas. Verstanden?«
    »Ich denke schon«, sagte er ohne den kleinsten Funken Überzeugung. Er blickte in den Rückspiegel, die Augen weit aufgerissen, und hätte beinahe einem Range Rover den Seitenspiegel abrasiert. »An welcher Kreuzung? Wann soll ich es machen?«
    Ich sah mich um. Ich hatte mich in St. Louis einmal ziemlich gut ausgekannt, aber diese Informationen hatten in meinem Kopf nicht überdauert. Jedenfalls wusste ich absolut nicht, wo wir waren.
    »Völlig egal. Sobald du abbiegen willst. Du hast ja sowieso kein bestimmtes Ziel, sondern willst nur den Chevy abhängen.Und wenn du richtig um eine Kurve driftest, fährt er direkt an uns vorbei, und wir sind um die Ecke verschwunden.«
    »Okay, das krieg ich hin. Scheiße, das krieg ich hin.«
    Er packte die Bremse. Ich sah, dass seine Hand zitterte. Er hatte die Zähne zusammengebissen und schwitzte. Als Fahrer war er nicht gut genug, unseren Verfolger abzuschütteln, und wenn er es trotzdem versuchte, würde er den Wagen zu Schrott fahren. Und wir würden sterben.
    »Tu’s nicht«, sagte ich.
    »Was?«
    »Es ist zu gefährlich. War eine dumme Idee.«
    Ganz kurz schwenkte sein Blick von der Straße zu mir. »Ich schaff das, Grandpa.«
    »Sich auf eine Verfolgungsjagd einzulassen ist gefährlicher, als sich einem Verfolger zu stellen«, belehrte ich ihn. »Und wenn man uns wegen Verkehrsgefährdung festnimmt, verlieren wir unseren Schatz sowieso. Also fahr langsam und halte dich an die Geschwindigkeitsbegrenzung.«
    Er nahm den Fuß vom Pedal. »Was soll ich also machen, Pop?«
    »Fahr irgendwo da vorne rechts ran.«
    Tequila lenkte den Buick von der Straße auf den fast leeren Parkplatz eines Applebee-Restaurants und hielt an. Ich stieg aus und Tequila ebenfalls.
    »Steck deine Hand in die Jacke, als hättest du eine Waffe«, forderte ich ihn auf.
    Die dunkle Limousine fuhr auf den Platz hinter uns und kam langsam zum Stehen. Die Fenster und auch die Windschutzscheibe waren so dunkel getönt wie Gläser einer Sonnenbrille, keine Chance für mich, zu erkennen, wer hinterm Steuer saß.
    Ich zog den Reißverschluss meines Sweatshirts auf, um dem Fahrer einen Blick auf das zu ermöglichen, was ich umgeschnallt hatte.
    Einen Augenblick lang stand der Chevy nur da, und sein Motor knurrte uns im Leerlauf an. Ich bewegte meine Hand zum Knauf des .357. Ich wollte nicht bei einem Autounfall sterben, aber ich wollte auch nicht zugrunde gehen wie Lawrence Kind.
    Als ich da stand, den Blick über den Parkplatz eines Einkaufszentrum schweifen ließ und auf einen aussichtslosen Showdown mit einer Tonne Detroit-Stahl harrte, fühlte ich mich alt und aus der Zeit geworfen, wie ein Cowboy, dessen Grenzland sich in Outlet Shops und Golfplätze verwandelt hat. Wenn der Fahrer aufs Gaspedal trat, würde er mich umfahren. Ich war weder schnell noch agil genug, um auszuweichen, aber stehenzubleiben und die Knarre auf ihn zu richten, um dem Dreckskerl zu drohen, wäre ebenso lachhaft wie wirkungslos.
    Der Tod stand mir bevor, und ich konnte nichts daran ändern.
    Also wich ich nicht von der Stelle, eine Hand auf meinem letzten kläglichen Mittel des Protests, und wartete darauf, was der Fahrer der schwarzen Limousine als Nächstes tat. Er schaltete in den Rückwärtsgang, setzte zurück und fuhr davon.
    »Hast du dir sein Nummernschild gemerkt?«, fragte ich Tequila.
    »Nein, ich hab sein Heck ja nie zu Gesicht bekommen«, antwortete er.
    An der vorderen Stoßstange war kein Nummerschild gewesen. In Missouri mussten zugelassene Wagen vorne und hinten ein Nummernschild tragen, aber in Tennessee wurde nur ein Nummerschild hinten verlangt.
    Mit dem Ärmel von Tequilas Sweatshirt wischte ich mir den Schweiß aus den Augen und lachte erleichtert. »Ich muss zugeben, dass mich einen Moment lang der verrückte Gedanke umtrieb, der Kerl sei der Leibhaftige und gekommen, mich zu holen.«
    Tequila schüttelte den Kopf. »Ich war vielleicht nie der beste Schüler in der Hebrew School, aber ich bin ziemlich sicher, dass der Sensenmann keinen verdammten Chevy Malibu fährt.«

33
    Tequila wollte zurück ins Hotel.
    »Du bist wohl weich in der Birne«, sagte ich zu ihm. Wir hatten die vergangenen Stunden damit verbracht, ziellos durch die Gegend zu fahren und nach dem schwarzen Chevy oder sonst einem Auto Ausschau zu halten, das uns verfolgte.
    »Unsere Reisetaschen sind

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