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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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würde bedeuten?«
    Es bedeutete, dass wir ein verdammtes Mindestmaß an Vorsicht walten ließen. Wir wollten nicht, dass irgendjemand unser Auto auf den Hotelparkplatz fahren sah; unsere Verfolger würden garantiert dort nach uns Ausschau halten. Yael würde ihnen sowieso Bescheid geben, aber auf die geringe Chance hin, dass Tequila Recht hatte und sie nicht mit Silver unter einer Decke steckte, mussten wir zumindest versuchen, unentdeckt hinein- und wieder hinauszukommen.
    Wir warteten mit der Rückkehr bis zur Dämmerung. Möglicherweise war jemand, der das Hotel überwachte, ja zu der Ansicht gekommen, dass wir nicht wieder auftauchen würden. Und außerdem wäre es im schummrigen Licht schwieriger, Tequila zu entdecken, der zu Fuß unterwegs war.
    Wir fuhren diverse Male in Querstraßen um das Hotel herum, sahen uns nach Verfolgern und Leuten um, die in geparkten Wagen saßen und eventuell die Gegend beobachteten. Wir achteten auf alles, was uns irgendwie fehl am Platze vorkam.
    Wir schienen keinen Verfolger zu haben, und während der vergangenen beiden Stunden hatten wir nur einen schwarzen Chevy gesehen, aber dessen Scheiben waren durchsichtig, und auf der vorderen Stoßstange trug er ein Missouri-Kennzeichen. Die Luft schien rein zu sein.
    Aber als wir an den Embassy Suites vorbeirollten, war nicht zu übersehen, dass drei Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht davor standen.
    »Was, meinst du, geht da vor?«, fragte Tequila
    »Das ergründen zu wollen, dürfte eine dumme Idee sein«, sagte ich. »Machen wir uns davon.«
    »Nun hör aber mal auf«, sagte er und schlug aufs Lenkrad. »Wahrscheinlich eine Drogenrazzia oder ein Raubüberfall. Vielleicht ist es gar nicht so übel, die Cops hier zu haben. Das schreckt die bösen Jungs ab.«
    Mir gefiel es nicht, aber er war nicht zu überzeugen. Er war dabei, seinen Fehler zu machen, und ich musste wohl oder übel damit fertigwerden.
    Da wir den Wagen mit dem Gold im Kofferraum selbstverständlich nicht unbewacht zurücklassen konnten, parkte Tequila ein paar Straßen vom Hotel entfernt. Er würde reingehen, die Taschen holen, sich von Yael verabschieden und uns abmelden. Ich würde mit laufendem Motor und mit einer Hand an meiner .357 warten.
    »Halte dich nicht ewig mit dem Mädchen auf«, wies ich ihnan. »Wenn wir lange genug leben, um das Gold zu einem Hehler zu schaffen und das Geld erst mal sicher auf einer Bank liegt, und du sie dann immer noch willst, kannst du sie ja nach New York einfliegen lassen. Also los, und komm in ein paar Minuten zurück!«
    »Ich mach das schon, Grandpa«, sagte Tequila, als er aus dem Auto stieg. Ich glaubte ihm nicht recht.
    Ich rauchte vier Zigaretten, während ich auf ihn wartete. Als ich mir die fünfte anstecken wollte, kam er aus dem Hotel und hatte die Reisetaschen dabei. Aber er war nicht allein, sondern ein Mann ging neben ihm.
    Ich kniff die Augen zusammen, aber bei meiner beeinträchtigten Sehkraft mussten die beiden erst ziemlich nahe herankommen, bis ich im zweiten Mann Detective Randall Jennings erkannte, den Mord-Cop aus Memphis, und erst als die beiden neben meinem Fenster standen, bemerkte ich, dass mein Enkel weinte.

34
    Meine Gedanken rasten, naja, so wie es mein alterndes Hirn eben noch hergab. Panik krallte sich in meine Eingeweide, und der längst eingerostete Cop-Instinkt schlang sich um mein Rückgrat und ließ unter meiner Schädeldecke die Alarmglocken läuten.
    Ich versuchte mich zu erinnern, was mein Arzt über Paranoia gesagt hatte, und griff nach meinem Merkheft, um es nachzulesen, aber meine Hände zitterten so stark, dass ich nicht darin blättern konnte.
    Jennings würde nicht hier nach uns suchen, wenn nicht jemand ermordet worden wäre. Während wir auf Schatzsuche waren, war zu Hause etwas Schlimmes passiert.
    Der Detective lehnte an der Kühlerhaube meines Wagens und beschmierte den Lack mit seinen Schweißfingern.
    »Immer wenn ich Sie sehe, Buck, gibt es einen Toten. Wie kommt das?«, fragte er.
    Ein Bild schoss mir durch den Kopf: Der grobschlächtige und zornige Jitzchak Steinblatt trottet Frans Einfahrt entlang, ein langes Sägemesser in der Hand.
    Ich stieg aus dem Auto und lehnte mich an den Türrahmen, den ich so fest umklammerte, dass meine Finger und Knöchel weiß anliefen. Ich warf meine Zigarette weg und holte tief Luft.
    »Sagen Sie mir, was geschehen ist«, bat ich leise. Ich versuchte, mich für die Antwort zu wappnen.
    »Die Reinigungskraft in Ihrem Hotel hat heute Morgen

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