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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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den Fahrersitz. Ich stieg ebenfalls ein.
    Als wir mit dem Buick vom Parkplatz rumpelten, hatte es den Anschein, als seien wir heil davongekommen: kein Sirenengeheul und kein Blaulicht am Horizont, niemand, der in höchster Eile die Bank verlässt und sich an unsere Fersen heftet.
    Auf den Videos der Überwachungskameras würden wir heute die Hauptdarsteller sein, angefangen bei dem Theater, das wir gemacht hatten, um überhaupt an das Schließfach zu kommen, bis zum Transport der schweren Taschen durch die Lobby. Aber die Belohnung war es wert gewesen, das Risiko einzugehen.
    »Ein Kilo hat zweiunddreißig Feinunzen«, sagte Tequila. »Und Gold wird auf dem Rohstoffmarkt für ungefähr neunhundertfünfzig Dollar die Unze gehandelt.«
    »Da haben wir uns also ganz anständig bedient?«
    »Etwas mehr als drei Millionen Dollar, obwohl es weniger sein dürfte, wenn wir das Geschäft mit irgendeinem windigen Hehler abwickeln müssen«, sagte er. »Auf jeden Fall kein schlechter Lohn für einen halben Tag Arbeit.«
    Ich blickte in den Rückspiegel. »Könnte aber sein, dass wir noch nicht Feierabend machen können. Ich glaube, wir haben einen neuen Freund.«
    Mit einigen Autolängen Abstand folgte uns eine schwarze Chevrolet-Limousine mit getönten Scheiben. Sie hatte sich hinter uns gesetzt, als wir den Bankparkplatz verließen, und war uns seither gefolgt.
    »Bist du sicher?«
    »Ich glaube, ich hab ihn auch gestern schon gesehen.« Die Ampel vor uns würde im nächsten Moment umspringen. »Schnell, bieg nach links ab.«
    »Aber ich fahre doch nach MapQuest, und dann verirre ich mich.«
    »Halt die Klappe und bieg verdammt noch mal ab.«
    Wir schleuderten mit ziemlicher Geschwindigkeit über die Kreuzung, als die Ampel von Gelb auf Rot sprang. Der Sicherheitsgurt spannte sich schlagartig eng um meine Brust, da die Trägheit meines Gewichtes dem Schwung des Autos entgegenstand, später würde ich wieder blaue Flecken haben. Die Limousine fuhr bei Rot, und jemand, der den Weg des Chevy kreuzte, musste hart auf die Bremse steigen, um nicht mit ihm zusammenzustoßen. Hinter uns ertönte ein zorniges Hupkonzert.
    »Wir haben tatsächlich einen Verfolger«, sagte ich.
    Tequila war nervös. Er sah mich an und fragte: »Soll ich die Polizei rufen?«
    Ich schnaubte, wie so oft. »Mit Gold im Wert von drei Millionen Dollar im Kofferraum? Ja, das ist eine prima Idee. Rufen wir sie.«
    »Okay. Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Was denkst du denn?«, fragte ich. »Wir schütteln ihn ab.«
    Tequila blickte in den Rückspiegel und trat aufs Pedal. »Ich war noch nie an einer Verfolgungsjagd beteiligt«, informierte er mich. »Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll.«
    Er lenkte den Buick mit einem Schlenker durch eine Lücke im Verkehr und schaffte es gerade noch, einem klapprigen Plymouth Kombi auszuweichen.
    »Fahr so schnell du kannst«, forderte ich ihn auf. »Und pass auf, dass du mit niemandem zusammenstößt.«
    Tequila raste wieder bei Gelb über eine Kreuzung, und unser Schatten tat es ihm gleich.
    »Ich bin nicht sicher, dass ich den Kerl abhängen kann«, sagte er.
    Ich öffnete das Handschuhfach und fand meine Waffe. Warum sollte ich dem Verfolger nicht die Reifen plattschießen oder ihm durch die Windschutzscheibe eine Kugel voll in die Visage jagen? Ich wollte die Scheibe runterdrehen.
    »Was machst du denn, Pop? Du bringst uns noch ins Gefängnis. Oder ins Grab.«
    Wahrscheinlich hatte er Recht. Ich war schon lange kein Cop mehr, und sich im Straßenverkehr aus dem Autofenster zu hängen und durch die Gegend zu ballern, würde bestimmt als unstatthaft angesehen. Ich schob die Waffe wieder in den Halfter und fasste nach meinem Merkheft, um wenigstens etwas zu haben, an dem ich mich festhalten konnte.
    »Versuchen wir, ihn in einer Kurve loszuwerden«, sagte ich. »Weißt du, wie man mit der Handbremse driftet?«
    »Äh, ich glaube, das hab ich mal in einem Videospiel gemacht.«
    Der Junge hatte nie gelernt, vernünftig Auto zu fahren. Brian hatte es Fran überlassen, ihm das beizubringen. Ich gab mir alle Mühe, mit ruhiger und gefasster Stimme zu sprechen, denn ich wollte ihn nicht mehr als nötig verunsichern.
    »Du fährst mit Tempo in die Kurve, dann schlägst du das Lenkrad hart ein und betätigst die Handbremse, damit die Hinterräder blockieren. Das müsste dazu führen, dass sie ihre Straßenhaftung verlieren und der hintere Teil des Wagens in die Kurve schleudert. Dann schlägst du das Lenkrad scharf

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