Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
noch im Zimmer«, protestierte er.
    Das war mir egal. »Die lassen wir da.«
    »Mein Laptop ist dabei. Mit all meinen Notizen aus den Vorlesungen.«
    »Dem geht’s gut. Das Hotelpersonal findet ihn bestimmt. Und die können ihn dir schicken.«
    Sein Blick war zum Steinerweichen. »Pop, ich möchte Yael noch einmal sehen.«
    Ich hatte bereits geahnt, dass es um sie ging. Ich seufzte. Aber mir waren schon öfter Mannsbilder begegnet, denen Frauen den Kopf verdreht hatten.
    »Billy, begreifst du denn nicht?«, fragte ich ihn. »Sie war von Anfang an mit in die Sache verwickelt. Wenn sie nicht selbst am Steuer des Chevy gesessen hat, wird sie bestimmt mit dem Fahrer zusammengearbeitet haben.«
    »Unmöglich. Ich hab ihr keinen Ton darüber gesagt, was wir hier machen. Sie wusste weder etwas von Ziegler noch von der Bank.«
    Tequila kapierte einfach nicht. Yael brauchte sich keine Informationen über Ziegler oder die Bank von ihm zu beschaffen. Sie arbeitete für Avram Silver, und der wusste bereits alles. Von ihm war der Hinweis gekommen, der uns überhaupt erst nachSt. Louis gebracht hatte. Ich hatte arroganterweise angenommen, ich hätte Silver dazu gebracht, versehentlich einen entscheidenden Hinweis zu Zieglers Aufenthaltsort zu geben, aber der ausgekochte Mistkerl hatte das mit voller Absicht getan. Er hatte mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt.
    Silver besaß das Ziegler-Dossier des Simon Wiesenthal Center. Er hatte die ursprüngliche Ermittlung geführt und bereits einen gescheiterten Versuch unternommen, an das Gold zu kommen. Als ich mit ihm sprach, wusste ich, dass er auf den Schatz aus war, und es schien so gut wie sicher, dass er »Henry Winters’« Spuren weiterhin verfolgt hatte.
    Er musste schon die ganze Zeit von Meadowcrest und dem Bankschließfach gewusst haben. Es war ihm nur nicht gelungen, den Schlüssel in die Hände zu bekommen. Er besaß nämlich keinen Vorwand, in Zieglers Zimmer zu gelangen. Und selbst wenn er des Schlüssels hätte habhaft werden können, wäre es ihm unmöglich gewesen, die Bankleute zu überreden, ihn an die Kassette zu lassen.
    Silver hatte mich benutzt, weil ein harmloser und schwächlicher alter Mann an so manche Orte gelangen konnte, die anderen Leuten, ohne Verdacht zu erregen, nicht zugänglich waren. Ein älterer Mann würde nicht unter irgendeinen Verdacht geraten, wenn er einen Patienten auf der geschlossenen Demenzstation besuchte. Ein älterer Mann konnte sich gegenüber den Bankangestellten als Henry Winters ausgeben und Zugang zum Inhalt des Schließfachs erlangen. Und Avram Silver hatte den perfekten älteren Mann gefunden, einen, der clever genug war, das Gold in die Hände zu bekommen, aber auch dämlich und verwirrt genug, um nicht zu merken, dass er nur benutzt wurde.
    Jetzt mussten die Israelis sich nicht mehr mit dem Problem herumschlagen, wie sie an den Schlüssel kommen und in das gesicherte Tresorgewölbe gelangen sollten. Das Gold befand sich im völlig ungesicherten Kofferraum eines Buick, und die einzigen Hindernisse zwischen Avram Silver und dem Goldschatzim Wert von drei Millionen Dollar waren ein törichter alter Mann und sein liebeskranker Enkel.
    Die Israelis brauchten uns nicht einmal zu folgen, sie wussten, wohin unsere Schritte führen würden, noch bevor wir es wussten. Sie waren vor uns hier gewesen und hatten uns wahrscheinlich während unserer gesamten Zeit in St. Louis beobachtet. Vielleicht war es Tequilas Freundin gewesen, die uns im schwarzen Chevy beobachtet hatte. Oder vielleicht überwachte sie auch nur unsere Aktivitäten.
    Aber jetzt war sie ein Köder. Und wenn wir ins Hotel zurückkehrten, würden sie ihre Falle zuschnappen lassen.
    »Das ist doch gequirlte Kacke«, beharrte Tequila. »Yael ist keine Spionin. Du kennst sie einfach nicht.«
    Ich ergriff ihn bei der Schulter und schüttelte ihn. »Mein Gott, Tequila, du hast die Frau erst vor zwei Tagen kennengelernt. Für das, was wir im Kofferraum haben, werden ihre Leute uns umbringen.«
    Er stieß meinen Arm zur Seite. »Lass mich, ich muss fahren.«
    »Du bist so ein Idiot«, sagte ich. Aber der wahre Idiot war die ganze Zeit ich gewesen. Und der Junge hatte zu viel von seinem Vater – und wahrhaftig auch von seiner Großmutter – in sich, um in dieser Sache nicht seinen Kopf durchzusetzen. Er saß am Steuer, und ich würde nur mitgenommen, wohin er auch fuhr.
    Ich seufzte. »Wenn wir dorthin zurückfahren, tun wir es auf meine Weise«, sagte ich.
    »Und das

Weitere Kostenlose Bücher