Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
kleinlaut.
«Jenau! Und da war mal wat! Mit ein Lehrer. Is aber schon een paar Jährchen her. Damals wollten die Eltern Canan von diese Schule nehmen, aber dit war janz kurz vor die Abschlussprüfung, und denn ham se mit die Schulleitung jesprochen, und der Lehrer hat ne Strafe bekommen oder so!»
Oh, oh! Sogar die Schulleitung war involviert. Da haben die aber alle schön dichtgehalten. Gut, es gab immer Getuschel, dass der Günther sich an die Mädels ranmachte, aber so konkret wusste ich nichts davon. Hat der damals ein Disziplinarverfahren bekommen? Wieso weiß ich das nicht? Frau Herz, die weiß alles, die muss ich fragen.
«Jetzt, wo du es erzählst, erinnere ich mich dunkel. Hieß es nicht damals, ein Bruder wollte sich an dem Lehrer rächen?»
Onkel Ali schüttelt den Kopf. «Die Ünvers haben keenen Sohn. Die haben fünf Meedchen. Die Cousins wollten ihm ans Leder! Zu Recht, wenn’de mich frachst!»
«Aber mal ehrlich! Onkel Ali, meinst du …»
«Guten Tag!» Ein junger Mann betritt den Laden. Na prima, an der entscheidenden Stelle!
Onkel Ali guckt ganz neutral und begibt sich in Verkaufsposition. Hoffentlich geht das jetzt schnell mit dem Typ.
«Einmal Marlboro und eine Bild und … einen Kaffee!»
NEIN ! Der soll jetzt hier nicht anfangen, Kaffee zu trinken.
«Zum Mitnehmen, der Kaffee?»
«Ja, bitte!»
Wie umständlich Männer sein können! Bis der alles in seinen diversen Taschen verstaut hat! Ist ja auch zu viel verlangt, Zigaretten, Kaffee, Bild, Portemonnaie, Handy und Schlüssel auf einmal zu transportieren! Warum haben diese Kerle keine Handtasche?
«Tschüss!»
«Schönen Tach ooch!»
Endlich! «Onkel Ali, was ich sagen wollte, diese Cousins, die haben den Lehrer damals bedroht, oder? Der ist übrigens inzwischen tot, der Lehrer! Du weißt, Günther Altmann. Der die Treppe am Reichstag runtergestürzt ist. Wobei ich nicht sagen will, dass die Cousins …»
«Ja, ick weeß. Und ick gloob ooch, dass die Jungs, also die zwee Cousins, Mehmet und Alper heißen die, nüscht mit dem Tod von diesen Lehrer zu tun haben. Die haben den damals bedroht, dit stimmt, und die sind ooch sonst nich janz harmlos, die ha’m schon mit die Polizei zu tun jehabt. Aba Mord und Totschlach! Nee!»
«Aber die Polizei hat die verhört nach dem Tod von dem Altmann. Da müssen die doch verdächtig sein!»
Onkel Alis Miene versteinert. «Woher will’ste dit wissen?»
Huh, verplappert. Und genau weiß ich das ja auch nicht. Emre und Ömür haben doch da so eine Andeutung gemacht.
«Ich dachte nur, bestimmt haben die …»
«Ja! Verhört! Aber die Polizei hat se nich festjehalten! Also …» Onkel Ali schließt einen Moment die Augen.
«Siehste, Frl. Krise. Deshalb will ick nich auf diese Hochzeit jehen. Wir sind krank, meine Emine und ich. Sie kann nich loofen und ick … ick hab Rücken! Diese janze Jeschichte, diese beeden Jungs, der uffjereschte Bräutijam, die armen Eltern und denn womöchlich noch Alkohol, dit is ma zu ville. Ick will nich dabei sein, wenn da jemand besoffen wat erzählt, wat keener wissen will und … vastehste?»
Ich nicke. Dabei – nee, ganz verstehen kann ich das nicht. Aber ich traue mich auch nicht, noch mehr zu fragen. Wer soll was auf der Hochzeit erzählen? Meint der durch die Blume, die Cousins hätten doch …
Onkel Ali reibt sich die Augen und gähnt. «Frau Freitag kommt aba spät heute! Die hat dich wohl vajessen, wa?»
Verwandt
«Nein … guck, da kommt sie!»
«Frl. Krise! Hier, schnell, ich muss dir was zeigen! Ali, hallo … können wir hinten ins Internet? Ah, hier, ist ja noch an, der Computer. Frl. Krise, bring mir mal einen Kaffee mit. Und hast du Zigaretten? Jetzt beeile dich mal, du glaubst nicht, was ich gefunden habe!»
«Stress mal nicht so rum, Frau Freitag! Erst kommst du so spät und jetzt … ich hab auch Neuigkeiten, übrigens.»
«Ja, ja, gleich und sorry, aber über Pünktlichkeit müssen wir beide ja nun nicht sprechen, oder? Ich sage nur Estrel-Hotel … egal. Also, guckst du hier! Tatata.»
«
Seulementtu?
Was soll das denn sein? Haha, Liebe im Blog. Wer schreibt denn so was?»
«Keine Ahnung, aber ich weiß, wer so was liest. Und zwar auf dem Schulcomputer im Lehrerzimmer. Heimlich, wenn niemand da ist.»
«Bei uns im Lehrerzimmer? Frau Herz etwa? Niemals!»
«Ich sag nur: ‹dicke Dinger!›»
«Frau Freitag! Du bist manchmal zu gewöhnlich! Dicke Dinger? Die Schirmer! Oder?»
«Ganz genau! Und jetzt lies mal! Hier, hier
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