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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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auf die habe ich ja nun gar keinen Bock. Ich hole mir erst mal einen Kaffee, vielleicht ist da ein Kollege, mit dem ich quatschen kann.
    In der Cafeteria ist nur Frau Özatay. Sie gibt mir meinen Kaffee und geht dann wieder nach hinten in die Küche, um die Brötchen für die Pause zu schmieren. Also wieder zurück zur Schirmer. Das Lehrerzimmer ist nicht besonders groß. Egal, wo du dich hinsetzt – du kannst eigentlich andere Anwesende nicht übersehen.
    «Hallo Johanna», sage ich, und die Schirmer zuckt zusammen, als hätte ich sie beim Masturbieren erwischt.
    «Frau Freitag, meine Güte … hast du mich erschreckt …»
    «Sorry, ich dachte, du hättest mich reinkommen gehört. Warst wohl zu vertieft.»
    «Nein, nein …», stammelt sie etwas nervös und fährt den Computer runter.
    «Hey, mach nur weiter, lass dich von mir nicht stören. Ich sitze einfach hier und trinke meinen Kaffee.»
    «Ach, nein, nein, ist schon gut. Ich war sowieso schon fertig.» Jetzt steht sie auf und füllt Wasser in den Wasserkocher.
    «Unterrichtsvorbereitung?», frage ich, um das Gespräch aufrechtzuerhalten.
    «Was? Äh nein … also doch, ach, egal. Willst du auch einen Tee?»
    Die Schirmer ist irgendwie nicht ganz auf dem Damm.
    «Nein, danke. Ich sagte ja gerade, dass ich Kaffee trinke.» Ich mag keinen Tee. Jedenfalls nicht als Ersatz für Kaffee. Ich mag nicht mal Leute, die Tee trinken. Sollen sie doch gleich Kaffee trinken. Tee ist ein Umweg. Ein Fake, ein Plagiat. Wie Tofuwürstchen. Tee ist das Methadon der Feigen.
    «Die Beerdigung war schön.»
    Frau Schirmer dreht sich zu mir um: «Schön???»
    «Na also, ich meine, ja, vielleicht ist ‹schön› nicht das passende Wort. Ich meinte gut, also angemessen. Die Reden haben mir gefallen. Als Günthers schwangere Frau gesprochen hat, da hätte ich fast geheult.»
    «Hmmm, na ja …», sagt die Schirmer, nimmt den Teebeutel aus der Tasse und wringt ihn mit der Schnur und einem Löffel aus. Teetrinkerprofitum.
    Ich werde hellhörig: «Magst du die nicht, die Franziska?»
    «Ach, was heißt hier mögen? Ich kenne die ja gar nicht. Aber ich finde, die passen gar nicht, also die passten gar nicht zusammen.»
    «Nee, stimmt, die sah viel zu gut aus für so einen alten … also für Günther.»
    «Das meine ich gar nicht. Aussehen, das ist doch nicht das Wichtigste in einer Beziehung, und auch der Altersunterschied … das wäre ja alles egal, aber intellektuell muss es doch stimmen. Man muss doch die gleichen Interessen haben, man muss sich doch unterhalten können.»
    «Wer weiß? Vielleicht hatten die ja gemeinsame Hobbys oder so.»
    «Hm, klar. Diese Fitnesstussi. Die hat sich doch nur dafür interessiert, dass ihr Make-up richtig sitzt und ihr Po nicht zu dick wird. Der Günther meinte, außer Sport hatte die gar nichts gemacht. Also, ich könnte nicht mit jemandem zusammen sein, der nichts von Literatur versteht.» Die Schirmer, ich kann sie mir richtig vorstellen – wenn sie nachmittags ihre Teezeremonie beendet hat, dann beginnt sie den Abend mit einem guten Buch und einem guten Rotwein, und wenn sie mal fernsieht, dann nur Arte und 3 SAT .
    «Was macht die Franziska eigentlich? Ich meine, beruflich.»
    «Fitnesstrainerin ist die.» Frau Schirmer verzieht dabei den Mund, als wäre Günthers Witwe eine Prostituierte. «Der Günther war für die natürlich eine gute Partie. Was verdient man schon als Aerobiclehrerin? Da kam ihr das Beamtengehalt von ihm bestimmt ganz gelegen. Und wie lange kann man so einen Job schon machen? Mit 50 kannst du da bestimmt nicht mehr rumturnen. Na ja, sie ist ja dann auch schnell schwanger geworden. Nur leider geht ihr Plan jetzt nicht mehr auf.»
    «Johanna, das klingt jetzt aber nicht sehr nett. Die arme Frau hat doch gerade ihren Mann verloren.»
    «Ja, und wir einen Kollegen …» Sie dreht sich um, und ich könnte schwören, dass ihr wieder Tränen in die Augen gestiegen sind: «Ach Mist, ich muss ja noch hoch zum Fischer. Bis später.»
    Damit lässt sie mich allein im Lehrerzimmer. Sofort fange ich an, mich zu langweilen, laufe rum, gucke, was die Kollegen auf ihren Tischen liegen haben und ob es irgendwo Schokolade gibt. Auf dem Platz von Frau Herz liegt ein angebissener Apfel, auf dem schon ein paar Fruchtfliegen sitzen. Daneben ist das Chaos von Frl. Krise. Keine Süßigkeiten in Sicht.
    Die Schirmer, die hatte was mit dem Altmann … ist doch offensichtlich, so seltsam, wie die sich seit seinem Tod benimmt. Vorhin am Computer

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