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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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tot!»
    •
    Dieses Essen war lecker, wenn auch sehr einfach. Aber das ist ja kein Wunder bei geschätzten 600 bis 700  Gästen. Ich wüsste mal gerne, wie die das geschafft haben, so viele halbe Hähnchen so schön knusprig zu braten. Mir gelingt das nicht mal bei einem!
    Jetzt einen Schnaps, das wär’s! Aber niemand weit und breit trinkt Alkohol. Also noch eine Cola … ach, nee, lieber nicht, mein Magen gluckert schon.
    Frau Freitag kommt auch nicht wieder, wahrscheinlich ist die nach draußen, eine rauchen.
    Die Canan sitzt da ganz alleine auf ihrem Thron und isst gar nichts. Bestimmt die Aufregung …
    Wo ist eigentlich der Bräutigam, dieser Cengiz aus Stuttgart? Ob die den überhaupt schon richtig kennengelernt hat? Na ja, beim Einrichten der Wohnung vielleicht, da waren sie ja wahrscheinlich tagelang zusammen unterwegs. Bei Ikea zum Beispiel, da merkt man zwischen «Billy» und «Klippan» schnell, ob man miteinander auskommt. Um solche Einkaufsorgien heil zu überstehen, müsste die Beziehung eigentlich schon gefestigt sein – oder nur einer darf bestimmen, was gekauft wird. Vielleicht teilen die das deshalb so auf, dass er die Wohnzimmermöbel kauft und sie sich um die Küchensachen kümmert … Echt clever, dann gibt es jedenfalls keinen Streit! Männe und ich können uns ja schon wegen eines Blumentopfs in die Wolle kriegen.
    Aber richtig alleine waren die beiden garantiert noch keine Sekunde. Und dann heute Nacht … besonders glücklich sieht Canan jedenfalls im Moment nicht aus.
    «Frl. Krise! Hallo!»
    Onkel Ali! Jetzt bin ich platt.
    «Du hier? Ich dachte, du kämst überhaupt nicht.»
    Onkel Ali macht eine wegwerfende Handbewegung und weist mit dem Kinn in Richtung einiger Frauen, die sich um einen Kinderwagen scharen.
    «Meine Emine», sagt er, «die musste ja doch unbedingt herkommen, jing nich anders, vastehste … na ja, so sind se, die Frauen … Sie hat ma keene Ruhe jelassen, wat willste da machen?!»
    Er lacht laut auf und fährt sich mit der Hand durch das kurze grau melierte Haar. Junge, Junge, der Mann sieht ja heute blendend aus in seinem gutsitzenden dunklen Anzug, dem weißen Hemd und dieser silbrig schimmernden Krawatte! Er ist eindeutig einer der attraktivsten Männer im Saal. In seinem ollen Späti ist mir das noch nie so aufgefallen. Außerdem scheint er bester Stimmung zu sein.
    «Biste etwa alleene hier, Frl. Krise? Is Frau Freitag nich mit?»
    «Doch! Ich glaube, die raucht draußen!»
    Onkel Ali beugt sich zu mir runter und sagt leise: «Ick wollte gerade mal eenen kleenen … na, du weeßt schon … eenen zwitschern jehen. Willste ooch?»
    Sieh mal einer an, auch hier wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird! Der hat doch schon was getrunken, eine kleine Anisfahne umweht ihn. Eindeutig! Raki, was sonst.
    «Gerne, Onkel Ali! Aber ich dachte, es gäbe keinen Alkohol?»
    «Ja, offiziell natürlich nich! Aber komm ma mit …»
    Das werde ich mir doch nicht zweimal sagen lassen! Onkel Ali legt mir die Hand auf die Hüfte und schiebt mich vor sich her. Gut, dass es so voll ist! Wenn das seine Emine sehen würde – Himmel, der sagt doch immer, die wäre so eifersüchtig! Aber niemand beachtet uns, um uns herum herrscht ein großes Hin-und-Her-Gerenne von Erwachsenen und jeder Menge Kinder. Viele Gäste tanzen Halay im Kreis, und die Musik überdröhnt alles.
    In der hintersten Saalecke ist es etwas leiser. Hier am letzten Tisch sitzen nur einige Männer. Ali schiebt mir einen Stuhl hin und sagt zu dem jungen Mann neben mir: «Yasin, jib der jungen Frau mal ’n kleenen Schluck!» Dann fügt er noch einen türkischen Satz hinzu und übersetzt: «Frl. Krise, dit is meen Sohn! Ick hab jesacht, du bist ne jute Kundin von mir, jehörst fast zur Familie!» Onkel Ali lächelt mich breit an, seine Augen blitzen. Er ist wirklich ein bisschen angetrunken, der Gute, aber es steht ihm. Er setzt sich auch nicht, sondern breitet die Arme weit auseinander, macht im Takt der Musik ein paar Tanzschritte vor mir, wedelt mit einem kleinen blau glitzernden Halay-Tuch, wie es alle beim Tanzen tun, und singt laut. Yasin schiebt mir ein schmales hohes Wasserglas mit einer milchigen Flüssigkeit zu und drückt Onkel Ali auch eins in die Hand.
    «Prost – Şerefe!»
    Hilfe, ist das ein starkes Zeug! Viel Raki, kaum Wasser.
    Onkel Ali lacht. «Komm, Frl. Krise, gleich noch een Gläschen und denn tanzen!»
    Zum Glück habe ich auf den vielen Klassenfeiern den Halay halbwegs gelernt

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