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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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– aber die kleinen Seit- und Rück- und Vorschritte sind nicht so ohne, wenn man gerade zwei Wassergläser Raki runtergestürzt hat. Links von mir tanzt Onkel Ali, rechts Yasin. Wir stehen alle ziemlich dicht beisammen und halten uns mit den kleinen Fingern in Brusthöhe fest. Bin ich gar nicht gewöhnt von den türkischen Männern, so viel Körperkontakt! Unsere Hände vollführen lustige wippende Kreise, und unsere Füße versuchen sich im gleichförmigen Rhythmus der Musik der großen Runde anzupassen. Yasin und Ali macht das anscheinend keinerlei Schwierigkeiten, die tanzen ja auch schon auf Hochzeiten, seitdem sie laufen gelernt haben, nur ich … ich muss mich konzentrieren. Vor, vor, kick, seit …
    Aber wie herrlich … je länger wir tanzen, desto mehr entscheiden meine Füße von alleine, was sie tun müssen, und mein Körper wird leicht und scheint zu schweben. Danke, Raki!
    Die Musik setzt nach einer gefühlten Ewigkeit aus. Huh, jetzt bin ich ein bisschen aus der Puste.
    «Hat Spaß jemacht, wa?» Ali strahlt mich an und führt mich zurück zur Schnapspulle.
    «Aber … nee, Onkel Ali! Ich muss … Frau Freitag …»
    Die Arme wird mich bestimmt schon suchen. Bis hier in diese Ecke des Saals wird sie auf keinen Fall vordringen. Demnächst werde ich ausgerufen: «Die kleine Krise wird vermisst, bitte an der Kasse abgeben!»
    Dieser Raki ist echt ein Teufelszeug, ich glaube, er richtet langsam Verheerungen in meinem Hirn an, ich sollte lieber keinen einzigen Schluck mehr davon trinken.
    «Een kleen noch!» Und schon drückt mir wieder jemand ein Glas in die Hand.
    «Prost – Şerefe!»
    Na dann …
    •
    Der Saal ist brechend voll. Überall tanzen die Gäste. Sogar zwischen den Tischen. Das muss man den Türken echt lassen – feiern können sie. Noch nie war ich auf einer Hochzeit, auf der alle so fröhlich waren. Die Kinder rennen lachend zwischen den Erwachsenen rum, und keiner stört sich daran. Niemand sitzt alleine, alle scheinen sich zu amüsieren. Wo ist eigentlich Frl. Krise?
    Oh, ein Trommelwirbel. Jetzt passiert wohl wieder etwas. Ein Typ in einem silbernen Anzug stellt sich auf die Bühne und nimmt das Mikrophon. Der Scheinwerfer ist auf ihn gerichtet, und der Saal wird dunkel. Das Brautpaar steht vor der Bühne.
    «Kommen wir zu den Geschenken! Von Gülbahar Ünver 200  Euro.» Applaus. Eine ältere Frau in einem lachsfarbenem Satinkleid geht zum Brautpaar und schüttelt beiden die Hand.
    «Von Tolgahan Ünver 300  Euro … Sıla Ünver 100  Euro … Familie Güven 200  Euro …»
    Oh Gott, wenn die jetzt unsere Namen vorlesen, dann müssen wir doch nach vorne und dem Paar gratulieren. «… von Familie Bayram 200  Euro … Fatih Aktan 100  Euro … Emre Beyoğlu 150  Euro …» Wo steckt bloß die Krise? Ich sterbe hier tausend Tode!
    Ah, Glück gehabt, jetzt machen sie eine Pause mit dem Geschenkevorlesen. Ha, und kaum spielt die Musik, tanzen wieder alle. Wie bei unseren Abschiedsfesten. Die haben mir immer so viel Spaß gemacht, diese Feiern. Fatma durfte auf ihre damals nicht kommen. Fatma … schön, sie zu treffen. Woher wusste die eigentlich, dass Frl. Krise verfolgt wurde, und was meinte sie mit «Fragen stellen»? Das ist wie in der Schule. Fatma war damals auch schon immer über alles informiert. Und ihren Mund halten konnte sie auch nicht. Immer wird alles weitergetratscht. An den meisten Gerüchten ist ja nichts dran. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass diese Canan was mit dem Altmann hatte. Der ist doch viel zu alt für sie, und
so
gut sah der nun auch nicht aus. Canan – die ist doch eine ganz andere Liga.
    Vielleicht wollte der Günther damals nur nett sein. Vielleicht hat der irgendwie mitbekommen, dass Canan unbedingt ein Tattoo haben wollte. Und dann hat er es halt bezahlt. Das tat dem doch nicht weh. Was kostet so eine kleine Rose am Bauch – 100  Euro? 150 ?
    Ich habe auch schon Sachen für meine Schüler gekauft. Ronnie hat damals mehrere Kugelschreiber von mir bekommen und Samira … der habe ich immer wieder Bücher über starke Frauen geschenkt. Na ja, eigentlich geliehen, aber sie hat die nie zurückgegeben, also ist das doch auch wie geschenkt. Ich habe die Bücher damals abgeschrieben, als Investition in Samiras Emanzipation. Und so ein Tattoo könnte doch auch ein Beitrag zur Selbstfindung eines jungen Mädchens sein. Ist doch IHR Körper, und wenn der Günther ihr hilft, sich zu verwirklichen, was ist denn da so schlimm dran? Und was

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