Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

überheblich! Das weiß ich auch, wozu sehe ich jeden Sonntagabend «Tatort»?
    «Echt? Ist der woanders umgebracht worden? Wo denn?»
    «Keine Ahnung», sagt Ömür. «Aber interessant ist, dass der keinen Autoschlüssel bei sich –»
    Emre räuspert sich und schüttelt leicht den Kopf. Ömür bricht ab und malt mit dem Zeigefinger das Muster der Tischdecke nach. Alles klar! Er hat sich wieder verquatscht! Der Altmann ist also nicht durch einen Treppensturz ums Leben gekommen. Aber wo ist der Autoschlüssel? Entweder er ist am Tat- oder Fundort verloren gegangen, oder der Mörder hat ihn noch! Ich muss die Jungs noch ein bisschen anfüttern, damit die gesprächig bleiben.
    «Der Altmann wurde auch Papa, wusstet ihr das?», sage ich und gucke verschwörerisch.
    «Natürlich, Frl. Krise!»
    «Aber ich glaube, das Baby ist ein Kuckuckskind!»
    « EIN WAS ?»
    «Ein Kuckuckskind!»
    Die beiden sehen aus wie die Kuh, wenn’s donnert.
    «Kuckuckskind. Was ist das denn?», fragt Emre.
    «Bei wem hattet ihr eigentlich Bio?»
    «Na, bei Ihnen doch, Frl. Krise!», sagt Ömür und reißt seine braunen Kulleraugen auf.
    «Genau! Und jetzt bitte einmal scharf nachdenken: Ein Kuckuck ist ein Vogel! Und was ist dann ein Kuckuckskind?»
    «So … was … wie … eine Kuckucksuhr?» Ömür guckt auf einmal wie früher, eifrig, aber völlig verpeilt.
    «Kinder, Kinder! Kuckucksuhr! Ich fass es nicht! Was macht denn ein Kuckuck im Frühjahr?»
    «Er baut ein Nest, er legt Eier …» Ömürs Gesicht hellt sich auf. «Ah, nein, ich weiß! Er baut kein Nest, er legt seine Eier in fremde Nester, wa, Frl. Krise?»
    «Sehr gut, Ömür. Und jetzt mal der andere junge Herr: Was ist dann ein Kuckuckskind, Emre?»
    «Ein fremdes Kind, glaube ich, also, wo die Eltern nicht seine Eltern sind.» Emre wackelt unsicher mit dem Kopf.
    «Jawoll! Und bei dem Altmann-Baby bedeutet das: Der Altmann ist nicht der Vater!» Ob sie das jetzt kapiert haben?
    «Ah, der Altmann ist nicht der Vater! Aber! Vallah, woher wollen Sie das wissen, Frl. Krise?»
    Ömür ist noch nicht ganz überzeugt. Er hat Sahne im Gesicht. Am liebsten würde ich sie mit der Serviette abwischen … Reiß dich zusammen, Frl. Krise!
    «Ömür, ich habe auch meine Quellen. Die kann ich hier nicht offenlegen. Aber forscht mal in dieser Richtung nach. Das könnte sich lohnen. Wäre ein schönes Motiv, um jemanden aus dem Weg zu räumen. Nur so ’n kleiner Tipp am Rande …»
    Ömür und Emre sehen sich verblüfft an. Ich glaube, die sind sich nicht ganz sicher, was sie von meinen Auslassungen halten sollen.
    «Jungs, ihr könnt mir glauben. Ich bin euer persönlicher ‹Undercoveragent›! Macht was draus – kann eurer Karriere nicht schaden!»
    •
    « FRL .  KRISE , JETZT KOMM DOCH MAL ENDLICH UND SETZ DICH HIN !!!»
    «Schrei mich nicht so an!»
    «Frl. Krise, du flirtest schon wieder mit Onkel Ali … lass den armen Mann doch mal seinen Job machen!»
    «Ich flirte nicht, sondern lass mir erzählen, dass Emine doch in die Türkei geflogen ist. Mit Yasin! Super, wa? Ich hatte ihm doch gesagt, dass er sich nicht immer so von Emine unterdrücken lassen darf! Hat genützt!»
    «Na, ist ja toll! Bahn frei – Kartoffelbrei. Frl. Krise und Onkel Ali, die Lovestory des Jahres …»
    «Ach, du bist manchmal …! Lass das mal, ich muss dir noch allerhand erzählen. Ich habe gestern Emre und Ömür getroffen! Bei Karstadt.»
    «Was haben die denn da verloren? Die waren bestimmt in der Computerabteilung, oder?»
    «Nee, Herrenbekleidung. Wir sind noch Kaffee trinken gegangen. Am Hermannplatz. Ich sag dir, da waren wir vielleicht in einem ollen Straßencafé …»
    «Und weiter? Jetzt sag schon! Ich will wissen, was die erzählt haben! Mich interessiert auch nicht, was die getrunken haben.»
    «Kakao!»
    «Mit Sahne oder ohne Sahne – Mensch, Frl. Krise!!!!»
    «Mit Sahne! Der Ömür wird auch immer dicker. Aber was die mir erzählt haben, war interessant. In der Zeitung stand ja, dass man das Auto von Altmann gefunden hat – gar nicht so weit weg vom Tatort. Aber weißt du, was komisch ist?»
    «Dass das Auto rosa ist? Nun sag schon, ich habe keine Ahnung.»
    «Das Auto ist dunkelgrün, du kennst doch Günthers Auto! So ein alter Saab. Ganz was Ausgefallenes! Aber komisch ist, dass der Autoschlüssel weg ist.»
    «Wie, weg?»
    «Der Schlüssel wurde bisher nicht gefunden. Nicht bei der Leiche und auch sonst nirgendwo … Dann hab ich den Jungs noch erzählt, dass das Kind von