Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
man auch die richtige Farbe haben.»
Obwohl, echt schade, muss ich im Stillen zugeben. Der Wagen ist gut in Schuss – aber egal – suchen wir eben weiter. Das Angebot ist ja groß …
«Na, hören Sie mal! 200 Euro ist nicht viel Geld für diesen Wagen! Das ist echt billig! Da können Sie lange suchen, bis Sie für so einen günstigen Preis einen gut erhaltenen und gepflegten Bugaboo finden …»
Wie der Typ jetzt Frau Freitag anlächelt! Hat der schlechte Zähne. An seiner Stelle würde ich den Mund zulassen. Aber der hat schnell erkannt, dass die geneigt wäre, ihm sein grünes Ungeheuer abzunehmen, und hofft, dass sie mich überredet. Da hat der sich geschnitten!
Bloß Männe darf nie erfahren, dass ich den Wagen wegen seiner Farbe nicht genommen habe. Wir werden einfach sagen, er war schon zu abgenutzt!
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«Was machst du denn da?», fragt der Freund, schließt die Wohnungstür hinter sich und trägt den Karton mit den Einkäufen in die Küche.
«Wir hatten doch irgendwo diese großen Sonnenbrillen.» Schon seit einer halben Stunde durchforste ich alle Schubladen unserer Wohnung.
«Die sind im Flur! In dem Teil unter dem Spiegel», ruft er aus der Küche.
Na toll, im Flur. Da sehe ich wieder nichts. Die Lampen dort sind kaputt, und die Beleuchtung aus dem Badezimmer ist nur bedingt hilfreich.
«Was willst du denn mit einer Sonnenbrille? Ist doch total wolkig draußen. Außerdem wollte ich jetzt Essen machen.»
Ah, da sind sie. Sonnenbrillen in allen Farben und Formen ordentlich in einer flachen Pappkiste. Unsere Wohnung sieht zwar aus wie ein Trödelladen, aber die Dinge sind komischerweise trotzdem sortiert. Wenn ich ein Gummiband brauche, dann zaubert mein Freund irgendwo eine Dose mit 1000 Bändern in verschiedenen Farben und Stärken her. Wir haben eigentlich ALLES . Leider weiß nur einer bei uns, wo die Dinge verstaut sind. Und das bin nicht ich.
Ich halte dem Freund zwei Brillen entgegen: «Welche findest du besser? Die oder die?»
«Ich finde die beide schrecklich.» Der Freund ist gegen Sonnenbrillen. «Du hast doch eine Brille, die mit den grünen Gläsern, warum setzt du die nicht auf?»
«Da sieht man die Augen so durch. Ich brauche eine ganz dunkle.» Ich krame weiter in der Kiste: «… die muss groß sein, sehr dunkel und … ah, die hier ist gut …»
Aber die Gläser sind immer noch etwas zu hell …
Der Freund zerschneidet mit dem Brotmesser einen Blumenkohl und guckt mich an: «Wozu brauchst du denn überhaupt diese Sonnenbrille?»
Ich setze mich an den Küchentisch und zünde mir eine Zigarette an: «Also pass auf … Die Schirmer will jetzt unbedingt Bussibär treffen und …»
«Und du meinst, wenn du da hingehst mit einer dunklen Brille, dann erkennt sie dich nicht, oder was?»
«Nein, ICH gehe doch nicht als Bussibär! Wir haben schon jemanden, der das macht, aber wir wollen natürlich wissen, was die beiden miteinander sprechen … und deshalb …»
«Wer ist denn euer Bussibär? Jetzt sag nicht, der Deutschlehrer.»
«Ach der … den hatte ich ja zuerst gefragt, aber der will nicht. Jetzt macht Onkel Ali das.»
«Onkel Ali? Echt?»
«Ja, ich glaube, der macht das nur für Frl. Krise. Vielleicht ist der in die Krise verknallt. Der ist seit der Hochzeit total aufmerksam zu ihr. Gestern hat er uns sogar Baklava mitgebracht. Einfach so. Und die Krise hättest du mal sehen sollen. Die hat sich dieses süße Zeug reingezogen und geschwärmt, wie lecker das schmeckt … tzzzz, wenn ich ihr so eine Kalorienbombe anbieten würde … würde sie nieeee essen. Die ernährt sich doch von weißem Joghurt. Seit der Hochzeit erzählt sie mir jeden Tag, was für ein gutaussehender Mann der ist.»
«Aber Frl. Krise hat doch ihren Männe …»
«Ja, ich weiß auch nicht. Onkel Ali ist ja auch verheiratet. Ich glaube, die beiden genießen einfach diese Flirterei, ist ja auch egal, bzw. war das sehr gut für uns, denn jetzt trifft sich Onkel Ali mit der Schirmer.»
«Aber wozu brauchst DU dann eine Sonnenbrille?»
«Na, ich muss mich verkleiden, damit ich die beiden bei ihrem Date beobachten kann.»
«Wieso?»
«Wir müssen doch wissen, ob die Schirmer irgendwelche verdächtigen Sachen über Altmanns Tod erzählt.»
«Warum fragt ihr denn nicht einfach Onkel Ali, worüber er mit ihr gesprochen hat? Verkleiden … ist doch viel zu kompliziert», sagt der Freund.
«Nee, das geht nicht. Das muss man schon direkt in der Situation auswerten. Auf jedes Signal achten!
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