Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
versuchen.»
«Gut. Dann müssen wir jetzt nur noch dem Ali das Treffen schmackhaft machen.»
«Zum Glück ist Emine nicht da. Da langweilt der sich bestimmt eh, so alleine!»
«Hmmm, klar. Wie soll der sich denn langweilen, der ist doch den ganzen Abend hier im Laden! – Scheiße, Frl. Krise, daran haben wir ja noch gar nicht gedacht! Wer soll denn dann den Laden am Freitag schmeißen? Yasin ist doch auch weg.»
«Vielleicht könnte ich mal zwei Stunden hier … ich wollte immer gerne so einen kleinen Laden haben, früher, meine ich, als Kind!»
«Kaufmannsladen, logo. Los, komm, wir fragen ihn! Frl. Krise, dir kann er doch keinen Wunsch mehr abschlagen.»
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«Wollen wir etwa den ganzen Berg zum Platz der Luftbrücke hoch FAHREN ?» Frau Freitag macht ein Gesicht, als ob ich sie dazu verdonnert hätte, an der Tour de France teilzunehmen und den Col du Tourmalet zu erklimmen. Dabei müssen wir nur den Mehringdamm bezwingen, eine Straße mit einer kleinen Steigung. Unser Ziel ist der große Platz vor dem Flughafen Tempelhof. Unter dem Luftbrückendenkmal, das von den Berlinern Hungerharke genannt wird, wollen wir uns mit dem Verkäufer eines gebrauchten Bugaboos treffen.
«Nein, meine Liebe, wir müssen nicht fahren, wir können die Räder auch gerne hoch TRAGEN !» Dass eine so sportliche Person sich dermaßen anstellen kann, wenn es ums Radfahren geht!
«Ach nee, Frl. Krise, lass uns mal lieber laufen, eigentlich ist das doch auch blöd, mit den Rädern, falls du den Kinderwagen kaufen willst!»
«Ach so! Stimmt! Daran hatte ich jetzt gar nicht gedacht. Fahrrad und Kinderwagen zusammen geht wirklich nicht.»
Also den Berg hoch latschen. Dabei hasse ich das – ohne mein Fahrrad komme ich mir auf Strecken, die länger als 300 Meter sind, vor wie ein Cowboy ohne Gaul.
«Hoffentlich ist dieser Kinderwagen gut. Ich bin es wirklich leid, mit der alten Karre durch die Gegend zu laufen. Man sieht doch aus damit wie die letzte Ghetto-Oma!»
«Haha! Ghetto-Oma! Wie kommst du auf den Spruch?»
«Nesrin hat mich heute so genannt.»
«Frl. Krise, Ihre Schüler! Was die sich alles erlauben. Tzzzz! Aber irgendwie auch süß, oder?»
«Na ja, geht so! Warte mal ab, bis du in das Alter kommst.»
«Weißt du, was mich wundert? Dass Männe noch so einen Wagen kaufen will. Diese Teile sind doch sogar gebraucht noch schweineteuer.»
«Ja, aber er ist eben ganz verliebt in …»
«… Eileen?!»
«Frau Freitag! In Estelle natürlich! Du hättest ihn neulich sehen müssen! Sie hat ihn angelächelt, und er ist weggeschmolzen!»
«Die Babys lächeln in dem Alter doch jeden Smiley an!»
«Na und? Er war jedenfalls total begeistert.»
«Opa Männe, wer hätte das gedacht. Guck mal, dahinten steht einer mit Kinderwagen!»
«Ach nee, der ist aber nicht schön!»
«Wieso, der sieht doch ganz nett aus. Okay, die Haare sind etwas lang …»
«Ich meine den Wagen, du Depp! Die Farbe!»
Der Wagen ist grün. Genauer gesagt grün-anthrazit, wie das im Katalog heißt. Den habe ich genau studiert! Und dieses Grün finde ich potthässlich. Rot oder schwarz oder braun will ich, aber nicht grün, auf keinen Fall grün!
Und ich weiß genau, dass Männe gesagt hat, der Wagen wäre rot! Wegen eines grünen Wagens wäre ich nie und nimmer bis zum Platz der Luftbrücke gelatscht.
«Hallo! Frl. Krise mein Name, wir sind verabredet wegen des Kinderwagens!»
Der junge Mann trägt ein verwaschenes Jeanshemd und eine ebensolche Hose, er hat einen laschen Händedruck, er raucht, und seine blassblauen Äuglein mustern uns aufmerksam.
«Ja, hallo, ich habe, glaube ich, mit Ihrem Mann gesprochen. Hier ist das gute Stück.» Der Mann wirbelt den Wagen einmal um die eigene Achse. «Mit Untergestelltasche, Schaumstoffmatratze und Wheelboard für ein Geschwisterkind. 200 Euro! Ein echtes Schnäppchen!»
«Hatten Sie nicht meinem Mann eine andere Farbe genannt? Dieses Grün hier …»
«Gefällt Ihnen das nicht? Sieht doch so frisch aus. Ist schöner als all die schwarzen Teile, die man andauernd sieht! Wir mochten den Wagen sehr und unsere Kinder auch!»
«Aber hatten Sie nicht von einem roten Wagen gesprochen?»
Der Mann schüttelt energisch den Kopf. «Rot? Nee, wie kommen Sie darauf?! Grün habe ich gesagt, von Rot war nie die Rede!»
«Frl. Krise, dann nimm doch den Grünen. Ist doch egal, die Farbe! Hauptsache, der Preis stimmt.»
«Nee, ist nicht egal, Frau Freitag! Wenn man schon so viel Geld ausgibt, dann will
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