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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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wären die Blinden ja alle …
    «Nee, nee, Johanna, dit meen ick völlich ernst. So eene wie dich trifft man selten.» Onkel Ali macht der Schirmer Komplimente. Ein Süßholzraspler. Ich glaube, der hat schon einen im Tee. Wenn der mit der Krise auch so geredet hat, dann versteh ich, dass die plötzlich so von dem schwärmt. Fehlt nur noch, dass er sagt: «Dein Vater war ein Dieb. Er hat zwei Sterne vom Himmel geholt und sie dir als Augen gemacht.» Solche Sprüche lieben jedenfalls meine Schülerinnen.
    Oh Mann, die benehmen sich ja wie in einem schlechten Bollywood-Movie! Gleich springt Onkel Ali auf und fängt an zu singen und zu tanzen.
    Wie es der Krise wohl geht? Wenn die wüsste, dass der Ali die Schirmer hier mit süßen Sprüchen umgarnt … die würde ausrasten. Hoffentlich meckert die mich nicht an, dass ich das nicht verhindert habe. Soll ich die beiden stoppen? Irgendwie geht unser Plan gar nicht auf. Die Schirmer ist weit davon entfernt, hier ein umfassendes Geständnis abzulegen. Das bringt doch alles nichts. Wie spät ist es? Mal unauffällig auf die Uhr gucken. Die sind so mit sich beschäftigt, die beachten mich sowieso nicht.
    Ist schon fast zehn Uhr. Freitagabend – jetzt ist bestimmt der Teufel los im Späti. Komisch, ich an Alis Stelle wäre ja schon ein bisschen unruhig, wenn ich die Krise da alleine im Laden hätte. Kann die das überhaupt? Die lässt sich doch so schnell von Zahlen verunsichern. Vor allem, wenn sie die addieren oder subtrahieren soll.
    Ich kann nicht mehr sitzen. Ich will eine rauchen. Vielleicht zahle ich einfach und gehe rüber zu Frl. Krise. Hier passiert doch nichts mehr. Aber dann gesteht sie den Mord bestimmt gerade in dem Moment, wo ich draußen eine paffe. Ist doch gerne mal so, dass man nach ganz amüsanten oder flirtintensiven Gesprächen plötzlich ganz ernst und tiefschürfend redet. Ich könnte der Krise unauffällig eine SMS schreiben. Unterm Tisch, wie Chanel immer in meinem Englischunterricht. Ja, das mach ich.
    «Bringt nix. Nur Gelaber.» So. Schnell senden und warten. Die wird mir bestimmt gleich schreiben, dass ich in den Späti kommen soll. Ich stelle das Handy mal auf Vibration. Brrr, brrrr, brrrr. Ach, das ging ja schnell. Die Antwort von Frl. Krise: «Frau Freitag, dranbleiben!» Die hat gut reden, macht sich einen schönen Abend im Späti und ich darf hier meine wertvolle Lebenszeit mit einer sinnlosen Observierung verplempern.
    •
    «Hören Sie mal, das geht hier stramm auf zehn Uhr zu, und die Jungs da draußen vor dem Laden werden immer lauter! Ruhestörung ist das!»
    Na, toll, der Mann mit dem netten Hund. Völlig aufgebracht. Das hat mir jetzt gerade noch gefehlt. Und warum knurrt der Hund so? Ohne Maulkorb – unverantwortlich! Erst legt sich der Kerl draußen mit den Trunkenbolden an – ohne Erfolg –, und jetzt verlangt der, dass ICH die verjagen soll. Nichts leichter als das, haha. Versuch ich ja auch bloß schon seit Stunden!
    «Ich hab ihnen schon ein paarmal gesagt, die sollen weiterziehen. Aber die rühren sich nicht!»
    «Wenn Sie denen auch immer wieder was verkaufen!»
    «Ich verkauf doch gar nix. Ich will die doch auch loswerden!»
    «Wo ist denn der Onkel Ali?»
    «Der müsste gleich kommen …»
    «Das hier mit den drei Tischen auf dem Bürgersteig ist nicht legal! Das hab ich dem Ali schon x-mal gesagt. Immer geht hier abends die Post ab! Ich wohne im ersten Stock, ich bin’s leid! Ich will meine Ruhe! Ich sag Ihnen eins: Wenn die Kerle jetzt nicht bald abhauen, ruf ich die Polizei! Dann kann der Ali demnächst seinen Scheißladen schließen! Dafür werd ich sorgen!»
    •
    «Endlich! Bin ich froh, dass du kommst, Frau Freitag! Du kannst es dir nicht vorstellen, hier war die Hölle los! Wo ist Onkel Ali?»
    «Meintest du, dass ich den gleich mitbringe, oder was? Dann wäre doch meine ganze Tarnung für ’n Arsch gewesen. Kannste mal kurz abschließen?»
    «Ach so, ja … ich bin schon ganz durcheinander, dieser Abend … Warum soll ich abschließen?»
    «Na, ich will mich schnell umziehen. Onkel Ali müsste gleich kommen, der ist mit der Schirmer Richtung Gneisenaustraße gelaufen. Ich vermute mal, dass der die noch zur U-Bahn oder zum Taxi bringt. Ich hab extra noch einen anderen Pulli und eine helle Hose mit, damit der mich nicht an den Klamotten erkennt. Schlau, wa? Ach, brauchst nicht abschließen. Ich gehe hinten zu den Computern. Guck nur, dass keiner kommt, ja?»
    «Alles klar. Und wie war’s? Hast du irgendwas

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