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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sprichst zu Gott…«
    »Das habe ich nie gesagt«, entgegnete Rosa.
    »Du sagst, du hättest direkten Zugang zur Wahrheit. Das macht dich zur Quelle des Wissens. Und wir müßten zu dir kommen, um uns sagen zu lassen, was zu tun ist?«
    »Besser ich als Hans«, erklärte Rosa.
    »Du willst alles negieren, für das wir gearbeitet haben, alles, dem wir unser Leben geweiht haben…«
    »Das stimmt nicht. Das stimmt nicht.«
    »Aber wo ist dein Beweismaterial, Rosa? Göttliche Autorität?«
    »Es genügt uns«, warf Jeanette ein. »Es ergibt mehr Sinn als das, was du tust.«
    »Seid ihr alle willens, euch… göttlicher Autorität auszuliefern? Alles, euren Kummer und… euren Willen, eure Selbstachtung, alles Rosa zu überlassen?«
    Kai Khosrau sagte: »Martin, wir sind müde. Rache ist nutzlos.«
    »Rache an Unschuldigen ist böse«, fügte Jacob Dead Sea hinzu. Attila Carpathia, Terry Loblolly, Alexis Baikal und Drusilla Norway nickten bestätigend, einige mit Mienen glückseligen Gehorsams – menschliche Schafe, die ihr eigenes Ich aufgegeben hatten.
    Rosa hatte sie gefressen.
    Sie war einmal nahe daran gewesen, Martin zu fressen. Er erschauerte und fragte sich, was geschehen wäre, wenn er umgekippt wäre und sich zu Rosas Glauben hätte bekehren lassen.
    »Es ist nicht Aufgabe von euch allein, über Unschuld oder Schuld zu urteilen. Die Crews fällen dies Urteil«, erklärte Martin.
    »Wir haben schon geurteilt. Wir werden uns nicht an das halten, was andere sagen«, erwiderte Rosa.
    »Wir können es uns nicht leisten, euch zu verlieren«, sagte Martin. Ihm war klar, daß er diese Konfrontation verlieren würde, und daß Rosa ihm zur Zeit überlegen war.
    »Du hast uns schon verloren«, sagte Kai Khosrau. »Was kannst du tun? Uns einsperren?«
    Rex sagte: »Uns alle einsperren. Zumindest wirst du uns von den Brüdern fernhalten.«
    »Keiner von uns wird Kontakt mit den Brüdern haben«, erklärte Rosa. »Es wird…«
    »Was ist das? Eine Liste von Forderungen?« fragte Martin.
    »Hör ihr zu!« sagte Rex drohend. Rosa hob die Hand.
    »Eine Liste von Fakten«, sagte sie ruhig und entschlossen. »Wir sind jetzt autonom. Wir machen unsere eigenen Gesetze. Wir werden gesondert leben und keinen Kontakt mehr mit den Brüdern haben. Es gibt in diesem Schiff Plätze, wo wir für uns leben können, ohne jemanden zu stören.«
    »Du wirst andere nicht hindern, zu uns zu kommen«, sagte Jeanette.
    »Jeder, der zu uns kommen will, muß frei sein, das zu tun«, erklärte Rosa.
    »Keine Brüder«, sagte Rex. »Wir halten eng zusammen.« Kai Khosrau nickte.
    »Die Familie ist aufgelöst«, sagte Rosa. »Unsere neue Familie ist geboren.«
     
    Martin erstattete Hans in dessen Wohnung allein Meldung. Die Vasen und toten Blumen waren entfernt worden, ebenso das zweite Kissen. Hans lag in seinem Netz, die Arme hinter dem Kopf, die Augen fest geschlossen mit Falten an den Winkeln. Er sagte düster: »Sie hat mich in Schach gehalten. Ich bin für Vorschläge offen. Alles, was ich bisher getan habe, war umsonst. Wir haben nicht die Zeit, um ein Tribunal aufzustellen. Morgen trennen wir uns – und wer wird sie aufnehmen? Kai hat sich freiwillig erboten, auf die Trojanisches Pferd zu gehen.«
    »Und Terry Loblolly«, fügte Martin hinzu.
    »Wir können leicht genug zwei finden, die sie ersetzen.«
    »Sie werden nicht mit den Brüdern arbeiten. Sie müssen isoliert werden«, sagte Martin.
    Hans sah Martin mit einer Miene an, die dieser früher für verschmitzt gehalten hätte, jetzt aber als defensiv erkannte. Hans konnte nicht erschrocken aussehen. Das gehörte nicht zu seinem Repertoire, schon nicht seit seiner Kindheit und vielleicht dem Tod der Erde. Was hat das alles von uns genommen. Teile von uns selbst, unsere Flexibilität, unsere Natur.
    »Ich könnte zurücktreten. Ich wollte, ich könnte das«, Hans sagte.
    Martin sagte: »Jeanette würde vorschlagen, daß Rosa deinen Platz übernimmt.«
    »Dann müßte sie mit sich selbst ins reine kommen. Ich frage mich, was die Mütter tun würden. Ich meine, wenn wir uns einfach weigern würden, das Gesetz zu erfüllen. Würden sie uns wegen Feigheit in den Weltraum aussetzen?«
    Martin antwortete nicht.
    »Ist das dem toten Schiff passiert? Sie haben sich einfach selbst verzehrt, nachdem kein Kampf mit dem Feind übrig geblieben war. Jesus, das habe ich nicht erwartet.«
    Die verengten Augen, die schiefe Miene. Nicht bloß Verteidigung, wie Martin sah. Hans schien etwas zu

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