Der Amboss der Sterne
Tür schloß sich. Auf Martin machte die Versammlung bestenfalls einen hastigen Eindruck. Sie war nicht das, was er für einen historischen Moment erwartet hätte, für eine erste Begegnung mit einer neu angekommenen Rasse intelligenter Wesen, sondern eher wie eine Zusammenkunft leitender Angestellter, um geschäftliche Angelegenheiten zu regeln.
Ariel rieb sich die Hände, sah Martin mit schiefem Grinsen an und ließ die Hände an den Seiten sinken. Paola blickte wie gelähmt mit großen Augen von einem zum andern. Eye on Sky, Silken Parts und Strang Cord zumindest wirkten ruhig und schienen nicht in Schwierigkeiten zu sein.
Der zweite Bischofsgeier sagte: »Ich bin Frosch, der zuerst mit euch gesprochen hat. Geht es euch gut?«
Eye on Sky glitt über die graue Fläche und richtete sich neben Martin auf. »Wir sind verwirrt. Was habt ihr vor?«
Frosch sagte: »Eure Täuschung übertrifft die unsrige.« Martin krümmte sich und hielt den Atem an. Er hatte gewußt, daß es kommen würde, daß ein kindliches Spiel nicht genügen würde.
»Wir existieren durch Duldung größerer Mächte«, erklärte Frosch. »Da keiner von uns mehr ist als ein Surrogat, besteht kein Bedarf für Zeremonien.«
Paola schloß die Augen. Ariel bewegte mit aschgrauem Gesicht die Lippen.
»Es ist kein Zufall, daß euer Schiff im Gefolge der Zerstörung eines Sterns eintrifft. Auch ihr repräsentiert höhere Mächte. Eure künstliche Konstruktion ist überzeugend, aber das Zusammentreffen ist zu unwahrscheinlich, um akzeptiert werden zu können.«
Wissen sie von den anderen Schiffen?
Salamander sagte, wobei er den Kamm hob: »Wir dienen als verlängerte Augen. Habt ihr Zugang zu euren Schöpfern?«
Martin bemühte sich krampfhaft zu verstehen, was sie sagten. Sie schienen zu glauben, daß Brüder und Menschen selbst künstlich geschaffen wären…
Eye on Sky sagte: »Wir verstehen nicht.«
»Ihr seid Repräsentanten höherer Intelligenzen wie wir auch. Drücken wir uns deutlich aus?«
»Wollt ihr damit sagen, daß andere euch wie Marionetten kontrollieren?« fragte Martin.
»Wir sind keine Marionetten«, erwiderte Frosch. »Wir haben eine gesonderte Existenz.«
Der Elefantoid trat vor. »Es gibt vierhundertzwölf Typen intelligenter Wesen in diesem Planetensystem.« Seine Stimme klang hoch und rauh, war aber verständlich. »Diejenigen von uns, die ihr vor euch seht, dienen in politischen und anderen Rollen. Wir sprechen mit unseren Schöpfern und repräsentieren die anderen Typen. Habt ihr eine direkte Verbindung mit euren Schöpfern?«
»Wir sind autonom«, sagte Eye on Sky.
»Aber ihr seid erschaffen worden«, fuhr Salamander fort. Martins Körper schmerzte wie im Fieber. Vielleicht wurden sie dem interstellaren Äquivalent einer peinlichen Befragung unterzogen, dem dritten Grad.
»Jetzt verstehen wir«, sagte Martin in der Hoffnung, daß Eye on Sky und die anderen ihm die Führung überlassen würden. »Wenn die Zeit gekommen ist, alle Verstellung aufzugeben, sind wir bereit.«
Ariels Gesicht wurde starr von Besorgnis. Paola schloß langsam die Augen, als ob sie schlafen wollte.
Der Elefantoid sagte: »Es ist klar, daß bei interstellaren Beziehungen auf hoher Ebene Vorsichtsmaßnahmen erforderlich sind.«
Ich werde ihn Babar nennen, dachte Martin und biß die Zähne zusammen, um nicht zu lachen. Er konnte nicht glauben, daß sie Jahrhunderte lang und so viele Billionen Kilometer weit gereist waren, um sich an dieser Stelle und in dieser Situation zu befinden, wobei sie eine Schicht nach der anderen mit immer mehr Lügen antrafen. Es war geradezu schmerzhaft komisch.
William und Theresa und Theodore und so viele andere waren gestorben, um sie hierher zu bringen. Sie waren durch diese Dinge oder deren höhere Autorität getötet worden.
Eye on Sky sagte nichts und verwies auf Martin. Dieser fragte sich, was die Brüder wohl dächten, konnte aber jetzt nicht mehr zurück. Er antwortete: »Das scheint die Regel zu sein. Wir schätzen es, daß ihr uns nichts antut.«
»Das wäre nicht höflich«, meinte Salamander. »Versteht ihr die Absichten eurer Schöpfer?«
»Wenn du fragst, ob wir… mit euch diskutieren und Entscheidungen treffen können, lautet die Antwort ja, zu einem gewissen Grad.«
»Befinden sich eure Oberen hier in der Nachbarschaft, in unserem Planetensystem?« fragte Frosch.
»Nein«, erwiderte Martin.
»Hören sie durch euch zu?«
»Nicht direkt.«
»Könnt ihr ein direkteres Kommunikationsmittel
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