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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ferner Explosionen hören, welche die Kruste zermahlten. Es klang, als ob Riesen stöhnten und keuchten. Die plötzliche Offenheit war entnervend. Seine Hände zitterten in dem elastischen Griff des Skelettanzugs.
    »Oha!« sagte Ariel mit blassem Gesicht. Die Luft innerhalb von Martins Feld war abgeschlossen, und er konnte die Brüder nicht riechen. Aber er konnte seine eigene Reaktion riechen – schiere Angst.
    Der Druck auf Magen und Lungen verursachte ihm stechende Schmerzen, als ob man an Drähten zöge, die an Nadeln in seinen Organen befestigt wären. Martin bezweifelte, daß er mehr als ein paar Stunden auf der Oberfläche von Sleep würde verbringen können.
    Ein Fußweg führte über das Meer zu einer breiten weißen Scheibe. Salamanders Stimme sprach in sein rechtes Ohr: »Eure Anzüge werden euch über diese Distanz gehen lassen. Die Scheibe ist eine Art Fähre. Ihr werdet zu einer Küstenstation gebracht werden und dort mehr unserer Respräsentanten antreffen. Ist es euch unbehaglich?«
    »Mir geht es gut«, log Martin.
    Der Anzug stieß ihn leicht an, und er versuchte zu gehen; aber der Anzug widerstand. Schließlich entspannte er sich, und der Anzug tat für ihn alle Arbeit und bewegte ihn wie eine Marionette – ein Eindruck, der ihm ganz und gar nicht gefiel. Sie wurden alle über den Gehweg zu der Scheibe geführt, die sich prompt löste und sanft durch die starken schnellen Wellen bewegte.
    Martins Sicht wurde gröber, und die Landschaft wurde belebter. Das könnte ein Effekt der Schwerkraft gewesen sein oder auch ein Effekt des Feldes, das seine Atmosphäre zusammenhielt.
    Zwecklos, Vermutungen anzustellen.
    Die Fähre fuhr um eine dichte grüne Masse von einigen hundert Quadratmetern herum, die auf dem Meer schaukelte. Große Blasen stiegen auf und brachen hindurch wie Explosionen in faserigem Schlamm.
    Salamander sagte: »Einer unserer Typen findet diese Gewässer angenehm. Ein Exemplar würde sich über euren Anblick freuen. Seid ihr damit einverstanden?«
    »Akzeptabel«, sagte Eye on Sky.
    Sekunden später stieß ein hellroter Alptraum durch das Wasser und hievte einen Teil von sich auf die Fähre. Paola stieß einen leichten Schrei aus und ging dicht hinter Martin in Deckung. Die Brüder schienen an Ort und Stelle erstarrt zu sein. Sie machten keine Bemerkungen und trotzten diesem übermäßigem Eindruck.
    Die Arme des Alptraums teilten sich mit einer Bewegung, in der die Krümmung der Tentakel eines Kalmars mit dem Auf- und Abstampfen der Beine einer Spinne kombiniert waren. Es erschien ein bemerkenswertes ›Gesicht‹, viele glitzernde Augen in einer Masse aus glänzendem schwarzen Fleisch, umgeben von fleischigen Rinden, die abwechselnd gelb und grau gefärbt waren.
    Salamander erklärte: »Dieser Typ ist als Farmer in diesen Meeren eine Kapazität, trifft aber auch viele Entscheidungen in unserem politischen System. Seine Art leugnet den Wert künstlicher Verstärkungen. Er ißt wie ihr und ist sehr penibel damit, was, wann und wie er ißt. Vielleicht könnt ihr in der Zukunft mit ihm diskutieren. Ihr könntet gemeinsame Interessen haben.«
    »Sicher«, sagte Martin zweifelnd. Er hoffte sehr, daß es bald verschwände.
    Die schlichte Weite von Meer und Himmel beunruhigte ihn mehr, als er sich hatte vorstellen können. Er war zu sehr an die Grenzen von Schiffen gewöhnt, an geschlossene Universen…
    Zu seiner Erleichterung stieß sich die Kreatur von dem Floß ab und verschwand in den Wellen.
    »Es hatte mindestens dreißig Arme«, sagte Paola. »Ich konnte sie nicht alle zählen!«
    Eine andere Stimme sprach in sein Ohr: Erin Eire auf der Doppelsaat. »Martin, wie ist die Reise?«
    Er stotterte für einen Moment, überrascht durch die Verbindung. Er sagte: »Wir sind gesund. Es ist hier unten groß. Weite offene Räume.«
    »Klingt gut«, sagte Erin. »Ihr seht in den Anzügen etwas behindert aus. Wir beobachten hier alle – die beiden Crews. Die Sendungen sind klar. Wir sind jetzt über euren Köpfen. Schau hoch, und du könntest uns sehen.«
    Martin blickte nach oben, sah aber nichts in der trüben Finsternis. »Visuell nicht«, sagte er.
    »Schade. Fühlt euch nicht einsam!«
    Salamanders Stimme ertönte wieder: »Wir werden dieses Kap umrunden.«
    Wellen stießen mit erschütternder Kraft, aber ohne viel Gischt gegen ausgezackte Blöcke der Kruste. Kleine Rinnsale flossen rasch ins Meer zurück. Die Fähre näherte sich dem Aufruhr bis auf etwa hundert Meter und fuhr um eine hohe

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