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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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würden, nach dem Schiff zu jagen, und wenn das nicht gelang, Kamikaze zu üben.
    Praktisch war er kein Boss mehr, nicht länger ein Führer.
    Er würde jagen.
    Der Rückstand der Strahlen aus den abgefangenen Nadeln hinterließ ein verrücktes Gewirr in einem Raum von einem Kubikkilometer, dem Zentrum der Schlacht. Wie viele weitere Nadeln – in wie vielen anderen Bahnen – waren für diese Übung eingesetzt worden?
    Keine einzige solche Nadel ist real. Nichts davon ist real. Es ist eine Simulation, die nur für unsere Augen auf einen realen Hintergrund projiziert ist.
    Macht nichts. Diese Übung so total zu verlieren, wäre eine Schande; und er konnte nicht ertragen, daß die Kinder vor den Müttern blamiert würden in so kurzer Zeit vor dem realen Einsatz. Martin konnte seinen Körper nicht fühlen. Sein beschleunigtes Denken erlaubte ihm lange Stunden für jeden Atemzug oder Herzschlag. Der Körper war jetzt von ihm getrennt. Sein gegenwärtiges Ich existierte als ein virtuelles Simulacrum, das sich mit dem physischen Selbst am Ende der Übung wieder verbinden würde.
    Bei diesem Tempo wirkte das Fahrzeug, das er steuerte, entschieden langsam und störrisch. Und das war vielleicht ein Teil des Problems. Er war nicht in Übereinstimmung mit seinen Fähigkeiten, sondern übertraf sie. Er hatte in seinem Kopf zuviel Energie für die Waffe, die er benutzte. Er benötigte nicht die Extrabeschleunigung, um für alle kleinen Vehikel strategisch zu denken.
    Er verlangsamte, brachte sich auf ein Drittel und dann ein Viertel seines höchsten Tempos, stellte den sensorischen Strom so ein, daß er dazu paßte, und beobachtete, wie die Information integriert wurde wie Steinblöcke, die ein gedankliches Schloß bilden. So bewegte er sich mit gemäßigter Geschwindigkeit durch die Trümmer der Schlacht. Es zeigten sich keine Nadeln mehr. Alles war geisterhaft, in Frieden bis auf die Nachwirkungen – Wolken von Schutt.
    Simuliert. Nur eine Übung. Er fühlte einen Moment von Panik und blinder Angst. Es war keine Übung. Sie haben uns erwischt, während wir draußen waren. Aber das ergab überhaupt keinen Sinn.
    Sie waren noch zehn Tagesintervalle entfernt von den äußeren Grenzen von Wormwood. Nadeln würden hier draußen nicht in geordneter Formation kreisen. Schon allein das für eine solche Abwehr notwendige Volumen an Anti-Neutronium würde Hunderte von Sonnenmassen erfordern. Er rückte von der Angst ab.
    Ein Gefühl von Unwillen. Die Kinder hatten nicht gewußt, was sie erwartete. Keine Vorbereitung, kein Schlachtplan. Und das war recht unwahrscheinlich. Sie waren künstlich angegriffen und künstlich geschlagen worden.
    Martin entdeckte einen aktiven Späher: Erin Eire. Er lenkte sich neben ihren Jäger und sandte ihr eine Mofixnachricht.
    Sie sagte: »Wir haben verloren. Ich warte nur auf den Ruf zur Rückkehr.«
    »Wir haben andere Optionen«, sagte er.
    »Ich weiß. Kamikaze.«
    »Ich meine noch andere Optionen.«
    »Nenne sie mir, Boss!« Ihre Stimme war nur mäßig sarkastisch, aber dennoch schneidend.
    Er ging die Szenarien durch, für die sie geübt hatten. »Die Killer wissen, daß wir hier sind. Wir haben gerade jetzt ihre Mittel zur Verteidigung erschöpft. Keine Nadeln mehr. Also schicken wir einen Mofixruf aus und machen ein Rendezvous.«
    Sie dachte lange darüber nach. Er erkannte, daß sie ihren Geist keineswegs beschleunigte. Das ärgerte ihn.
    Sie sagte: »All right.«
    Er wies sie an: »Beschleunige deine Gedanken auf den fünften Gang!«
    »Ich werde nicht…«
    »Tu das sofort, oder ich schließe dich von der Übung aus. Du kannst frei losfliegen.«
    »Das kannst du nicht machen!«
    »Versuche es mit mir! Gib Gas, Erin!«
    Sie sagte nichts. Dann empfing er von ihr einen heftigen Ausbruch von Geplapper. Sie hatte nachgegeben.
    »In Ordnung. Ich werde die Botschaft senden.«
    Er sendete das Codesignal. Binnen Zehntelsekunden antworteten elf aktive Fahrzeuge. Sieben der toten versuchten zu signalisieren, aber er ignorierte sie. Die aktiven trafen sich an einem bezeichneten Punkt und gruppierten sich neu.
    »Sie ist behindert«, sagte Paola und meinte die Dämmerungsgleiter.
    Ein Chor wirrer Bemerkungen folgte. Martin befahl Ruhe und schlug vor, daß sie nachdenken und alle nacheinander Pläne anbieten sollten. »Und zwar rasch. Wir können es uns nicht leisten, hier draußen lange Minuten zu warten.«
    Nur dreizehn Fahrzeuge. Keine imitierte Masse darin. Gesamtmasse knapp fünfzig Tonnen. Vollkommene

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