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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schon diskutiert, und Hans hatte Bedenken gehabt. Ohne einen Plan erstmals hinauszugehen erschien beiden zunächst nicht ratsam. Und hinauszugehen ohne bekannte Ziele und klare Verhältnisse schien bestenfalls tollkühn zu sein.
    »Die Mütter wollen uns nicht sagen, was es ist«, sagte Martin.
    »Das ist blöde«, erklärte Erin Eire.
    Rex Live Oak fragte: »Was haben sie mit uns vor?«
    »Ich nehme an, uns weniger abhängig machen. Auf jeden Fall habe ich keinen Plan entworfen. Wir werden sehen, was sie vorhaben und wie gut wir reagieren. Sie nehmen an, daß wir gut trainiert sind.«
    Kimberly Quartz und ihre Co-Pilotin, Ginny Chocolate, heulten laut auf. Kimberly rief: »Der Boss muß zuversichtlich sein!« Martin lächelte und hob beide Daumen.
    Kai Khosrau, ein kleiner Kerl mit langem Kopf, langen Armen und muskulösen Beinen, fing an zu singen, und ein paar Dutzend fielen ein. Das Lied war eine Mischung von Melodien, an die sie sich aus ihrer Jugendzeit auf der Erde und in der Arche erinnerten, aber mit neuem Text.
    Martin ließ sie singen und beobachtete Theresa an ihrem gewohnten Platz außerhalb des Haufens im Hintergrund. Nur mit ihr allein sein, sonst nichts!
    Nachdem das Lied zu Ende war, kletterten sie in ihre Fahrzeuge, und die Luken schlossen sich. Martin nahm im schwarzen Innern des Jägers Platz, fühlte, wie sich die Oberfläche der Liege um seine Beine schmiegte und eine transparente Membran seine Kleidung und Haut umgab. Die Membran hatte Anschlüsse für Luftzufuhr und Beseitigung von Ausscheidungen.
    Er schloß die Augen und holte tief Luft. Kühle frische Luft füllte seine Lungen. Ein schwaches grünes Feld umgab seinen Körper und ließ Arme und Kopf frei. Zwischen der Membran und dem Feld strömte Wasser ein und bildete um Beine und Rumpf ein fünf Zentimeter dickes Kissen. Ein leichter feuchter Nebel stieg kurz um sein Gesicht auf, bedeckte die äußere Fläche der Membran und verschwand sofort. Membran, Wasser und Feld schützten ihn vor Beschleunigungen bis zu fünfzig Ge. Alles über fünfzig Ge würde ein volumetrisches Feld erfordern. Er hatte diese Felder beim Training kennengelernt. Sie waren erträglich, aber nicht angenehm. Bei sehr hoher Beschleunigung kontrollierten sie die Bewegung bis hinab zum Niveau einzelner Moleküle.
    Diejenigen, welche sich nicht in Vehikeln befanden, verließen die hemisphärische Kammer. Dann ertönte ein tiefer Baß. Aus der Kammer wurde rasch die Luft abgepumpt.
    Es öffnete sich eine Luke in die Finsternis und ölige Lichtstreifen.
    Sie waren nicht mehr außerhalb der Dämmerungsgleiter gewesen, seit sie die Arche verlassen hatten. Das Innere vom Schiff des Gesetzes war ihr Heim gewesen, ihr einziges festes Universum. Alles andere war Projektion, Simulation, Speicher und Phantasie gewesen.
    Zehn Vehikel trennten sich von ihren Pylonen, wackelten, als sich die Manövriertriebwerke einstellten, und blaßgelbe Flammen pulsierten entgegen der Fahrtrichtung. Die Pylone zogen sich in die Wände zurück. Sporenbehälter trennten sich von den Wänden, und Leiterfelder griffen zu, um sie fest an den Fahrzeugrümpfen zu befestigen.
    Die Vehikel verließen die Dämmerungsgleiter in geschlossener Formation, wobei sie sich fast berührten.
    Martin flog in seinem Jäger. Durch die Membran und eine Öffnung nahe dem Gesicht sah er das äußere Universum – nicht in Simulation, sondern in echten, weit gereisten Photonen.
    Die Wirklichkeit unterschied sich nicht merklich von den vorzüglichen Simulationen. Aber er wußte, daß dies jetzt real war. Er spürte es in den Verdrehungen und Beschleunigungen tief in seinen Eingeweiden, als das Fahrzeug um die dritte Heimkugel der Dämmerungsgleiter schwenkte.
    Im Innern war die Dämmerungsgleiter ein allumfassendes Universum ohne psychologisch reales Äußeres. Von außen aus der Nähe betrachtet war sie einfach ungeheuer groß. Der Maßstab verwirrte Martin, der so lange in Räumen ohne unendliche Perspektiven eingeschlossen gewesen war.
    Die Riesengröße des Schiffs wurde durch die Fremdartigkeit seiner Umgebung betont. Sie reisten immer noch mit fast Lichtgeschwindigkeit. Das Universum ›draußen‹ war noch verzerrt, mit einem seitlichen Gürtel, wo die Sterne blau und rot leuchteten, der ihm folgte, wohin immer er auch flog.
    Wenn sein Bombenschiff rotierte, schien das ganze äußere Universum zu schwanken und sich umzubilden wie durch eine Verzerrungslinse gesehen. Aber die Kinder hatten gelernt, diese Verzerrungen

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