Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Umwandlung in Neutronium, nämlich Körpermasse in Neutronium und Antimaterietreibstoff in Antineutronium, ergibt eine totale Sprengkraft, die kaum ausreicht, einen Kontinent auf einer kleinen Welt zu versengen. Das wäre etwas, aber…
    In einem anderen Gedankenkanal erwog Martin langfristige Guerilla-Tätigkeit. Aber das lag völlig außerhalb des Themas der Übung. Was sollen wir nach dem Willen der Mütter tun? Was werden sie billigen?
    Er erkannte, daß es darauf nicht ankam. Es war leicht zu vergessen, daß die Mütter weder erfreut noch verärgert werden konnten. Sie waren nicht menschlich. Auf der einen Seite – der menschlichen – machten sie sich keine Sorgen, hatten überhaupt keine Sorgen. Sie waren schlicht auf das Ziel orientiert. Er konnte es ihnen gleichtun. Das konnten sie alle.
    Er hörte, wie Ariels Stimme sagte: Und dann werden wir die Mütter, nicht wahr?
    Von den zwölf anderen äußerten vier Ideen, und acht schwiegen. Drei der vier Ideen wiederholten das, was er schon verworfen hatte: Suche nach den Energiespuren der Dämmerungsgleiter. Aus Millionen Kilometern Entfernung waren Energiespuren nicht zu entdecken, sofern man nicht die lokale Energie des Vacuums überwachen konnte, das durch jede Menge hochtechnischer Prozesse in wilde Fluktuation versetzt wurde. Eine Energiespur konnte nur lokalisiert werden, wenn man direkt drauf war, innerhalb von tausend Kilometern oder so.
    Aber in dieser Distanz waren Energiespuren gefährlich. Eine eilig erzeugte neugebildete Spur konnte Strahlungsstöße über eine Lichtstunde im Raum durchsickern lassen, die kräftig genug waren, um kleine Fahrzeuge zu blenden oder sogar zu eliminieren.
    Überraschenderweise kam die vierte Idee – brauchbar, wenn nicht frappierend – von Erin Eire. Wir zerstreuen uns und machen Erkundungen rund um den Planeten. Die Dämmerungsgleiter kommt schließlich, um nach uns zu schauen; und wir könnten Information bieten.
    Das lag wohl außerhalb des Rahmens der Übung – aber wenn schon! Es war kein Planet postuliert oder in den Fahrzeugen oder durch das Schiff des Gesetzes projiziert, wo auch immer er sein mochte. Aber sie konnten ihren Teil der Übung durchführen und zumindest für Innovation Anerkennung finden.
    »Also gut«, sagte Martin. »Wir gehen zum Planeten hinunter.«
    »Es gibt keinen Planeten!« riefen die anderen im Chor.
    »Dann erfinden wir einen. Paola, Erin, es ist ein Gesteinsplanet ohne Atmosphäre…«
    »Schwer verteidigt durch Strahlung und kinetische Waffen«, schlug Erin vor.
    »Gut…«
    »Und Paolas Torus ist nirgends zu sehen«, regte Jack Sand an, der bei solchen Diskussionen gewöhnlich schwieg.
    »In Ordnung. Was tun wir also?«
    »Wir suchen den ganzen Planeten ab und notieren ihre Waffenpositionen…«
    »Wie viele verlieren wir?« fragte Martin mit einen Anflug von Ironie.
    Erin sagte: »Es ist meine Idee. Ich melde mich freiwillig.«
    Es meldeten sich noch zwei.
    »Das sollte reichen«, sagte Martin und fühlte sich leicht benommen. Die ganze Übung schien etwas verrückt zu werden. Was konnte er tun?
    Sie schwärmten aus und gingen rings um einen fiktiven Planeten in Stellung in einer Sphäre von rund zehntausend Kilometern Durchmesser. Sie schwebten in rohen Bögen, um Umlaufbahnen zu imitieren. Martin dachte an einstige fröhliche Kinderspiele, die jetzt ernst geworden waren. Dieser Tanz von Vehikeln hätte seinen Lehrern der fünften Klasse auf der Erde mißfallen, die auf dem Spielplatz die verschiedenen Ballspiele beobachteten.
    Ihre Handys erzeugten Bilder des hypothetischen Planeten und projizierten Bilder in die gewöhnlich für ihre Sensorenmeldungen reservierten Bereiche. Der Effekt war grob – kein echtes Kunstwerk –, aber bei ihrer Beschämung und ihrem Eifer irgendwie überzeugend.
    Martin steuerte Feuerstellungen bei und bestreute den vor ihm schwebenden Planeten mit handgemalten Notierungen von Abwehr und Gefahren. Paola erzeugte eine Geologie, die zu der luftlosen ruinierten Oberfläche paßte; und in raschen laufenden Ergänzungen erschienen ihre Skizzen auf der Sphäre – kalte alte Kontinente, innere Wärmeströme und Spalten in der Kruste, die tief bis zum festen kühlen Kern hinunter reichten.
    Sie betrieben einige Stunden lang ihr Spiel, gefesselt in den groben Hochgeschwindigkeitsräumen zwischen den Sternen und zwischen Kampfhandlungen.
    Sie wurden schon müde, als die Dämmerungsgleiter endlich aufkreuzte, um sie aufzunehmen. Martin empfand zuerst ein Kribbeln

Weitere Kostenlose Bücher