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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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fort waren. »Wir dachten, sie würde irgendeine Struktur haben… Wir erwarteten nicht, daß wir irgendwohin verschlagen werden würden und man uns aufs Geratewohl angreift. Deshalb haben wir so schlecht abgeschnitten.«
    »Wir sind nicht mehr eure Lehrer.«
    Martin starrte auf den geteilten Kreis, wo das Gesicht der Kriegsmutter hätte sein können.
    »Wir sind nicht mehr eure Lehrer. Du bist für die Ausführung des Gesetzes zuständig. Du sagst uns, was zu tun ist. Jetzt trainiert ihr euch selbst, und wir helfen, führen aber nicht länger.«
    Martins Erstaunen war wie eine schmerzhafte schwarze Grube, und er brauchte einige Zeit, um darüber hinwegzukommen. »Wer hat entschieden, daß wir bereit sind?«
    »Es waren fünf Jahre des Trainings. Ihr seid bereit.«
    »Ich verstehe, daß ihr uns das Gesetz nach unserm freien Willen ausführen lassen wollt; aber ihr könnt uns jetzt nicht aufgeben und ganz uns selbst überlassen…«
    »Ihr werdet nicht aufgegeben. Wir liefern die notwendige Information. Wir liefern die Werkzeuge. Ihr benutzt sie. Das ist das Gesetz.«
    »Zum Teufel mit dem Gesetz!« schrie Martin. »Ihr könnt nicht einfach alles unter uns wegreißen!«
    »Man hat euch von Anfang an informiert, was von euch verlangt werden würde. Wir sind jetzt in eine Situation eingetreten, wo ihr die Leitung übernehmen müßt, nicht wir.«
    »Ihr warnt uns, indem ihr uns bei unserem ersten Drill hängen läßt?«
    »Wir treffen diese Entscheidungen nicht. Sie werden durch die Umstände diktiert.«
    »Also übernehmen wir jetzt… für den ganzen Weg?«
    »Es ist das Ende unserer Rolle als Lehrer.«
    »Es hätte eine Vorwarnung geben sollen«, sagte Martin.
    Die Kriegsmutter schwieg.
    »Das wird ein Schock sein… Für mich ist es ein Schock.«
    Schweigen.
    Martin tastete nach einem Mittel, wie er den Kindern erklären könnte, was er gerade gehört hatte. Eine vernünftige Erklärung. »Ihr versucht, uns mit Gewalt zur Aktion zu zwingen, und aus unserer Lethargie herauszureißen? Haltet ihr das für psychologisch angemessen?«
    »Es muß sein. Wir können euch nicht weiter leiten.«
    Zum ersten Mal in seinem Leben wurde Martin so wütend auf eine Mutter, daß er fühlte, er könnte die Beherrschung verlieren. Er drehte sich um und lief aus dem Schulraum.
     
    Es hatte vorher fünf Bosse gegeben, jeden in einem Jahr ihrer Reise. Die hatten ihre einjährige Dienstzeit absolviert und waren dann zu ihren Gruppen und Familien zurückgekehrt als Gleiche mit allen Kindern. Aber Martin fühlte immer ihre Augen auf sich ruhen: Stephanie Wing Feather, der erste Boss, und ihre Nachfolger: Harpal Timechaser, Joe Hatworm, Sig Butterfly, Cham Shark.
    Alle fünf folgten Martin vom Schulzimmer zu seiner Wohnung in der zweiten Heimkugel. Sie sprachen wenig, als sie die Leitern benutzten und gingen. Dies gab Martin Zeit, sich zu beruhigen und angestrengt nachzudenken. Alles ist jetzt verdreht, alle unsere Bezugssysteme sind verbogen. Wie kann man in diesem Durcheinander führen? Wie führe ich da?
    In Martins Quartier bezogen die Exbosse Plätze im Zentrum, in einem kleinen Raum aus flexiblen Rohren, den Martin vor einigen Jahren angefertigt hatte. Bei Schwerelosigkeit schwebte dieser Käfig herein, während Martin wach war oder trainierte; oder für Gäste, damit sie nahe sein konnten, ohne zusammengedrängt zu werden. Jetzt, da das Auf und Ab sich beruhigt hatte, war der Behälter gerade groß genug, daß sechs Personen bequem sitzend Platz fanden.
    Martin sagte: »Ich werde mehr Hilfe brauchen.«
    »Warum?« fragte Stephanie. Sie war ein Jahr jünger als Martin, eine muskulöse, grauäugige Frau mittlerer Größe mit feinem Haar, das eng in einem Knoten zusammengerafft und gelöst zweieinhalb Meter lang war. Sie war auf ihr Haar stolz und pflegte es sorgfältig. Theresa hätte gesagt, es wäre ihr Lebensfaden.
    »Die Mütter haben nichts von uns erwartet, und ich habe es auch nicht geliefert. Sie wollten, daß wir die Übung planten, ehe wir hinausgingen, daß wir unsere eigenen Fähigkeiten benutzen und unsere Schwächen herausfinden sollten. Darum war der Drill so ein Mißgeschick. Sie werden für uns keine weiteren Tests veranstalten.«
    »Das hätten sie uns früher sagen sollen«, meinte Harpal.
    Martin zuckte die Achseln. »Ich hätte es ahnen sollen. Sie wollen, daß wir unabhängiger werden. Zum Teufel, es tut mir leid. Ich drücke das nicht exakt aus. Ich kann es immer noch nicht glauben. Sie werden nie wieder Lehrer

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