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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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voller Träume zum Träumen, sogar Fragmente der Erde bietend. Wissenschaftlich und neugierig hat Theodore Dawn, ständig beobachtend und Notizen machend, sich über seine Linsen und klaren Wassertanks gebeugt in der Wohnung, die er mit Martin teilte, sein persönliches Äquivalent für die Katzen und Papageien, die andere Kinder als Schoßtiere und Maskottchen hielten. Die Linsen – das Äquivalent der Mütter für Mikroskope – schwebten in der Luft vor Theodores Gesicht wie kleine weiße Juwelen, lichtbrechende Felder von einer besseren optischen Kraft und Klarheit als Fluorit. In einem kleinen sphärischen Feld festgehalten, das Sauerstoff hereinließ, aber Wasser am Entweichen hinderte, waren einige Exemplare von Chaoborus, den Larven von Phantom-Mücken, die Theodore so sehr schätzte. Die Exemplare wurden durch sanfte Felder am Fliehen gehindert… Felder innerhalb von Feldern, die Theodore Zugang zu diesen lebendigen Kreaturen gestatteten, wie es auf der Erde unmöglich gewesen wäre.
    »Recht hübsch«, sagte Theodore. »Und noch besser – harmlos. Freust du dich nicht, daß ich keine Moskitos züchte? Du würdest dich nachts einschleichen und meine Tanks zerstören.«
    »Wir würden damit zurechtkommen«, sagte Martin.
    »Nein, das würdet ihr nicht«, sagte Theodore. »Ihr seid viel zu schlau…« Chaoborus, Zooplankton, Phytoplankton, Spielarten schöner Algen und über dem Teich summende Phantom-Mücken, die fast unsichtbar sind und sich an den Wänden putzen, ohne zu wissen, daß sie nicht auf der Erde befinden.
    Martin fragte: »Glaubst du, wir wissen, wo wir sind?«
    »Du meinst, daß wir es nicht wissen und nicht können, nicht da, wo es darauf ankommt. Nicht in unseren Eingeweiden und Zellen. Wir tragen die Erde immer mit uns. Wenn ein Elternteil stirbt, bleiben die Gene und die Erinnerungen zurück, die nur geringere und schwächere Fäden sind.«
    »Meine Eltern leben wahrscheinlich noch, aber ich kann sie nicht fühlen.«
    »Wir befinden uns auf entgegengesetzten Seiten eines Golfs der Physik, der für uns Mücken schwer in unseren Eingeweiden zu verstehen ist«, sagte Theodore. Er grübelte über seinem sphärischen, durch ein Feld gebundenen Teich und rührte darin mit einem Glasstab. Er beobachtete die Algen, die sich um den Stab wickelten und machte Geschichte unter den Mikroorganismen, den Pantoffeltierchen, Rädertierchen, Euglenoiden, Kieselalgen, Desmiden, Amphipoden und Ostrakoden, die zwischen den Wasserflöhen umhersausten.
    Die vergleichsweise großen Chaoborus- Larven,dünn wie Geister, mit arg gekrümmten Schnäbeln und Köpfen mit schwarzen Augen sowie schön gemusterten Paaren von Schwebeorganen vorn und hinten, huschten vor den Strömungen davon.
    Martin rollte sich auf die andere Seite, öffnete die Augen und fühlte das Prickeln in seinen Lidern. Bei manchen Bewegungen fand er Widerstand. Plötzliche Rucke alarmierten vielleicht die Felder, obwohl sie seine Substanz nur um einige Zehntausendstel in den verbotenen Schlund von eintausend Ge einsenkten.
    Am besten war es, sich überhaupt nicht zu bewegen wie die meisten Kinder.
    Theresa und Ariel plauderten im Sitzen ruhig über Hans den Ewigen und andere. Währenddessen erblickte Martin Hans und Theodore beisammen. Sie hatten, obwohl sie enge Freunde waren, nur selten miteinander gesprochen. Hans fragte Theodore, was er von Martin hielte, und ob Martin das hätte, dessen er bedurfte, um Boss zu sein.
    »Er ist nicht dieser Meinung«, sagte Theodore und zwinkerte über die Schulter Martin zu. »Er meint, daß er sich zu viele Sorgen macht.«
    »Denkst du, daß ich das habe, was nötig ist?«
    Theodore sagte: »Niemand, der Boss sein möchte, sollte es sein.«
    »Ich will nicht…« Aber das Gesicht von Hans zeigte nur wenig Hoffnung.
    Theresa und Ariel diskutierten über die Gewänder, die die Wendys tragen würden, wenn alles getan wäre und sie einen Bund mit einer anderen Welt eingingen.
    Theresa trug dieses Gewand, während sie durch den Mittelgang einer großen Kathedrale schritt. Das Kleid war weiß drapiert wie ein Gewebe aus Quarzkristallen und Diamanten, übernatürlich leicht und schön. In ihrem Haar trug sie Rubine, Smaragde, Opale, Berylle und Blumen aus Selenit, Celestit, Amethyst, Granat, Achat und Saphir. An den Händen hatte sie Kombinationen von isländischem Doppelspat, weißem Aragonit, grünem Azurit, und blauem Lapis, welche die Mitgift ihrer Mutter darstellten. Und Theodore war Brautführer in einem

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