Der Amboss der Sterne
sprechen«, sagte Theresa.
»Warum haßt sie mich?«
»Das ist verrückt«, sagte Theresa und nahm seine Hand. »Du kannst das, was sie sagt, nicht persönlich nehmen…«
»William hatte recht«, erwiderte er. »Ich will nicht, daß mich jemand haßt. Ich will, daß alle mich lieben… Für einen Boss eine verteufelte Sache. Hans hätte dieses Problem nicht.«
Theresa zupfte ihn am Arm und zog ihn zur Tür. »Fünfundvierzig Minuten«, erinnerte sie ihn. Martin starrte auf die Kriegsmutter, ehe er ihrem Druck nachgab. Während dieser ganzen Zeit hatte die Kriegsmutter nichts unternommen. So wenig Zeit.
Die Kriegsmutter ging vor Martin und Hans durch den zweiten Hals, als sie die abschließenden Inspektionen der Punkte machten, wo die Dämmerungsgleiter sich teilen würde. Die Kriegsmutter würde an Bord der Schildkröte fliegen.
Hans und Martin schüttelten sich die Hand und umarmten sich. Hans sagte: »Tu es, Bruder! Wir werden zum Aufräumen zurückkommen. Ich beneide dich, Martin.«
»Ich beneide mich selbst nicht.« Er errötete. »Ich wünsche, sie hätten dich zum Boss gewählt.«
»Ich habe für dich gestimmt«, sagte Hans lächelnd, nicht ganz ehrlich. »Ich bin bloß ein geborener Faulpelz. Du wirst den Job schaffen.«
William wartete hinter Martin. Die Kinder rückten an, um sich zu verabschieden mit Umarmungen, Küssen und Schulterklopfen.
Rosa war nicht anwesend.
Nach ein paar Minuten teilten sich die Kinder in dem engen Raum bei dem Waffenlager auf. Das Team der Hase rechts hinter Hans. Das Team der Schildkröte links hinter Martin. William und Theresa waren beisammen, als sich die Teams trennten. Martin ahnte plötzlich Böses und nahm beide mit sich. Diese Zeit brachte nichts als Bedenken.
Die Teams traten weiter zurück um die Kurve des Waffenlagers. Die Kinder hinten in jeder Gruppe konnten einander schon nicht mehr sehen.
Die Trennung erfolgte.
Seiner ganzen Länge nach machte das Schiff des Gesetzes ein Geräusch wie Stöhnen, als ob es eine gewaltige Last nur ablegte, um eine andere aufzunehmen. Die Kinder der Schildkröte-Crew umringten Martin in einem neu frei gewachsenen Raum neben dem Waffenlager. Sie warteten ängstlich und lauschten auf die Geräusche des Schiffs. Einige hielten sich gegenseitig fest. Trotz der Drills fürchteten sie sich – Martin fielen die Worte Theodores ein: »Keine Maschine arbeitet vollkommen. Jede Maschine kann versagen. Jeden Tag sind wir in Gefahr.« Aber Theodore hatte noch hinzugefügt: »Kein Planet lebt für immer. Jeden Tag auf der Erde war unser Leben in Gefahr…«
Nirgendwo Sicherheit. Aber das Schiff des Gesetzes hatte sie noch nie im Stich gelassen…
Es war auch noch nie entzwei gebrochen worden.
Martin saß auf einer niedrigen Couch in der Mitte des Raums. Rings um ihn schwebten die Kinder, hockten, streckten sich aus, sahen einander an oder starrten ins Leere, spielten mit ihren Handyprojektionen und warteten, warteten.
Das Stöhnen wurde zu einem kräftigen Wind, der durch die Gänge außerhalb ihrer Kammer fuhr. Der Luftdruck war verteilt worden, ehe sich die Wände versiegelten.
Theresa rückte dicht an Martin heran. Er hielt sie vor allen fest und bestätigte damit ihren Bund. Nur wenige schienen es zur Kenntnis zu nehmen, nicht einmal William, der mit Andrew Jaguar ein Spiel mit zusammenpassenden Farben spielte.
»Was tust du?« fragte Martin Theresa. Sie schüttelte heftig den Kopf, als ob sie die Frage wegscheuchen wollte.
»Ich warte«, sagte sie. »Und du?«
Der Fußboden unter ihnen vibrierte. Ihre Kabine rotierte, als sich die Orientierung dieses Teils der sich auftrennenden Dämmerungsgleiter änderte. Wieder brüllte der Wind außerhalb der Wände wie ein Sturm. Dies war ihr einziger sicherer Platz, ihre ruhige Zelle in dem turbulenten Körper.
»Wie wird sich die Superbremsung anfühlen?« fragte Patrick Angelfish, der neben Martin stand.
»Ich nehme an so, wie wir uns beim Start fühlten«, sagte Martin. »Nur stärker und länger.«
»Das Gefühl mag ich nicht«, erklärte Patrick.
Martin sah ihn mit gespielter Strenge an. Patrick grinste zurück.
»Ich weiß. Ich bin ein Waschlappen«, sagte er.
»Hoffen wir, daß du ein Waschlappen mit starkem Magen bist!« sagte Martin und kontrollierte seinen Ton. Er wollte nicht allzu sarkastisch sein, wollte in seinen Worten nicht die vielen Besorgnisse anklingen lassen, die er selbst empfand, indem er den richtigen Kommandoton annahm, gemischt mit Zuversicht
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