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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Augenwinkel an. Ein entschuldigendes Lächeln huschte über seine Lippen.
    »Recht exklusiv«, sagte Martin. »Sex mit dir ist… war, als hätte man eine wundervolle Art von Bruder, ein Double, nicht gefährlich, bloß empfänglich.«
    »Als wenn man mit einer Fernsonde davonstürmt«, meinte William. Martin kannte diesen Ton. Scharf, aber nicht boshaft.
    »Keineswegs.«
    »Männer kennen Männer. Frauen kennen Frauen. Das ist die große Rechtfertigung für homosexuellen Verkehr.«
    »Hör auf, William!«
    »Okay«, sagte William, wieder gemildert.
    »Wenn ich über etwas nachdenke, bist du in meinem Kopf; und ich versuche, darüber nachzudenken, was du in einer gegebenen Situation sagen oder tun würdest. Ich spreche in meinem Kopf zu dir, und ich rede mit Theresa. Bruder und Schwester und mehr als das.«
    Er log eigentlich nicht, aber das war strenggenommen nicht wahr. Er hatte wenig an William gedacht, wollte aber nicht, daß William das erführe oder es sich selbst zugäbe. Daß er William mit einem so geringen Trauma übergehen und ihn dennoch mit immenser Zuneigung betrachten konnte. Was für eine Art von Liebe war das?
    »Du sagst, daß du an mich denkst, aber du lebst mit Theresa.«
    Beide schauten auf Nebukadnezar, den Planeten, dessen wahren Namen sie nicht kannten falls er überhaupt einen hatte.
    »Ob sie je geliebt haben?« fragte William.
    »Dafür gebe ich keinen Pfifferling«, sagte Martin. Meine Freunde und meine Heimat. Sie haben die Fische im Meer und die Vögel in der Luft umgebracht. Sie haben uns unsere Kindheit geraubt. Sie haben meinen Hund getötet. »Es ist Zeit, daß wir dies hinter uns bringen und beginnen, unser eigenes Leben zu führen. Wir werden zu Schatten, wenn wir immer so weitermachen.«
    »Amen«, sagte William. »Willst du, daß Therese jenes Kleid trägt auf einer anderen Welt, auf unserer Welt?«
    »Allerdings«, sagte Martin.
    »Das würde ich gern sehen. Auch ich möchte etwas Besonderes tragen.«
    »Ich denke, das möchten wir alle«, sagte Martin.
    »Aber erst…«
    Martin sah Williams Lippen arbeiten wie in stillem Gebet. Für sichere Fahrt? Oder um Vergebung?
    Wird sichere Fahrt ein Zeichen von Vergebung sein?
    Keine Zeichen, kein Trost, keine Vergebung. Keine Schuld. Der Wald war voller Wölfe.
    Kein gütiger und gerechter Gott konnte so etwas erlauben. Die Natur konnte es: aber die hielt ein Gleichgewicht aufrecht.
    Der Wald war auch voller Jäger.
    Die Piloten der Bombenschiffe sammelten sich in den Waffenlagern. Martin und die Kriegsmutter hatten den Vorsitz. Zwischen ihnen hing ein projiziertes Bild von Nebukadnezar, dessen Aussehen sich änderte, während durch seine langsame Rotation aus Nacht Tag wurde und die sichtbare Sichel erkennbar anwuchs. Noch zwei Stunden bis zum Start.
    Theresa und William schwebten neben ihrem Fahrzeug mit ausdruckslosen Gesichtern. Fred Falcon kam zu William. Stephanie war allein neben ihrem Schiff und Yueh Yellow River neben seinem. Theresa würde ein Bombenschiff allein fliegen. Nguyen Mountain Lily und Ginny Chocolate waren beisammen, ebenso Michel Vineyard und Hu East Wind, Leo Parsifal und Nancy Flying Crow. Sieben Schiffe für diese Exkursion.
    Martin bewahrte eine ausdruckslose Miene und verbarg den Knoten in seinen Eingeweiden, jenen Alptraum von Erregung und nackter Angst, den Drang zu zittern und wegzulaufen und um Vergebung seitens des häßlichen übernatürlichen Wesens, was immer es auch sein mochte, zu bitten, das die Dinge lenkte. In seinem Tagebuch hatte Martin geschrieben:
    Wir haben heute morgen geschmust und uns geliebt und zusammen gefrühstückt. Ich habe sie in der Robe für den Abschluß gesehen, und wir haben geschworen, daß wir verheiratet, daß wir verbunden sind. »Wir werden Kinder haben«, sagte sie; und ich stimmte zu. Wenn wir nicht mehr den Müttern unterstellt sind, wird es Fruchtbarkeit geben, und wir werden Kinder haben. Wir werden lieben und leben und diskutieren und Verzweiflung und Heiterkeit empfinden. Aber so etwas wird uns nicht noch einmal widerfahren. Wir werden unsere Aufgabe erfüllt haben; und man wird von uns nie wieder etwas derartiges verlangen. Bitte, Gott, wir verstehen nicht das Warum…
    Die Kinder versammelten sich in dem verkleinerten Raum des Waffenlagers. Die Felder waren fast bis zur Unsichtbarkeit gedämpft, um nicht die angetretenen Wendys und Verlorenen Jungen zu überstrahlen. Für Martin kam die Zeit zum Sprechen, eine unbeholfene, nicht die erwartete, feurige Rede, ehe

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