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Der Amerikaner - The American

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Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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ab, und genau diese Jacht fesselte Vanderveens Blick, als er den Fußweg vor dem Hafen entlangschlenderte, wo er immer wieder kleinen Touristengruppen ausweichen musste. Von den Anlegeplätzen selbst hielt er sich fern. Die USS Sequoia war gut dreißig Meter lang, und der größte Teil des Oberdecks, inklusive des Brückenhauses, war mit Teakholz und Glas eingefasst. Vanderveen sah die Jacht zum ersten Mal, kannte aber ihre Geschichte. Nixon war neunundachtzig Mal auf der Präsidentenjacht den Potomac hinabgefahren, und Eisenhower hatte sich auf ihr kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges mehrfach mit Churchill und Field Marshall Montgomery getroffen. Im Jahr 1977 hatte Präsident Carter die Sequoia verkaufen lassen. Mehrere Jahre lang hatte die Jacht in einer Werft gelegen, bevor 1984 mit ihrer Instandsetzung und Restaurierung begonnen worden war.
    Jetzt gehörte sie der Sequoia Presidential Yacht Group und konnte auch von Privatkunden gechartert werden, wobei diese jedoch immer zurückstehen mussten, wenn der Präsident oder Vizepräsident die Jacht benutzen wollten.
    Und Will Vanderveen wusste, dass Präsident Brenneman die Sequoia für den 26. November hatte reservieren lassen.
    Zuerst hatte er weitaus mehr über die Jacht gewusst als über den Präsidenten, und er hatte sich gefragt, warum dieser so spät im Jahr damit auf dem kalten Potomac fahren wollte. Doch dann hatte er in der Richmond County Library herausgefunden, dass Brenneman ein begeisterter Segler und stolzer Besitzer einer zweimastigen Thomason-Ketsch war, die in der Nähe seines Hauses am Boston Harbor lag.
    Vanderveen vermutete, dass der französische Präsident und der italienische Ministerpräsident den über den Potomac peitschenden, kalten Wind weniger angenehm finden würden. Er
musste lächeln, als er den Anblick der bibbernden Politiker vor sich sah. Dann beobachtete er durch sein Ray-Ban-Fernglas weiter die Sequoia . Darüber hatte er eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen. Kurzzeitig hatte er sogar über einen Anschlag auf die Präsidentenjacht nachgedacht. Mit einer schwedischen Unterwassermine vom Typ Rockan wäre das leicht zu bewerkstelligen gewesen - in der Straße von Hormus und an anderen Orten hatte er sich persönlich von ihrer Effektivität überzeugen können. Außerdem wusste er, dass der Secret Service auf so eine Bedrohung nicht eingestellt war. Wenn man die Rockan-Unterwassermine dicht genug am Anker der Sequoia angebracht hätte, wäre sie von der veralteten Antiminen-Ausrüstung akustisch nur schwer zu orten gewesen.
    Aber er misstraute den empfindlichen elektronischen Komponenten der Mine und hegte Zweifel, ob eine nicht von ihm selbst konstruierte Fernbedienung korrekt funktionieren würde. Vor langer Zeit hatte man ihn mit einer Maxime vertraut gemacht, die er immer noch beherzigte - »Je einfacher, desto besser«. Er konnte sich des Erfolgs seiner Arbeit nur sicher sein, wenn er die Zahl der Komponenten verringerte und seine Konstruktion immer wieder testete.
    Außerdem machte ihn der Ort selbst nervös. An den wenigen Zufahrtsstraßen würden Dutzende von Secret-Service-Agenten postiert sein, jederzeit bereit, die Gegend im Falle eines Anschlags weitflächig abzuriegeln. Er konnte den Gedanken nicht abschütteln, sich in einem Netz gefangen zu sehen, das von FBI-Agenten immer mehr zugezogen wurde. Selbst der Anblick der sinkenden Sequoia wäre es nicht wert gewesen, so ein Risiko einzugehen, und wenn er überlebte, hätte er damit rechnen müssen, in einem Staatsgefängnis zu verrotten.
    Nein, er zog es vor, seine Tat zu überleben. Wenn die gut tausenddreihundertsechzig
Kilogramm Semtex H strategisch geschickt an der Route des Autokonvois platziert wurden, war der Erfolg der Operation praktisch garantiert, und er hatte eine sehr gute Chance, mit heiler Haut davonzukommen.
    Er ging zu seiner Honda zurück, schwang sich auf den Ledersattel, ließ den Motor an und raste davon, über die 7th Street in Richtung Pennsylvania Avenue. Bevor er Washington wieder verließ, musste er sich noch einiges ansehen.
     
    »Scheiße, Ryan, ich kann’s einfach nicht glauben. Andrews hat mich zur Sau gemacht wegen Ihrer kleinen Eskapade in Alexandria. Wollen Sie hören, was er gesagt hat? Inakzeptabel. Das Wort hat er mindestens ein Dutzend Mal wiederholt. Habe ich nicht gesagt, dass Sie ihm diesmal kein Haar krümmen sollen? Ja oder nein?«
    Einmal mehr saß Kealey Jonathan Harper gegenüber, und einmal mehr hatte das Gespräch

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