Der Amerikaner - The American
hatte, war er sofort ans Fenster getreten, um den Ausblick zu überprüfen. Perfekt. Der Lieferwagen war zweihundert Meter weiter geparkt,
ungefähr fünfundsiebzig Meter entfernt von der Kreuzung der 13th Street und der Pennsylvania Avenue.
Den schlimmsten Augenblick hatte er in der letzten Nacht überstehen müssen, als er gezwungen gewesen war, dreimal um den Block zu fahren, um einen passenden Parkplatz zu finden. Aber er glaubte nicht, dass er jemandem aufgefallen war. Seit Tagesanbruch waren deutlich mehr Fußgänger unterwegs, aber niemand von ihnen schien dem großen Lieferwagen am Bordstein zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Da die 12th Street keine halbe Stunde nach seiner Ankunft für den Durchgangsverkehr gesperrt worden war, fuhren in dieser angrenzenden Stra ße nur sehr wenige Autos, wodurch er den Lieferwagen noch besser im Auge behalten konnte.
Er hatte ein paar Veränderungen in dem Zimmer vornehmen müssen. Das Schild mit der Aufschrift Bitte nicht stören hing an der Außenseite der Tür - ein kleines, aber wichtiges Detail. Er hatte den Sessel aus seiner Ecke gezogen und zwischen die Betten geschoben. Dann hatte er das TV-Möbel an die Stelle gerollt, wo vorher der Sessel gestanden hatte, und es so gedreht, dass der Fernseher im rechten Winkel zu dem großen Panoramafenster stand. Den zum Schreibtisch gehörenden Stuhl hatte er neben das Fenster gestellt, vor den Fernseher.
So konnte er fernsehen, ohne die Beobachtung des Lieferwagens zu vernachlässigen. Er wusste, dass MSNBC die Rede des Präsidenten, die dieser am Jachthafen halten sollte, live übertragen würde. Mit etwas Glück würde er überprüfen können, wann der Präsident die Rückfahrt antreten würde. Aus Shakibs Broschüre wusste er schon, dass Brenneman laut Plan um zwanzig vor zwölf mittags wieder im Weißen Haus sein sollte, aber es konnte nicht schaden, sich noch einmal zu vergewissern.
FOX News übertrug bereits Bilder des in Trümmern liegenden Hauses in Virginia, offenbar immer die gleichen. Da sie nur wenig Material und noch weniger Informationen hatten, mussten sie zu wilden Spekulationen Zuflucht nehmen und Bilder der rauchenden Ruine senden, die aus einem niedrig fliegenden Hubschrauber mit einem zittrigen Piloten am Steuerknüppel aufgenommen worden waren.
Er hatte keine Ahnung, wie das FBI ihn mit dem Haus in Verbindung gebracht hatte, machte sich aber keine übertriebenen Sorgen. Nur wenige Stunden trennten ihn davon, sein Ziel zu erreichen, und es war ausgeschlossen, dass sie ihn rechtzeitig stoppen konnten. Außerdem war er zufrieden angesichts der Effizienz seiner improvisierten Bombe. Wenn die Angabe des Fernsehmoderators korrekt war, hatte er acht Mitglieder des bewunderten HRT-Teams des FBI getötet. Es aus dem Fernsehen zu erfahren war zwar weniger befriedigend, als die Maklerin verbluten zu sehen, aber auch nicht schlecht.
Er fühlte sich gut. Das Mobiltelefon in dem Lieferwagen war einsatzbereit, aber der versteckte Schalter in der Fahrerkabine war nicht umgelegt, sodass noch kein Strom in diese Richtung floss. Das andere Handy, mit dem er die Bombe zünden würde, lag neben ihm, doch wenn er jetzt angerufen hätte, wäre nichts passiert. Er blickte auf seine billige Timex-Digitaluhr, die perfekt zu seinem gegenwärtigen Äußeren passte. Jetzt war es fünf vor halb acht, und um ungefähr elf würde er zu dem Lieferwagen gehen und das Notebook holen, das er absichtlich auf dem Beifahrersitz deponiert hatte. Wenn er den Schalter umlegte, würde es mit etwas Glück keine Stunde mehr dauern, bis der Präsident und etliche seiner Berater tot waren.
Er hatte getan, was er tun konnte, und beobachtete weiter die Straße unter dem Fenster des Hotelzimmers.
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Washington, D. C. • Ashland
Kealey fuhr auf dem Interstate 66 in Richtung Osten und brauchte nicht lange, um in die Stadt und zum Gangplank-Jachthafen zu gelangen. Die Sicherheitsüberprüfung, die er nach seiner Ankunft dort über sich ergehen lassen musste, dauerte fast halb so lange wie die Fahrt, aber es war trotzdem seit seiner Abfahrt in Tyson’s Corner noch keine Dreiviertelstunde vergangen, als man ihm Zugang zu dem Jachthafen gewährte. Dann benötigte er noch fünf Minuten, um die Frau zu finden, nach der er suchte.
Jodie Rivers hetzte durch die Reportermeute hinter den Barrieren, und Kealey kam sich mehr als nur ein bisschen lächerlich vor, als er hinter ihr her lief. Sie wurden von Fotografen und Kameramännern angerempelt, die
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