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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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durch die dichten Wolken brach. Die Feuerwehrleute waren fast fertig mit ihrer Arbeit, die ihnen zum Teil durch den weiter fallenden Schnee erleichtert worden war.
    Die Scheune war nur leicht beschädigt. Kharmai, in eine dicke Decke gehüllt, saß auf dem Boden, den Rücken gegen die Holzwand gelehnt, und schaute auf die Überreste des Hauses.

    Eine Reihe von FBI-Ermittlern versuchte sich darauf zu einigen, in einem wie großen Radius nach Beweismaterial gesucht werden sollte. Maginnes irrte ziellos zwischen den verkohlten Trümmern umher, und seine Miene verriet zugleich Verwirrung und Schmerz. Larsen, Canfield und Hudson waren ums Leben gekommen, außerdem vier weitere Mitglieder seines Teams. Ein Mann war durch die Druckwelle der Explosion durch die Haustür nach draußen geschleudert worden und mit einer Gehirnerschütterung, einem gebrochenen Bein und Verbrennungen zweiten Grades davongekommen. Er war bereits per Hubschrauber in ein Krankenhaus in Richmond gebracht worden.
    An körperlichen Blessuren hatte Kharmai nur ein paar Kratzer davongetragen, aber sie konnte nicht den Anblick des verbrannten Beinstumpfs vergessen, der auch Maginnes zu einem gequälten Aufstöhnen veranlasst hatte. Sie schloss die Augen, um das Bild zu verdrängen, schlug sie aber wieder auf, als jemand ihren Namen rief.
    Es war Brett Harrison, der neben ein paar Forensikern stand und ein Mobiltelefon in der Hand hielt. Als sie auf wackeligen Beinen zu ihm trat, hatte sie den Eindruck, dass der Special Agent noch mitgenommener wirkte als Maginnes. Er war leichenblass und schien sich kaum konzentrieren zu können. »Für Sie, aus dem TTIC«, murmelte er, während er Kharmai das Handy reichte.
    »Kharmai hier.«
    Es war Kealey. »Naomi! Alles in Ordnung?«
    Als sie seine besorgte Stimme hörte, holte sie alles wieder ein. Sie kehrte den Männern den Rücken zu und versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. »Nein.«
    »Mein Gott, bist du verletzt?«
    Sie konnte seinen Tonfall nicht deuten. »Nein, ich bin nur …«

    Am anderen Ende vernahm Kealey seltsame Geräusche. Dann begriff er. Sie versuchte zu verbergen, dass sie weinte.
    »Es war so schlimm, verstehst du? Mein Gott, das Ganze war meine Idee, Ryan. Ich bin diejenige, die …«
    »Es ist nicht deine Schuld, Naomi«, unterbrach Kealey bestimmt. »Diese Männer wussten, welches Risiko sie eingingen. Vanderveen ist verantwortlich, nicht du, okay?« Er schwieg kurz. »Es tut mir Leid«, sagte er dann sanft. »Ich hätte mitkommen sollen …«
    »Nein«, erwiderte sie heftig, unbewusst energisch den Kopf schüttelnd. »Dann wärst du in dem Haus gewesen. Damit wäre ich … nie klargekommen.«
    Kealey fehlten die Worte. Dann, nach ein paar Sekunden: »Komm nach Washington zurück, Naomi. Ich glaube nicht, dass du in Virginia noch … Du solltest zurückkommen.«
    Er wollte es ihr leicht machen, das wusste sie, und es wäre so einfach gewesen, nicht mehr immer nur tough sein zu wollen. Sie konnte nach Washington zurückkehren, wo er sich freundschaftlich besorgt um sie kümmern, ihr aber keine darüber hinausgehenden Gefühle entgegenbringen würde. Sie konnte sich im TTIC an einen Schreibtisch setzen, Kaffee schlürfen und sich alles auf CNN ansehen, ohne ihre persönliche Sicherheit zu gefährden.
    Aber Vanderveen war weiter auf freiem Fuß, und noch war sie nicht bereit, einfach aufzugeben. Kealey hatte den Satz nicht vollendet, aber sagen wollen, sie könne in Virginia nichts mehr tun.
    Er kann mich auch am Arsch lecken.
    »Ich werde nicht zurückkommen«, sagte sie so entschieden, dass Kealey am anderen Ende überrascht war. »Ich werde mir einen von Harrisons Männern schnappen und mit einigen Leuten
reden, denn ich will wissen, wie er jetzt aussieht und was für ein Fahrzeug er benutzt. Sonst haben wir immer noch keine genaue Vorstellung.«
    »Okay«, sagte Kealey nach einem Augenblick der Unschlüssigkeit. »Bleib mal kurz dran.« Er informierte Harper, der gerade in eine weitere hitzige Diskussion mit Patrick Landrieu verstrickt war, aber nichts gegen Kharmais Absicht einzuwenden hatte. »Harper ist einverstanden. Und er ist glücklich, dass dir nichts passiert ist. Wie ich …«
    »Ich weiß«, unterbrach sie. »Sobald ich was herausgefunden habe, lasse ich es dich wissen.«
    Bevor Kealey antworten konnte, beendete sie das Gespräch. Dann musste sie einmal mehr auf die Trümmer blicken und sich ein paar Tränen aus den Augen wischen. Okay, Naomi, sagte sie zu sich selbst. Es

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