Der Amerikaner - The American
hoch. »Nein.«
McCabe zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Man hätte es Ihnen sagen sollen … Die Razzia war ein totaler Fehlschlag. Vanderveen hat dem HRT-Team eine Falle gestellt und etliche Kollegen getötet. In seiner Scheune wurde kein Fahrzeug gefunden.«
»Wie hat er es getan?«
»Mit irgendeiner Bombe. Die Untersuchung läuft noch. Wie auch immer, sie vermuten, dass er nach Washington kommen wird.«
Rivers schloss die Augen und dachte nach. »Ich wüsste nicht, was wir sonst noch tun könnten«, sagte sie schließlich achselzuckend. »Wir haben nicht genug Leute, um das Einsatzgebiet zu vergrößern. Haben Sie Storey davon erzählt?« Jeff Storey war der verantwortliche Agent für das spezielle Personenschutzkommando des Präsidenten und sollte in zwei Stunden mit der amerikanischen Delegation eintreffen.
»Natürlich. Und auch dem Präsidenten. Er war nicht glücklich, es zu hören, hält aber an der Planung fest.«
»Mist«, sagte sie frustriert. »Stimmt was nicht mit unserem Präsidenten? Begreift er nicht, wie ernst die Bedrohung ist?«
»Doch.« McCabe schwieg kurz. »Er kämpft ums politische Überleben. Wenn dieser Staatsbesuch erfolgreich über die Bühne geht, kann er vielleicht genug Unterstützung mobilisieren, um eine zweite Amtszeit ins Auge zu fassen. Andernfalls ist er erledigt.«
»Als Toter kann man kein Land mehr führen«, murmelte sie.
McCabe zuckte zusammen. »Um Himmels willen, hüten Sie sich, so etwas einem anderen zu erzählen. Hören Sie, ich muss zurück ins TTIC. Falls nötig, können Sie mich dort erreichen.«
»Okay, danke.« McCabe nickte und ging zu seinem Auto. Während Jodie Rivers auf das graue Wasser starrte, spulten sich vor ihrem geistigen Auge eine Reihe grauenvoller Szenarien ab, aber nach fünf Minuten gebot sie ihrer Einbildungskraft Einhalt. Sie wollte noch einen Rundgang machen und die Liste der ausländischen Honoratioren überprüfen, denen die Teilnahme an der Veranstaltung bereits erlaubt worden war.
Bitte, lieber Gott. Nicht, solange ich die Verantwortung trage.
Im Gebäude des Terrorist Threat Integration Center war das Rauchen verboten, und Harper hatte es eigentlich schon vor Jahren aufgegeben. Doch angesichts des Drucks, unter dem er jetzt stand, brauchte er etwas, um seine angespannten Nerven zu beruhigen.
Er rauchte die Zigarette draußen, in der Morgendämmerung. Neben ihm stand Kealey, der mal die Arme verschränkte, dann wieder die Hände in den Hosentaschen vergrub. Da sie sich seit sieben Jahren kannten, hatte das Schweigen nichts Unangenehmes. Harper spürte, dass Kealey nach einer Entscheidung suchte, und wartete geduldig.
»Ich will mich am Jachthafen umsehen.«
Harper inhalierte tief den Rauch seiner Zigarette. »Viel zu tun gibt’s da nicht für Sie.«
»Ich weiß.«
»Was brauchen Sie?«
»Irgendeinen Ausweis. Die Leute sollen wissen, wer ich bin. Ich habe keine Lust, alle paar Schritte angehalten zu werden.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt. Nicht über die CIA, sondern über das TTIC. Und ich werde mit McCabe reden.«
»Ich habe meine Waffe dabei und brauche sie … Ich möchte nicht, dass das Probleme gibt.«
»Ich sorge dafür.«
Wieder standen sie schweigend nebeneinander, während die ersten Sonnenstrahlen die Baumwipfel berührten. »Wie denken Sie über Kharmai?«
»Ich mag sie. Sie ist … tough.«
»Und sieht gut aus.«
Kealey lächelte. »Auch das.«
Harper wollte den Zigarettenstummel in einen mit Sand gefüllten Aschenbecher schnippen, verfehlte ihn aber deutlich. »Zuerst wollte ich sie eigentlich nicht bei diesem Fall dabeihaben. Sie ist etwas ruppig, hat es noch nicht richtig gelernt, mit Menschen umzugehen. Aber das kommt schon noch … Glauben Sie, dass sie was herausfinden wird?«
»Keine Ahnung. Sie ist sehr intelligent, aber es hängt auch vom Glück ab.«
»Wohl wahr.« Dann, nach ein paar Sekunden: »Fahren Sie zum Jachthafen. Ich werde dort anrufen. Werden Sie ihn erkennen, wenn er da ist?«
»Ja, ich denke schon.«
»Er wird Sie erkennen«, sagte Harper. »Passen Sie gut auf sich auf.«
»Das tue ich immer.«
Das Zimmer entsprach ziemlich genau Vanderveens Erwartungen - komfortabel, aber nicht luxuriös eingerichtet, an den Wänden ein paar geschmackvoll gerahmte Drucke. Es gab den obligatorischen Fernseher in einem Holzmöbel auf Rollen, zwei Betten, einen Nachttisch und einen kleinen Schreibtisch. Als er das Zimmer vor knapp zwölf Stunden bezogen
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