Der Amerikaner - The American
eintreffen.«
Über ihre Schulter sah Kealey bereits die ersten Autos des Konvois auf die Maine Avenue einbiegen. Die Blaulichter auf den Dächern der Suburbans des Secret Service waren eingeschaltet, die Sirenen nicht. Die Journalisten wurden unruhig, Kameramänner und Fotografen rangelten um die besten Plätze. Auch die Demonstranten wurden lauter, obwohl sie weiter weg waren und den Konvoi nicht sehen konnten.
Rivers wirkte nervös. Sie bemerkte Kealeys Blick und lächelte schwach. »Der Bereich mit den Medienvertretern macht mir Sorgen. Er ist sehr viel größer als vorgesehen, aber McCabe musste sich dem Druck beugen … Bei den Sendern und in den Redaktionen sind sie durchgedreht, als sie das erste Papier mit unseren Forderungen gesehen haben. Erst beim dritten Entwurf haben sie aufgehört, uns mit Klagen zu drohen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung, wie es der erste Zusatzartikel unserer Verfassung garantiert, ist eine entsetzliche Sache - zumindest aus meiner Sicht.«
Kealey nickte mitfühlend. »Jetzt ist der für Brennemans Personenschutzkommando verantwortliche Agent vor Ort«, sagte er. »Das sollte die Last der Verantwortung für Sie etwas mindern.«
»Sollte man meinen.« Sie seufzte und nahm das vorherige Thema wieder auf. »Okay, so weit es meine Leute betrifft, ist alles, was nördlich des Ben Banneker Park passiert, mehr oder weniger die Angelegenheit der Scharfschützen auf den Dächern. Da liegen Männer von der Washingtoner Polizei, vom Capitol Hill Police Department, meine eigenen Leute und auch ein paar vom FBI in Stellung, eine ziemlich merkwürdige Kombination, wenn Sie mich fragen … Wie auch immer, die Kommunikation klappt ziemlich gut, mit Ausnahme der Jungs von der Washingtoner Polizei. Ich werde versuchen, sie über Ihr Kommen zu unterrichten, kann aber keine Garantien abgeben. Keine Ahnung, was da passiert ist; es war eine dieser Kleinigkeiten, die wir übersehen haben, und es kotzt mich an.«
Man sieht es ihr an, dachte Kealey, aber sie sieht trotzdem verdammt gut aus. Ihre Wangen waren vor Zorn gerötet, doch auch das stand ihr. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er sie vielleicht für eine frisch gebackene Hochschulabsolventin gehalten. Ihre Begeisterungsfähigkeit ließ sie einige Jahre jünger erscheinen, als sie war. Aber gerade weil er es wusste, tat sie ihm ein bisschen Leid. Der Secret Service wurde völlig von männlichen Alphatieren dominiert, und jemand mit dem jugendlichen Aussehen von Jodie Rivers musste bestimmt doppelt so hart arbeiten, um ernst genommen zu werden. Er war sich sicher, dass es sie einige Mühe gekostet hatte, an diesen Posten heranzukommen.
Er schob den Gedanken beiseite und überlegte, was er sie sonst noch fragen konnte.
Rivers eilte schon wieder vor ihm her. »Brauchen Sie ein Fahrzeug?«
»Nein, ich habe eins.« Da Harper für den Rest des Tages im TTIC festsaß, hatte er ihm seinen grünen Explorer geliehen. »Ist
immer noch vorgesehen, dass der Konvoi auf dem Rückweg zum Weißen Haus die 12th Street nimmt?«
Rivers zögerte, nickte dann aber. Wenn Landrieu sagt, dass er in Ordnung ist … »Ja, zumindest für den größten Teil des Weges. Da die 12th Street teilweise wegen Bauarbeiten gesperrt ist, müssen wir dort auf die 13th Street ausweichen. Der Präsident soll die Rückfahrt um etwa elf Uhr vierzig antreten. Ein bisschen hängt das auch vom Wetter ab. Es soll heute Mittag ziemlich ungemütlich werden.«
»Ich habe gehört, dass der Sturm möglicherweise hier durchzieht«, sagte Kealey mit einem Blick zum Himmel.
»Wir werden sehen.«
In diesem Moment stieg der Präsident aus seiner Limousine und lächelte breit in Richtung der Journalisten, die ihn umgehend mit einem Schwall von Fragen bombardierten.
Obwohl er seit achtundzwanzig Stunden nicht geschlafen hatte, fühlte Vanderveen sich voller Energie. Es fiel ihm schwer, ruhig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben, und der atemberaubende Ausblick aus dem Fenster des Hotelzimmers konnte wenig gegen seine Langeweile ausrichten.
Der Umfang der Berichterstattung von MSNBC hatte ihn überrascht. Vor zwanzig Minuten waren Livebilder von dem Autokonvoi gezeigt worden. Er hatte sechsunddreißig Fahrzeuge gezählt und erleichtert festgestellt, dass die von Shakib besorgte Broschüre wahrscheinlich auch weiterhin dem Ablauf der Veranstaltung zugrunde lag. Wäre es anders gewesen, wäre die 12th Street mit größter Sicherheit nicht abgesperrt worden. Es war beruhigend zu
Weitere Kostenlose Bücher