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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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denn der Name der Stadt bedeutete »Stätte des Martyriums«. Man hätte lange suchen müssen, um einen Ort zu finden, dessen Bevölkerung der westlichen Kultur so feindlich gesinnt war. Obwohl er wenig Zweifel an seinen Fähigkeiten hegte, auch unter widrigsten Umständen zu überleben, hätte er hier vielleicht um seine Sicherheit gefürchtet, wenn er nicht in Gesellschaft der beiden Männer gewesen wäre, die ihm an dem schlichten Holztisch gegenübersaßen.
    Plötzlich kam ihm ein amüsanter Gedanke. Trotz seiner jüngsten Gräueltaten würde ihn der Direktor der CIA wahrscheinlich mit offenen Armen und einem Koffer voller Bargeld am Flughafen empfangen, wenn er bereit gewesen wäre, die Menschen in diesem Raum zu verraten. Gelegentliche misstrauische
Blicke in seine Richtung reichten, um ihn davon zu überzeugen, dass er nicht der Einzige war, der ein solches Szenario durchspielte.
    Die meisten hatten aber ein unbehagliches Gefühl, wenn sie ihm direkt in die Augen blickten, und zogen es vor, auf ihre Notizblöcke oder in ferne Ecken des Raums zu starren.
    Natürlich hieß er nicht Jason March, und die anderen kannten ihn auch nicht unter diesem Namen. Trotzdem war er das Pseudonym, mit dem er über die Jahre vorwiegend identifiziert worden war. Auf einer Anhöhe mit Blick auf die syrische Küste hatte er vor sieben Jahren seine Loyalität gegenüber diesen Männern und ihrer Sache bewiesen. Doch dessen war sich keiner von ihnen bewusst, und er sprach auch nicht darüber. Sie wussten sehr wenig über den Mann, der vor ihnen saß. Abgesehen davon, dass für ihn praktisch nichts unmöglich war. Das war die einzige Ansicht über den Amerikaner, die nicht in Zweifel gezogen wurde.
    »Sie haben sehr viel erreicht in Washington, mein Freund. Ich hoffe, dass der von uns vermittelte Kontakt Ihre Erwartungen erfüllt hat.« Diese Worte kamen aus dem Munde eines ägyptischen Staatsbürgers namens Mustafa Hassan Hamza. Obwohl er 1981 von einem ägyptischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war, hatte er der Organisation weiter aktiv gedient. Nach der Invasion Afghanistans durch amerikanische Streitkräfte Ende 2001 war er knapp mit dem Leben davongekommen. Durch die Dezimierung führender Al-Kaida-Mitglieder war er sehr schnell aufgestiegen und jetzt stellvertretender Befehlshaber des militärischen Flügels der islamistischen Terrororganisation.
    »Engagement und Effizienz Ihrer Quelle haben mich beeindruckt«, antwortete March wahrheitsgemäß. Er gehörte nicht zu
den Leuten, die freizügig mit Komplimenten umgingen. »Es ist eine Schande, dass sie mit größter Wahrscheinlichkeit vom FBI entdeckt werden wird - wenn es nicht schon geschehen ist. Auch sie können sehr effizient arbeiten.«
    »Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«, fragte der Ägypter.
    »Durch unseren gemeinsamen Freund in Südafrika habe ich Ihrer Quelle bereits geholfen, der Festnahme zu entgehen. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass seine Hingabe an die Organisation Sie enttäuschen wird.«
    Hamza betrachtete den ihm gegenübersitzenden Mann mit zunehmender Bewunderung. Einmal mehr wurde ihm ins Bewusstsein gerufen, was für ein Glück es war, so eine schlagkräftige Waffe zur Verfügung zu haben, ganz zu schweigen vom Propagandawert eines gegen sein Vaterland kämpfenden Amerikaners. Und doch, sein mangelndes Wissen um die Vergangenheit dieses Mannes beunruhigte ihn permanent. Wie lange konnte jemand einen so monströsen Landesverrat begehen, bis sich sein Gewissen meldete?
    Und noch ein weiterer Gedanke nagte gelegentlich an ihm, obwohl er ihn zu verdrängen suchte. Wie weit würden die Amerikaner gehen, wenn sie jemanden in seine Organisation einschleusten? Wahrscheinlich nicht so weit, den Tod eines ihrer eigenen gierigen Politiker herbeizuführen. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er sich nicht sicher sein konnte, und diese Zweifel lagen ihm schwer im Magen. In den westlichen Geheimdiensten gab es Leute, die ihm sehr ähnlich waren, weil sie sich nicht durch Gesetze oder moralische Imperative gebunden fühlten. Hamza selbst hatte oft gesagt, wenige außergewöhnliche Individuen stellten eine größere Gefahr für die Organisation dar als die geballte amerikanische Militärmacht.
    Der Ägypter sprach keinen dieser Gedanken laut aus. Sein Gesicht
glich einer reglosen Maske. Er wandte sich einem anderen ihm gegenübersitzenden Mann zu, der bisher noch nicht das Wort ergriffen hatte. »Vielen Dank, dass Sie heute Abend

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