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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Band in die Finger bekommen haben. Ursprünglich wurde es von Al-Jasira ausgestrahlt, aber da es der übliche Kram ist - die Verhängung einer Fatwa -, wurde es erst nicht sonderlich beachtet. Die Auflösung ist anständig, aber denken Sie daran, wir konzentrieren uns auf den Hintergrund … Es ist keine Aufnahme einer Überwachungskamera, sodass wir nicht irgendwie komprimieren mussten. Als wir uns aber diese Stelle hier etwas genauer ansahen, hatten wir, was wir wollten.«
    Davidson drückte ein paar Tasten auf seinem Laptop, eine Ecke des Bildes auf dem zweiten Monitor verdunkelte sich, und Kealey erkannte eine kleine Gruppe von Leuten, von denen einige Papiere studierten, andere ihre Waffen auseinander nahmen und reinigten.

    »Sehen Sie’s?«, fragte Davidson. »Okay, diese Aufnahme wurde mittags gemacht, zumindest wenn wir von der eingeblendeten Zeit ausgehen. Meine Techniker schwören Stein und Bein, dass Zeit und Datum nicht geändert wurden, also sehen wir das fürs Erste als Tatsache an. Wegen des gleißenden Lichts war diese Gruppe ursprünglich unsichtbar, also haben wir …«
    Kealey achtete nicht mehr auf die Worte des Analysten und starrte auf den Monitor. Die größtenteils arabisch wirkenden Männer, teils in weit geschnittener, dunkler Kleidung, teils in verschmutzten, flatternden Gewändern, saßen im Sand, unter einer Plane, die an hölzernen Pfählen befestigt war. Aber alle trugen das traditionelle Kaffiyeh-Kopftuch, einschließlich eines Mannes, der sich halb von der Kamera abwandte, dessen blondes Haar aber unter der Kopfbedeckung hervorschaute. Sein Gesicht war nicht zu sehen, nur die gerade Linie seines Kiefers, trotz des dichten Barts.
    Ryan Kealey schaute ihn lange an.
    Dann drehte er sich um und sah, dass Davidson ihn mit einem selbstzufriedenen Lächeln musterte. »Harper hat gesagt, dass Sie sofort darauf anspringen würden.« Der Analyst tippte emphatisch auf den Monitor. »Meiner Ansicht nach ist es kein Zufall, dass der Typ sich von der Kamera wegdreht. Er ist weitaus disziplinierter als die anderen, was sich bestimmt so erklärt, dass irgendjemand irgendwo eine Akte über ihn hat. Ein routinierter Aktivist, aber er war nicht immer so vorsichtig. Ich zeige Ihnen, was ich meine.«
    Er wandte sich von dem Standbild ab und ließ auf einem anderen der zahlreichen Flachbildschirme ein weiteres Video laufen. »Dies ist die Kopie eines Bandes, das vor vier Monaten am Khyber-Pass gefunden wurde. Das Original hatte durch Feuer Schaden genommen, wahrscheinlich wollte es jemand vernichten.
Das ist auch zum großen Teil gelungen, aber wir konnten zwei Minuten rekonstruieren. Sie sehen hier ein Treffen von Al-Kaida-Führern aus der zweiten Reihe mit Mitgliedern der majlis al shura , der Beratenden Versammlung. Obwohl weder Zeit noch Datum angezeigt werden, gehen wir davon aus, dass die Aufnahme weit nach dem 11. September gemacht wurde. Unsere Informationen deuten darauf hin, dass dieser Mann hier, Abu Musab al-Zarkawi, damals noch eifrig im Nordirak für Ansar al-Islam rekrutierte, und zwar bis Anfang 2002. Zuletzt wurde er angeblich im Mai desselben Jahres in Peshawar gesehen, von einem Hauptmann der pakistanischen Armee …«
    Kealey hörte kaum hin. Er starrte auf den Bildschirm, als wäre er allein in dem Raum. In diesem Augenblick schaute der Mann, mit dem al-Zarkawi sich unterhielt, kurz in Richtung der Kamera. Seine Miene war ausdruckslos, aber seine blitzenden grünen Augen schienen ihn direkt anzublicken, als hätten sie einen alten Freund entdeckt.
    »Dieser Dreckskerl«, flüsterte Kealey. Er wandte sich zu Davidson um und unterbrach dessen Redeschwall. »Ich habe genug gesehen. Bringen Sie mich zu Harper.«
     
    Kealey saß im Büro des stellvertretenden Direktors, das im sechsten Stock lag und aus dessen Fenstern man in der Ferne hinter leicht verschneiten Baumwipfeln den Potomac sehen konnte. Der Anblick des Wassers erinnerte ihn an das alte Haus auf Cape Elizabeth, und er empfand plötzlich den Wunsch, bei Katie anzurufen. Würde sie überhaupt abnehmen? Sie konnte sehr nachtragend sein, wie er schon bei anderen Gelegenheiten festgestellt hatte.
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, Ryan, glauben Sie ihn eindeutig identifizieren zu können?«, fragte Harper.

    Kealey wurde aus seinen Gedanken gerissen und wandte sich konzentriert dem Fragesteller zu. »Der Mann auf diesem Video ist March, da bin ich sicher«, antwortete er. »Eine andere Frage ist, ob wir nachweisen können, dass er

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