Der Amerikaner - The American
erinnert, wie viel Macht dieser Mann hatte. Man vergaß es leicht, weil sein persönlicher
Lebensstil kein bisschen spektakulär war; obwohl er in einem schönen Haus lebte und sich gut kleidete, machte er mit seiner Frau jedes Jahr im gleichen Ort in Colorado Urlaub und fuhr einen sechs Jahre alten Explorer, der hundertfünfzigtausend Kilometer auf dem Buckel hatte.
In seiner Eigenschaft als stellvertretender Direktor der CIA konnte er allerdings Berge versetzen. Fünf Minuten nach dem Anruf wurde Kealey von einem Mann in einem dunklen Anzug abgeholt, der sich als George vorstellte und ihn zu einem glänzenden schwarzen Mercedes mit getönten Schreiben führte, der zudem gepanzert zu sein schien.
George öffnete Kealey die Hintertür, doch der schüttelte den Kopf und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Er wollte sich nicht wie ein Prominenter im Fond chauffieren lassen und fragte sich einen Moment, ob Harper ihm einen Gefallen tun oder ihn darauf hinweisen wollte, welche Privilegien die CIA zu bieten hatte. Lächelnd musste er daran denken, dass eine gelegentliche Fahrt in einem gepanzerten Mercedes einen nicht für die eher dürftige Entlohnung entschädigte, und die bestimmte letztlich die Lebensqualität. Vielleicht nicht für ihn, aber mit Sicherheit für die meisten Mitarbeiter von Geheimdiensten und Strafverfolgungsbehörden.
Allerdings musste er seine Einschätzung noch einmal überdenken, als der Mercedes mit quietschenden Reifen direkt neben einer Rollbahn des Dulles International Airport vorfuhr. Er konnte nicht glauben, dass man für so etwas eine Genehmigung bekam, und seine Verwunderung wuchs noch, als er begriff, dass er in einem Gulfstream-Jet der CIA nach Maine zurückgeflogen werden würde.
»Muss großartig sein, so ein Auto zu fahren«, sagte er lächelnd zu dem Chauffeur. »Sie haben einen Traumjob.«
Der Fahrer, der während der ganzen Fahrt stoisch geschwiegen hatte, musste ebenfalls lächeln. »Allerdings, Sir.«
Es dauerte nicht lange, bis der Gulfstream-Jet eine Flughöhe von zwölftausend Metern erreicht hatte, und sie flogen mit einer Geschwindigkeit von fast achthundertfünfzig Stundenkilometern in Richtung Norden. Kealey war klar, dass er sich zurücklehnen und entspannen sollte. Er versuchte es, doch nach einer Weile fühlte er sich etwas einsam.
Das Cockpit war nur durch einen Vorhang abgeschirmt, und er vergewisserte sich, dass tatsächlich jemand dahinter saß. Die beiden Männer schienen seine Anwesenheit zu begrüßen, und bald stellte sich heraus, dass Steve Kearns, der Pilot, schon seit fast siebzehn Jahren Jets für die CIA flog.
»Was war Ihr letztes Ziel?«, fragte Kealey, obwohl ihm klar war, wie die Antwort ausfallen würde.
Kearns grinste fast unmerklich. »Darf ich nicht sagen.«
»Und wohin fliegen wir jetzt?« Er wusste es wirklich nicht.
»Darf ich auch nicht sagen.«
Das Grinsen wurde breiter, aber Reynolds, der Navigator, sagte lächelnd: »Portland International Jetport, Sir.«
Das waren gute Neuigkeiten für Kealey. Portland lag sehr viel näher an Cape Elizabeth als Bangor, dessen Flughafen er sonst in der Regel benutzte.
»Ich bin überrascht, dass der Flugplatz nicht geschlossen ist. Eigentlich ist er nicht dafür geschaffen, bei dem Wetter den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten.«
Reynolds nickte zustimmend. »Das stimmt. In dieser Höhe ist es nicht schlimm, am Boden dagegen schon. Im halben Bundesstaat ist der Strom ausgefallen, sie mussten die Generatoren anwerfen. Aufgrund des kanadischen Jetstream ist der Sturm etwas
aufs Meer abgedrängt worden, aber der Osten von Maine bekommt noch einiges ab. Die Landung könnte kompliziert werden, aber wir schaffen das schon. Hey, Kearns, du kennst dich damit doch aus?«
Der Pilot zuckte die Achseln. »Hab’s mal mit dem Microsoft Simulator’98 versucht«, antwortete er breit grinsend. Offenbar war Kearns jemand, der keinen Scherz mit ungerührtem Gesicht machen konnte. »Hat nicht allzu gut geklappt.«
Reynolds studierte einen der zahlreichen Bildschirme. »Hoffentlich gehörst du zu denen, die schnell dazulernen. In zehn Minuten kannst du dein Können unter Beweis stellen.«
»Mein Gott«, sagte Kealey, fast ein bisschen geschockt. »Wir sind doch gerade erst gestartet.«
Der Pilot lächelte. »Willkommen in der wundervollen Welt der Betriebsausflüge.«
Obwohl Kealey sich in einem der weichen Ledersitze direkt hinter dem Cockpit angeschnallt hatte, war die Landung kein Vergnügen, ganz wie
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