Der Amerikaner - The American
International 4900. March stieg in die Kabine und entfernte die Kunststoffummantelung von der Lenksäule. Ein paar Minuten später sprang der Motor an.
»Unglücklicherweise hatte er nur den Schlüssel für die Tür«, erklärte March. »Eine kleine Unbequemlichkeit.«
Hamza antwortete nicht und blickte erneut in die Richtung der Wellblechhütte, die ihm in der flirrenden Nachmittagshitze wie eine Fata Morgana erschien.
Auf dem Kai wartete geduldig ein sechs Meter langer Container; das Schiff, mit dem er gekommen war, hatte schon wieder abgelegt. Ein ehemaliger Dockarbeiter, der auch Kranführer war, hob ihn an und wartete, bis der Lastwagen rückwärts unter den Greifarm manövriert war. Dann stand der Container auf der Ladefläche. Es würde eine lange Reise werden, aber sie wurden erst in einigen Tagen erwartet. Sie hatten alle Zeit der Welt.
Das Piepen des auf dem Nachttisch liegenden Handys riss Ryan Kealey aus dem Schlaf. Er griff danach und rieb sich mit der anderen Hand den Schlaf aus den Augen. Durch das Fenster sah er,
dass dunkle Gewitterwolken über der Bucht hingen, und aus der Ferne hörte er das dumpfe Grollen des Donners.
»Ich bin’s, Ryan, Harper. Ich hole Sie und Kharmai um zehn vor dem Hotel ab. Bereiten Sie sich auf einen Flug vor, wir haben einen Treffer. Sie werden sich freuen.«
»Okay, wir warten unten.« Kealey unterbrach die Verbindung und ging ins Bad. Am Abend zuvor war er fast unmittelbar nach der Ankunft in seinem Zimmer eingeschlafen, doch nun, nachdem er geduscht und sich rasiert hatte, fühlte er sich wieder halbwegs wie ein Mensch. Als er gerade angezogen war, klopfte es an der Tür.
Kharmai trat ein, mit fast reuiger Miene - aber eben nur fast. Sie sah beinahe genauso betörend aus wie am Vortag. Heute trug sie einen dünnen Kaschmirpullover und eine gut geschnittene Hose, die die Wunde an ihrem Oberschenkel verdeckte. Allerdings wirkte ihr Gesicht mitgenommen, und die dunklen Ringe unter den Augen ließen darauf schließen, dass sie schlecht geschlafen hatte. »Auch hungrig?«, fragte sie. »Kommen Sie, ich spendiere Ihnen ein Frühstück.«
Kealey war sich nicht sicher, ob das eine Art Entschuldigung sein sollte, aber er zuckte nur die Achseln und folgte ihr ins Erdgeschoss. Das Angebot im Frühstücksraum schien ganz anständig zu sein, und er war überrascht, dass sie fast allein waren. Sie setzten sich an den hintersten Tisch, und schon bald stand ein ausgewachsenes Frühstück vor ihm - Rührei, Speck, Toast und Kaffee. Kharmai begnügte sich mit einem Blaubeer-Muffin und bemerkte, wie er sich amüsierte.
»Was soll der Blick bedeuten?«, fragte sie. »Ich bin auf Diät.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie sind die Letzte, die eine Diät nötig hat«, bemerkte er. »Fast tut es mir Leid, aber ich muss Sie darauf hinweisen, dass ich verlobt bin.«
Sie stellte lächelnd ihren Teller zur Seite, beugte sich vor und schob ihre langen Finger dicht bis an Kealeys Hand heran. »Hören Sie, ich entschuldige mich für gestern Abend, aber nur in einem gewissen Ausmaß. Ich glaube nicht, dass ich hier fair behandelt werde. Ich habe ganz schön recherchieren müssen, um an Informationen heranzukommen, die ich gern vorab erfahren hätte, und zwar von Ihnen oder unserem stellvertretenden Direktor.« Als Kealey nicht reagierte, redete sie weiter. »Der alleinige Sinn dieses Einsatzes besteht darin, Jason March zur Strecke zu bringen, aber das Wichtigste über ihn haben Sie mir vorenthalten. Ich weiß, dass er früher Soldat war. Und auch, was er Ihnen und Ihren Männern angetan hat.«
Er schloss die Augen und versuchte, sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Wie hat sie das herausbekommen? Ihm wurde bewusst, dass er Naomi Kharmai unterschätzt hatte. Jetzt war die Frage, wie er damit umgehen sollte. Er entschloss sich für eine Versöhnungsstrategie. »Sieht so aus, als wüssten Sie alles«, sagte er möglichst unbekümmert. »Was kann ich Ihnen noch erzählen?«
Kharmai bildete sich ein, die Stimmung anderer ziemlich gut einschätzen zu können, und befand, dies sei ein ungeeigneter Moment, um Bosnien zu erwähnen. Achselzuckend griff sie nach Kealeys Orangensaft. »Ich würde gern wissen, was wir zu erreichen versuchen. Offensichtlich ist, dass March mit Al Kaida und den Iranern unter einer Decke steckt und mit ihnen zusammenarbeitet. Was die Iraner wollen, wissen wir. Aber was ist mit Al Kaida? Glauben Sie, dass man dort auch auf Nuklearmaterial scharf
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