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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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kommen«, antwortete Harper. »North hat sie ins De Paul Medical Center gebracht. Dort haben sie die Wunde genäht und ihr ein Schmerzmittel verabreicht. Jetzt ist sie im Marriott Waterside Hotel. Wo ich Sie auch gleich rauswerfen werde.«
    Kealey wollte protestieren, aber Harper gebot ihm Einhalt.
    »Sie haben die Information besorgt, die wir benötigten. Jetzt sollten Sie sich etwas Ruhe gönnen. Je nachdem, was wir ausbuddeln, müssen Sie vielleicht schon morgen wieder einsatzbereit sein. Heute gibt es für Sie nichts mehr zu tun. Wenn ich mit Ihnen im Schlepptau bei der DEA aufkreuze, wird das mehr Probleme schaffen als lösen. Im Moment ist man dort nicht besonders gut auf Sie zu sprechen.«
    Kealey nickte zögernd, während der Wagen in die Waterside Avenue einbog.
    »Ich rufe Sie morgen früh an«, sagte Harper, als der Fahrer vor dem Hotel hielt. Kealey wollte aussteigen, doch Harper packte noch einmal seine Schulter. »Wir haben die Information, und Sie, Kharmai und North haben die Bar lebend wieder verlassen. Allein das zählt. Reden Sie mit Kharmai. North meinte, sie sei ziemlich down.«
    »Was heute geschehen ist, war nicht ihre Schuld, sondern meine. Ich habe ihr gesagt, sie könne sich auf mich verlassen, und dann war dieser Bastard auf einmal auf den Beinen und hat sie mit dem Messer bedroht … Sie hat gute Gründe, sauer auf mich zu sein.«

    »Sie ist nur noch bei uns, weil Sie ihr bei dem Bombenanschlag in Washington das Leben gerettet haben, vergessen Sie das nicht. Kharmai sollte dankbar sein, Sie in ihrer Nähe zu haben. Gönnen Sie sich etwas Schlaf.«
    Kealey salutierte ironisch, und Harper musste lächeln, während der Suburban losfuhr. Als Kealey sich ins Gästebuch eintrug, wurde ihm erst richtig bewusst, wie müde er war. Es war kaum zu glauben, dass er vor nur zwölf Stunden neben Katie aufgewacht war.
    Der Aufzug hielt im zweiten Stock, und er schaute auf den Zettel, den Harper ihm in die Hand gedrückt hatte: Zimmer 305 . Er blickte auf seine Jeans, die in der Bar gerissen und schmutzig geworden war. Wahrscheinlich sehe ich auch sonst ziemlich übel aus, dachte er. Aber wenigstens habe ich eine gute Entschuldigung.
     
    Naomi Kharmai lag zusammengekrümmt auf dem Bett, nur mit einem weißen Bademantel bekleidet. In dem Zimmer war es völlig finster, aber sie hatte die Augen weit aufgerissen und starrte ins Leere. Nachdem North sie ins Hotel gebracht hatte, war sie dreimal unter die Dusche gegangen, ohne sich um die brennende Wunde an ihrem Oberschenkel zu kümmern. Jetzt, wo sie durch nichts mehr abgelenkt wurde, spulte sich vor ihrem geistigen Auge wieder und wieder die Szene aus der Bar ab. Sie ging selbstbewusst auf die Theke zu, die Glock ruhig in der Hand haltend. Wie aus der Ferne sah sie ihr eigenes Gesicht, ihre grimmige Entschlossenheit. Dann wurde sie in Kealeys Richtung gedreht, und sie spürte die scharfe Klinge an ihrer Kehle, während Elgin ihr ins Ohr raunte: Ich stech dich ab und fick dich dann, du Schlampe.
    Stech dich ab und fick dich … Sie schluchzte laut auf. Dann klopfte jemand.

    »Ich bin’s, Kharmai.« Sie antwortete nicht. »Lassen Sie mich für einen Augenblick mit Ihnen reden.«
    Die Klinke bewegte sich, aber sie stand nicht auf, um die Tür aufzuschließen. Nach ungefähr einer Minute hörte sie ein merkwürdiges, klickendes Geräusch, und dann stieß Kealey die Tür auf und knipste das Licht an.
    Sie sprang auf und wischte sich hastig die Tränen ab. »Was fällt Ihnen ein?«, schrie sie wütend. »Wenn ich gewollt hätte, dass Sie reinkommen, hätte ich die beschissene Tür aufgeschlossen.«
    Kealey hob entschuldigend die Hände. Sie schaute auf die dreckige Hose, das über der Brust und den Oberarmen spannende T-Shirt und die jüngste äußerliche Veränderung, eine schmale Wunde in der linken Gesichtshälfte. Kealey musste direkt von der Polizeiwache kommen. Irgendwie steigerte das nur noch ihre Wut und Verwirrung.
    »Hören Sie, ich wollte nur nach Ihnen sehen. Ich bin glücklich, dass es Ihnen gut geht.«
    »Bestimmt nicht wegen Ihnen«, höhnte sie. »Nicht schlecht, wie Sie mir ins Bein geschossen haben. Aber es ist ja nichts passiert … Vielleicht kriegen Sie dafür den nächsten Orden.« Sie war häufig sarkastisch, hatte aber diesmal ein komisches Gefühl und bereute ihre Worte sofort.
    Er starrte sie ungläubig an. Ihre katzenartigen, grünen Augen waren weit aufgerissen, aber er sah die geröteten Augenwinkel und die Stellen, wo ihr Tränen

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