Der Amerikaner - The American
ist?«
Kealey schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Kaffee. »Wenn sie eine Atomwaffe einsetzen oder auch nur eine in die Finger bekommen sollten, sind sie am Ende. Sie würden den
größten Teil der Unterstützung durch sympathisierende Regime verlieren, weil die ansonsten von der UNO verhängte Sanktionen oder - noch schlimmer - amerikanische Vergeltungsschläge befürchten müssten. Ich bin sicher, dass das der Führung von Al Kaida nicht ganz klar ist, aber so sieht die Lage aus. Was ihre Versuche betrifft, in den Besitz von Nuklearmaterial zu gelangen, gibt es sehr viele widersprüchliche Äußerungen.«
»Was ist mit dem Iran?«
»Falls wir herausfinden, dass der Iran eine Atomwaffe hat, kann das Regime behaupten, sie diene nur der Selbstverteidigung. Dann wird es ein paar kleinere Konzessionen machen, um der internationalen Öffentlichkeit die bittere Pille zu versüßen. Der OSZE und der UNO wird das gar nicht gefallen, uns übrigens auch nicht, aber das Beispiel Nordkorea hat bereits gezeigt, dass wir eine ganze Menge durchgehen lassen, solange der Rest der Welt nicht behelligt wird. Genau deshalb ist Brenneman so sehr daran interessiert, dass die Iraner erst gar nicht so weit kommen. Wenn sie die Waffe erst einmal haben, sind unsere Optionen naturgemäß begrenzt.«
Kharmai schob sich lächelnd ein Stück ihres Muffins in den Mund. »Man sieht, dass Sie beim Thema Außenpolitik kein Experte sind.«
»Gut möglich«, antwortete Kealey grinsend. »Unbezweifelbar bleibt aber, dass Al Kaida sich besser von biologischen oder nuklearen Waffen fern halten sollte, wenn der Organisation daran gelegen ist, weiter Unterstützung an der Basis zu genießen und mit Waffen und Geld versorgt zu werden. Andernfalls würden ihnen die Probleme über den Kopf wachsen. Wenn ich spekulieren sollte, würde ich vermuten, dass sie den Iran bei seinen nuklearen Ambitionen unterstützen.«
»Für welche Gegenleistung?«
»Schwer zu sagen. Vielleicht sind sie noch nicht zu einer Einigung gelangt. Es könnte um Geld gehen, politisches Asyl, Waffen - vielleicht auch nur um etwas so Banales wie sichere Transportwege durch das Land. Aber für diese Art von Hilfe werden sie im Gegenzug wahrscheinlich sehr viel verlangen.«
»Klingt plausibel.« Kharmai trank den Saft aus und schaute auf die Uhr. Es war kurz vor zehn. »Was glauben Sie, welche Rolle March spielt?«
Da der Kellner mit der Rechnung kam, antwortete Kealey nicht sofort. Nachdem sie bezahlt und ihre Mäntel geholt hatten, nahm er den Faden wieder auf. »Da Sie Marchs Akte gelesen haben, wissen Sie ja, mit wem wir es zu tun haben.«
Kharmai hatte sie nicht gelesen, verzichtete aber darauf, den Irrtum zu korrigieren.
»Von seiner Persönlichkeit und seiner Ausbildung her passt er perfekt in diese Umgebung. Gut möglich, dass er einige internationale Verbindungen mit eingebracht hat. Für Operationen in diesem Land ist March die Erfolgsgarantie. Zudem kann er jungen Kämpfern einiges beibringen. Einsetzen werden sie ihn erst, wenn eine große Wahrscheinlichkeit besteht, dass er den Einsatz überlebt. Glauben Sie’s mir, solange sie March in ihren Reihen haben, wird Al Kaida von Tag zu Tag stärker werden.«
»Ein beängstigender Gedanke«, murmelte Kharmai.
Kealey nickte. »Ich weiß.«
Ein leichter Nieselregen fiel, als Kealey und Kharmai vom Hoteleingang zu dem am Bordstein geparkten schwarzen Suburban eilten. Harper saß auf dem Beifahrersitz des geheizten Wagens. Sobald die Türen geschlossen waren, gab der Fahrer Gas. Kealey reichte Harper einen Pappbecher mit Kaffee, den er im Restaurant
des Hotels besorgt hatte, und der stellvertretende Direktor nahm ihn dankbar an.
»Das mit der Natalia war ein Volltreffer, Ryan«, sagte er. »Das Schiff gehört einem gewissen Stephen Gray. Erinnern Sie sich?«
Kealey kramte in seinem Gedächtnis. »Vage. Er ist Boss einer Schifffahrtsgesellschaft, stimmt’s? Wenn ich mich recht erinnere, hat er Ärger bekommen, weil eines seiner Schiffe angehalten wurde, als es mit massenhaft Waffen auf dem Weg nach Nordirland war.«
Harper warf eine Akte in Kealeys Schoß. »Genau den meine ich. Das mit den Waffen hat große Probleme verursacht. Sie waren von erstklassiger Qualität - tausend automatische Granatwerfer in Originalverpackung, etliche Lattenkisten mit Vektor- 7.62-mm-Maschinengewehren inklusive Dreifuß, dazu achttausend Schuss Munition. Der ganze Krempel wurde von einer Firma der Unternehmensgruppe Denel Arms
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