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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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über die Wangen gelaufen waren. Trotzdem, es war ihm egal. »Was soll das heißen, den nächsten Orden?«, fragte er schleppend.
    Sein Gesicht verriet ihr, dass er Bescheid wusste. Er kam langsam auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. Seine Miene war genauso ausdruckslos wie in der Bar, als er aus dem Lagerraum getreten war.

    »Hören Sie gut zu«, sagte er leise, und Kharmai wich instinktiv einen Schritt zurück. »Es tut mir Leid, was Ihnen heute zugestoßen ist, aber halten Sie sich aus meinem Leben raus. Sie haben kein Recht, in meiner Vergangenheit herumzuwühlen. Wenn Sie weitermachen, werde ich bestimmt nicht mehr aufpassen, dass Ihnen nichts passiert.«
    Und damit war er im Flur verschwunden. Kharmai blieb noch einige Sekunden reglos stehen, von widersprüchlichen Gefühlen bedrängt. Dann ging sie zur Tür und schloss sie.

14
    Iran • Norfolk
    Südöstlicher Iran, an der Makran-Küste am Arabischen Meer.
    Weiter nördlich erhoben sich die Gipfel des Zagrosgebirges über einer kargen Landschaft, die sich farblich kaum von den Felsen abhob.
    Er stand auf dem schwarzen Teermakadam, der von der Hitze weich geworden war. Es war Anfang November. Das Thermometer zeigte fünfunddreißig Grad, und die Luft war stickig. Seine Verärgerung wurde noch angeheizt durch die in der Nähe stehenden Männer, einen von Mazaheri geschickten Oberst der Luftstreitkräfte nebst Adjutanten, die grinsend und mit arrogantem Blick neben ihrem Vorgesetzten herumlungerten. Außerdem waren zwei junge Mitglieder der iranischen Geheimpolizei vor Ort, wie üblich mit AK47s bewaffnet. Hassan Hamza stand bei ihnen und sprach leise mit dem Oberst, wobei sein Blick mit kaum verhohlener Geringschätzung über dessen Untergebene glitt. Sie sprachen schon seit zwanzig Minuten, ohne dabei nennenswerte Fortschritte gemacht zu haben.
    Marchs Miene und Körperhaltung verrieten keine Ungeduld. Er stand reglos da und blickte aufs Meer hinaus, während in seinem Rücken der Streit weiterging.
    Sie waren in der Hafenstadt Bandar Beheshti, etwa vierhundertfünfzig Kilometer von der pakistanischen Grenze entfernt. Die Männer standen im Schatten eines der offenen Lagerhäuser. Es war kein großer Hafen; an dem Kai mit seinen acht Kränen
konnten nur vier Schiffe anlegen. Neben den Kränen gab es noch einen Exhaustor zum Löschen von Korn und zwei betagte Gabelstapler.
    Hinter den vier offenen Lagerhäusern befanden sich noch zwei abgeschlossene Gebäude und ein Wellblechschuppen, in dem das Büro des Hafenmeisters untergebracht war. Der Hafen war von einem Zaun umgeben, hinter dem sich nichts als Ödland erstreckte.
    Er hörte lauter werdende Stimmen und drehte sich zu den anderen Männern um. Hamza kam gerade auf ihn zu, verfolgt vom Geschrei des Obersts. Als der Ägypter neben March stand, wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Der Mund unter seinem dichten Schnurrbart hatte sich verächtlich verzogen.
    »Diese Idioten«, zischte er. »Die kapieren gar nichts. In Teheran kann man alles durch ein Telefongespräch regeln, aber hier ist das nicht so einfach …«
    »Wo liegt das Problem?«, fragte March.
    »Es gibt keinen Lastwagen, um die Ladung zu befördern, aber wir können sie nicht hier lassen, nicht einmal in den geschlossenen Lagerhäusern. Bis nach Arak ist es ziemlich weit, man muss über einen Bergpass … Wir brauchen einen Laster.«
    »Haben Sie mit dem Hafenmeister geredet?«
    Hamza fuchtelte frustriert mit den Armen. »Ich habe ihn gefragt, ob es in den abgeschlossenen Gebäuden ein Fahrzeug gibt. Er wollte nichts sagen …«
    Hamza unterbrach sich, irritiert durch das schrille Gelächter der Adjutanten des Obersts. March hatte den Blick abgewendet und schaute in Richtung des Büros des Hafenmeisters.
     
    Keine fünf Minuten später verließ Jason March schwach lächelnd den Wellblechschuppen. An einem Finger seiner rechten
Hand baumelte etwas Silbernes, auf dem das Sonnenlicht funkelte.
    »Ein Schlüssel«, sagte Hamza, als er zu March trat, der vor der verschlossenen Schiebetür des zweiten Lagerhauses stand. »Also gibt es doch einen Lastwagen.«
    »Wenn es keine geben würde, hätte der Hafenmeister es bestimmt gesagt.«
    Als Hamza zu dem Wellblechschuppen hinüberblickte, fiel ihm auf, dass der Oberst und seine Adjutanten ebenfalls in diese Richtung schauten. Ihr Lachen war verstummt, und die Adjutanten schlichen wie gemaßregelte Kinder um den iranischen Offizier herum. Als die Tür aufglitt, sahen sie den Laster, einen

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