Der Amerikaner - The American

produziert, an der der Staat die Aktienmehrheit hält. Wie Sie sich denken können, waren die Briten äußerst aufgebracht. Es gab Vermutungen, Gray bunkere Waffen, um sie an den Meistbietenden zu verhökern, aber als schließlich Anklage erhoben wurde, kam er wegen eines Verfahrensfehlers davon.«
    Kharmai riss die Augen auf, und Kealey blickte Harper besorgt an. »Damit haben wir ein Problem. Falls etwas an der Sache dran ist, besteht die realistische Möglichkeit, dass Al Kaida Zugang zu reichlich erstklassigen Waffen hat.«
    »Meiner Ansicht nach ist das mehr als nur möglich«, warf Kharmai ein. »Sehen Sie sich die Fakten an. Gray besitzt eine Schifffahrtsgesellschaft, die in den Waffenhandel verstrickt war. Eines seiner Schiffe bringt Sprengstoff in die Vereinigten Staaten, der von Al Kaida für Terroranschläge benutzt wird. Da muss es eine direkte Verbindung geben.«

    Harper nickte bedächtig. »Und ich wette, dass dieses Verbindungsglied Jason March ist.« Er hob eine zweite zu seinen Fü ßen liegende Akte auf, einen dunkelbraunen Schnellhefter ohne Beschriftung, und reichte ihn Kharmai. »Es wird Zeit, dass Sie sich das mal ansehen.« Kealey warf ihr einen fragenden Blick zu, den sie aber ignorierte. Während sie das Schriftstück durchblätterte, redete Harper weiter. »Das ist ein vollständiges Dossier über Marchs Vergangenheit … Zumindest darüber, was wir wissen, wenn ich genau sein soll. Wir haben nicht viel über ihn. Seine Unterlagen waren gut genug, um in die Army aufgenommen zu werden, und wenn man erst mal aufgenommen ist, stellt niemand mehr weitere Fragen.«
    Kharmai blickte neugierig auf, Kealey starrte in den Regen hinaus. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte sie.
    »Dass wir nichts darüber wissen, was vor seinem Eintritt in die Army war«, antwortete Harper.
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Das ist unmöglich. Die Militärs verlangen doch eine Geburtsurkunde, den Führerschein und sogar Schulzeugnisse, oder? Wie kann es sein, dass …«
    »Alle von ihm präsentierten Unterlagen waren gefälscht.« Das kam von Kealey, und Kharmai schaute in seine Richtung. »Der am Anfang anfallende Papierkram ist noch am riskantesten, doch auch dort schaut niemand wirklich genau hin, weil die Army schon immer Mühe hatte, genügend Rekruten zu finden. Sobald er aufgenommen war, wurden all seine Erfindungen als Fakten angesehen. Er war auf der Ranger School, bei den Luftlandetruppen, machte eine Spezialausbildung für Scharfschützen und absolvierte den SERE-Kurs für Fluchtstrategien und Überlebenstraining. Danach bestand er die Aufnahmeprüfung für die Special Forces … All das schaffte er aufgrund der Leistungen, die er bei der Army erbrachte. Was er auch anpackte, er
hatte nie Probleme und war ein Vorzeigesoldat. Die Generäle, die für die jeweils nächste Stufe seiner militärischen Ausbildung ihre Zustimmung gaben, hatten keinen Grund, an Marchs Angaben über seine persönliche Vorgeschichte zu zweifeln.«
    Kharmai registrierte einen verbitterten Unterton in Kealeys Stimme und erinnerte sich an ihr Gespräch mit General Hale: Zunächst war ich skeptisch … Kealeys Worte klangen paranoid … Trotzdem, ich hätte ihm Glauben schenken sollen … Ich hätte auf ihn hören sollen … Sie blätterte die Akte durch. Womöglich war Marchs soldatische Laufbahn noch beeindruckender als die seines Captains. Auf der ersten Seite wurden seine militärischen Leistungen bei der Charlie Company aufgeführt, dann die als Sergeant bei den Special Forces. Über die von Kealey bereits erwähnten Spezialkurse hinaus wurden noch eine Ausbildung zum Taucher, HALO-Fallschirmspringer und Sprengstoffexperten erwähnt.
    Verglichen damit war die Liste mit Marchs militärischen Auszeichnungen erstaunlich kurz. Sein höchster Orden war die Meritorious Service Medal, aber davon abgesehen wurde nichts Nennenswertes erwähnt.
    »Wie kommt es, dass so ein Bilderbuchsoldat nicht mehr Auszeichnungen erhalten hat?«
    Kealey musste einen Augenblick nachdenken, denn das war in der Tat eine gute Frage. »Er hat alle Auszeichnungen erhalten, deren Verleihung automatisch mit Beförderungen einhergeht, und jeder anständige Sergeant bekommt die Meritorious Service Medal. Aber er hat einfach zu viele Offiziere verärgert, die für die Verleihung von Orden zuständig sind. Er war immer ein Einzelgänger und wollte auch nie ein Mannschaftsspieler sein. Sein Verhalten hat vielen Leuten nicht gefallen … Es machte sie