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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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werden versuchen, vernünftig mit ihm zu reden. Ich bezweifle sehr, dass ihm die Aussicht auf ein amerikanisches Auslieferungsersuchen gefallen wird. Ein solches wäre schwer durchzusetzen, aber ich bin sicher, dass das Außenministerium seine Auslieferung fordern würde, wenn Brenneman darauf besteht. Und ich glaube nicht, dass die Südafrikaner sich quer stellen werden.«
    »Nein, vermutlich nicht«, sagte Kharmai. »Aber was ist, wenn er vernünftigen Argumenten nicht zugänglich sein sollte? Hier müssen wir rechts.«
    Er bog rasant um die Ecke und fluchte leise, weil er beinahe ein kleineres Fahrzeug gerammt hatte. Es brauchte seine Zeit, sich an den Linksverkehr zu gewöhnen. »So weit im Voraus denke ich nicht«, antwortete er schließlich lächelnd.
    Jetzt fuhren sie langsam durch die engen Straßen des Viertels Victoria and Albert Waterfront, das von den Einheimischen »V&A« genannt wurde und eine der größten Touristenattraktionen war. Es gab viele Luxusläden, und auf den Bürgersteigen flanierten sonnengebräunte Touristen mit Kameras, Rucksäcken und Einkaufstüten. Die Gegend war in den späten Achtzigerjahren
saniert und modernisiert worden, aber etliche der renovierten Gebäude zeugten in Gestalt der viktorianischen Industriearchitektur noch vom britischen Erbe. Kharmai hielt die städtebaulichen Maßnahmen im Großen und Ganzen für sehr gelungen. Der Jeep erklomm einen Hügel, und dann sahen sie das funkelnde Wasser der Tafelbucht.
    »Langsamer«, sagte Kharmai mit einem Blick auf die Karte. »Hier müssen wir wieder rechts.«
    Kealey bog ab. Sie ließen die Einkaufsstraßen hinter sich und erreichten allmählich das Hafengebiet, was sich zunächst durch die abnehmende Zahl von Passanten ankündigte. Nach kurzer Zeit waren an die Stelle exklusiver Restaurants und Boutiquen hohe Speicherhäuser aus rotem Backstein getreten.
    »Haben Sie’s schon gesehen?«
    Nach einem weiteren Blick auf die Karte wies Kharmai mit einer leichten Kopfbewegung auf eines der vielen fast identischen Gebäude. »Das ist es.« Vor dem Lagerhaus stand ein neuer, silberner Mercedes der E-Klasse.
    »Irgendwie verräterisch, was?«, fragte Kealey. »Von den Schlitten gibt’s hier bestimmt nicht allzu viele.« Er hielt nach Security-Personal in den Gassen zu beiden Seiten des Speichers Ausschau, sah aber niemanden. »Fällt Ihnen etwas auf?«
    Kharmai schüttelte den Kopf, und Kealey gab wieder Gas.
    »Was haben Sie …?«
    »Moment, ich denke nach.« Obwohl das Lagerhaus schon ein gutes Stück hinter ihnen lag, sah er das Gebäude und seine Umgebung deutlich vor sich, während er über eine Überwachungsstrategie nachdachte. Es dauerte etwas, bevor ihm auffiel, dass er nicht allein war. »Sorry, Kharmai. Was wollten Sie sagen?«
    »Ist nicht wichtig. Mich interessiert eher, was Sie gerade so beschäftigt hat.«

    Er seufzte, während sie über die Straße an der Tafelbucht zurückfuhren. »Ich habe darüber nachgedacht, dass es nicht so leicht sein kann, wie es vielleicht aussieht. Für einen bekannten Waffenschieber nimmt er es mit den Sicherheitsmaßnahmen nicht so genau, aber der Schein muss trügen. Er kann nicht auf Schutz verzichten, und das bedeutet, dass sich in dem Lagerhaus eine unbekannte Anzahl von Leibwächtern befinden muss. Und irgendeine Alarmanlage. Am besten wäre es, wenn wir ihn uns außerhalb des Gebäudes schnappen würden, doch das wäre Harper bestimmt nicht recht … Wir sollen diese Geschichte so unauffällig wie möglich erledigen.«
    Eine Zeit lang sagte Kharmai nichts. Allmählich begann es zu dämmern, und ihre Aufmerksamkeit war durch die hell erleuchteten Geschäfte zu ihrer Rechten und den beeindruckenden Blick auf die Bucht auf der anderen Seite gefesselt. Sie betrachtete geistesabwesend die Positionslichter der Schiffe, die sanft von der Dünung des Atlantiks gewiegt wurden. »Wer weiß, vielleicht ist es doch so einfach«, sagte sie schließlich nachdenklich.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Gray hat den Justizbehörden eins ausgewischt - er wurde in flagranti ertappt und hat sich trotzdem vor dem Gefängnis retten können. Jetzt ist er noch reicher als vorher. Vielleicht ist er so arrogant, sich für unberührbar zu halten.«
    »Durchaus möglich, aber wir müssen uns sicher sein.« Er blickte unwillkürlich auf Kharmais Hals, und es lief ihm kalt den Rücken hinab, als er daran dachte, was ihr in der Bar hätte passieren können. »Wir sind schon einmal ein zu großes Risiko

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