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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Grays Lagerhaus und die Stahltür neben dem Mercedes beobachten konnte. Dann schlenderte er die mit Abfall übersäte enge Gasse neben dem Gebäude hinab. Zu beiden Seiten ragten hohe Backsteinmauern auf, und er war froh, eine Feuerleiter zu entdecken, die über einem braun gestrichenen Müllcontainer endete, von dem die Farbe abblätterte.
    Er kletterte auf den Container und stellte fest, dass er die unterste Sprosse mühelos zu fassen bekam. Mehr musste er im Augenblick nicht wissen. Befriedigt sprang er von dem Container und ging zu seinem Wagen zurück. An diesem Tag hatte er noch eine Menge vor.
     
    Als Kharmai um kurz vor zehn aufwachte, lag das Laken zerknüllt zu ihren Füßen. Sie quälte sich aus dem Bett und stellte überrascht fest, dass die Sonne schon ziemlich hoch am afrikanischen Himmel stand. Unter dem Fenster kreischten glückliche Kinder, und sie fragte sich, warum Kealey sie so lange hatte schlafen lassen. Sein Name zwang sie, sich an den letzten Abend zu erinnern. Sie setzte sich auf die Bettkante und versuchte sich mühsam zu erinnern, was genau geschehen war.
    O Gott.
    Ich kann nicht glauben, dass ich ihn geküsst habe, dachte sie. Ich kann es einfach nicht glauben. Ihr war klar, dass sie etwas für Kealey empfand, aber sie wusste instinktiv, dass es niemals funktionieren würde. Er war verlobt, und … Nun, eigentlich gab es kein weiteres Hindernis, aber dieses eine reichte. Trotzdem, er war nicht zurückgewichen. Jetzt erinnerte sie sich ganz deutlich.
Sie hatte ihn geküsst, und er hatte den Kopf nicht zurückgezogen. Aber es war egal, denn nach allem, was sie erzählt hatte, konnte Kealey keine allzu hohe Meinung von ihr haben. Sie hatte über ihren Vater gejammert, larmoyant ihr Schicksal beklagt. So etwas durfte nicht mehr passieren. Nie wieder.

16
    Iran
    Als sie ihr Ziel erreichten - sehr viel früher als erwartet -, begann die Sonne über den höchsten Gipfeln der Khondaub-Gebirgsregion westlich von Arak langsam zu sinken. Auf der gut ausgebauten Straße nordwestlich von Kerman, die durch Yazd und Isfahan führte, war der Konvoi schneller vorangekommen, und als die letzte Stadt hinter ihnen lag, war die ebener werdende Wüstenlandschaft immer weniger dicht besiedelt.
    Um die Anlage gab es im Umkreis von dreißig Kilometern keine Häuser, zumindest keine bewohnten. Als mit dem Bau des Schwerwasserreaktors begonnen worden war, hatte das Innenministerium alle Familien aus der Gegend zwangsumgesiedelt, ohne ihnen eine Entschädigung zu gewähren. Immerhin hatten sie das Glück gehabt, mit dem Leben davonzukommen. Die jetzige Regierung wäre weitaus weniger nachsichtig gewesen.
    Der Komplex, dessen Gebäude bräunlich gestrichen waren, damit sie sich farblich der Umgebung anpassten, lag in einem Tal, und die es umschließenden Felswände waren ein natürlicher Schutz gegen Raketenangriffe. Das Grundstück war von einem doppelten Maschendrahtzaun mit Stacheldraht darauf umgeben. Für ein ungeübtes Auge hätte es so ausgesehen, als würde auf Sicherheitsvorkehrungen kaum Wert gelegt, doch der Schein trog. Die Eingänge der Gebäude waren gesichert, und unter einem Tarnnetz verbarg sich eine auf einem Lastwagen montierte SA-8-Gecko-Boden-Luft-Rakete. In einem Befehlsfahrzeug
befand sich ein Radargerät, und in Unterständen an der Peripherie des Geländes waren Munition und Granaten gebunkert. Die Minenfelder südlich des Komplexes waren schwerer zu erkennen, genau wie die als Frühwarnsystem fungierenden Sensoren, die auf einer Distanz von zwanzig Kilometern die Bergpässe überwachten.
    Da der Konvoi erwartet wurde, gab es für die Besucher keine Probleme mit den ausgeklügelten Sicherheitsmaßnahmen. Nachdem die Fahrzeuge das Haupttor passiert hatten, kamen sie zunächst an einem dreistöckigen Haus vorbei, das als Kaserne für die Soldaten diente, dann an einem Betongebäude, dem größten auf dem Grundstück, das die beiden Reaktoren und die kleineren Dampfturbinen beherbergte. Dahinter befand sich ein riesiger Kühlturm, an dem sich, ohne dass jemand etwas davon gewusst hätte, die von Fort Meade in Maryland aus kontrollierten Spionagesatelliten der National Security Agency orientierten.
    Schließlich blieben die Fahrzeuge vor einer Ansammlung identischer Bürogebäude stehen, die untereinander verbunden waren und den nördlichsten Teil des Grundstücks einnahmen. Die müden Männer stiegen aus und reckten in der kühlen Bergluft die Glieder, während neben ihnen bereits ein Lastwagen

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