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Der Amerikaner - The American

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Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Sitzposition und blätterte dann eine Akte durch, die er ein paar Stunden zuvor erhalten hatte. »Im Frühling des Jahres 1975, vier Monate nach dem Tod seiner Tochter, wurde Francis Vanderveen zum Major General befördert. Bis zu diesem Zeitpunkt war Südafrikas weiße Bevölkerung vor Übergriffen seitens feindlicher afrikanischer Länder durch einen Ring
von Pretoria kontrollierter Pufferstaaten geschützt, zu denen unter anderem Angola und Mosambik gehörten, die Anfang der Siebzigerjahre noch portugiesische Kolonien waren. Im April 1974 führte ein durch wirtschaftliche Instabilität ausgelöster unblutiger Staatsstreich durch Militärs in Lissabon dazu, dass praktisch jede Unterstützung für die Kolonien gestrichen wurde, inklusive der für die Armee. Als die portugiesischen Kommandeure in Angola und Mosambik begriffen, dass ihnen die Kontrolle über die Küstenprovinzen zu entgleiten drohte, stimmten sie zu, einen Zeitpunkt für die Unabhängigkeit der beiden Länder festzulegen - Juni 1975 für Mosambik, November 1975 für Angola.«
    »Aber was hat das alles mit Francis Vanderveen zu tun, Sir?«, fragte Kealey.
    »Einen Moment, dazu komme ich gleich. Unter den höchsten Vertretern der südafrikanischen Regierung war man sich einig, dass ein gewisses Maß an Kontrolle über diese beiden Staaten unabdingbar war, denn schließlich stand ihre Vision eines wei ßen Südafrika auf dem Spiel. Premierminister John Vorster und Samora Machel, der Rebellenführer aus Mosambik, gelangten schnell zu einem Abkommen, aber Angola war den südafrikanischen Vorschlägen gegenüber nicht so aufgeschlossen. Dort stritten sich drei große Parteien um die Kontrolle des Landes - die von der Sowjetunion und Kuba unterstützte MPLA, die von Holden Roberto angeführte und in erster Linie von den USA alimentierte FNLA und die UNITA unter ihrem Anführer Jonas Savimbi.«
    Kharmai war sichtlich überrascht. »Ich dachte, die Vereinigten Staaten wären ziemlich konsequent gewesen in ihrer Verurteilung der Apartheid. Warum haben sie sich hier engagiert?«
    »Aus unserer Perspektive waren die Südafrikaner das kleinere
von zwei Übeln«, erklärte der Botschafter. »Die MPLA wurde massiv von zwei kommunistischen Regimens unterstützt, und es bestand die sehr realistische Möglichkeit, dass sie den Machtkampf in Angola für sich entscheiden würde. Wir wollten den kommunistischen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent eindämmen und waren deshalb gezwungen, einen Handel einzugehen. Tatsächlich schritt dann aber nicht Washington ein. Ich werde es in einem Augenblick erklären. Nachdem Vorster sich zum Handeln in Angola entschlossen hatte, wurde ihm nicht nur von den Amerikanern, sondern auch von den Franzosen Unterstützung angeboten. Gegen Ende des Jahres 1974 organisierte die französische Regierung ein Treffen zwischen der UNITA und dem südafrikanischen Staatssicherheitsdienst, und Savimbi erhielt als einer der Ersten eine Einladung. In Paris gelandet, beschuldigte er umgehend den französischen Außenminister, Soldaten nach Kabinda schicken zu wollen, eine angolanische Exklave mit reichen Erdölvorkommen. Damit hatte er natürlich Recht, zerstörte aber von vornherein jede Aussicht auf eine Allianz mit den Franzosen.«
    »Also blieben wir«, sagte Kealey.
    »Genau, und zuerst schien das gar kein so schlechter Deal zu sein. Die CIA hatte Radiosender und Zeitungen gekauft, um Propaganda gegen die MPLA zu machen. Unser Auslandsgeheimdienst hat mit Sicherheit eine wichtige Rolle gespielt. Vanderveen wurde auserwählt, die Invasionstruppen zu befehligen. Das Ziel war natürlich Luanda, die Hauptstadt. Am 23. Oktober 1975 passierte seine Panzerkolonne die angolanische Grenze, und Vanderveen gewann ohne Mühe die ersten Schlachten bei Sa da Bandiera und Namibe, da er praktisch auf keinerlei Widerstand stieß. Das sollte sich allerdings ändern, als seine Truppen weiter nach Norden vorstießen, in Richtung Benguela.«

    Der Botschafter stand auf, schloss eine Schublade seines Schreibtischs auf und kam mit einem kleinen Blechkasten zu der Sitzgruppe zurück. Er stellte ihn behutsam auf den Kaffeetisch und setzte sich wieder.
    »Nach unserem Gespräch heute Morgen haben meine Leute damit begonnen, nach William Vanderveens noch lebenden Verwandten zu forschen, aber sie hatten nur in einem Fall Erfolg, auf der väterlichen Seite. Deborah Poole, geborene Vanderveen, ist eine Schwester des Generals. Mittlerweile ist sie ziemlich betagt, aber sie

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