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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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offene Ausschreibung entschieden, um den diffusen Gefühlen der Allgemeinheit Raum zu geben, und die Angehörigen der Toten hatten die Entscheidung begrüßt, da sie sich davon einen Zuwachs an Interesse und Anteilnahme erhofften. Interesse hatte es reichlich gegeben, wenn man nach der Zahl der eingereichten Vorschläge urteilen wollte, aber Paul fragte sich, was die Opferfamilien jetzt zu ihrem geliebten demokratischen Verfahren sagen würden.
    »Ich dachte, die Finalisten wurden auf ihre Eignung hin überprüft –«
    »Wurden sie auch«, sagte Paul. »Von Sicherheitsbeauftragten. Ich habe die Berichte natürlich nicht gesehen, aber sie kamen zu dem Schluss, dass es keine Probleme gibt, jedenfalls keine, die man uns hätte signalisieren müssen.«
    »Wie ist denn das möglich?«, wollte Wilner wissen.
    »Sie haben nach Vorstrafen gesucht, Sorgerechtsstreitigkeiten, Haftbefehlen, Konkursverfahren. Verbindungen zu Organisationen, die auf der Terrorverdachtsliste stehen. Beide Finalisten waren in dieser Hinsicht sauber. Also geeignet, wenn Sie so wollen.«
    »Er ist aber per definitionem nicht geeignet«, sagte Wilner.
    »Ich kann nicht glauben, dass ausgerechnet Sie als Anwalt das sagen«, sagte Claire.
    »Natürlich ist er nicht per definitionem ungeeignet«, kam es fast beschwichtigend von Ariana. »Claire, lassen Sie uns versuchen, die vernünftigste Lösung zu finden. Lassen Sie uns das Ganze mit klarem Blick betrachten. Objektiv. Wenn es um die Beurteilung der Arbeiten meiner Studenten und Studentinnen geht, fordere ich sie immer auf, einen Schritt zurückzutreten und sie so zu begutachten, als handele es sich um die Arbeit von jemand anderem – auf diese Weise sieht man sehr viel klarer. Also versuchen Sie, einen Schritt zurückzutreten und zu vergessen, welchen Entwurf Sie favorisiert haben.«
    »Ariana, dass ich den Garten favorisiert habe, hat überhaupt nichts hiermit zu tun. Wenn wir uns für Ihren Favoriten entschieden hätten und er Muslim wäre, würde ich auch sagen, dass wir an unserer Entscheidung festhalten müssen.«
    »Er ist aber keiner«, fauchte Ariana. Stille machte sich breit, als allen aufging, was sie da gerade gesagt hatte. Sie versuchte, ihren Patzer zu überspielen, aber es war das erste Mal, dass Paul ein Zeichen der Verunsicherung bei ihr feststellte. »Ich meine, wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet er auch einer ist …« Der Rest des Satzes verlor sich in einem Murmeln, während sie ihre Handtasche nach irgendeinem Phantomgegenstand durchwühlte.
    Leos sonorer Bariton durchbrach die Stille. Paul entdeckte drei weiße Pünktchen – Kuchenkrümel? – in seinem ansonsten pechschwarzen Bart. »Claire, ich gebe Ihnen völlig recht – es wäre unvertretbar, auch nur daran zu denken, diesem Mann seinen Sieg vorzuenthalten. Aber die Menschen haben Angst. Zwei Jahre nach den Anschlägen wissen wir immer noch nicht, ob wir es mit einer Handvoll Fanatiker zu tun haben, die Glück hatten, oder mit einer globalen Verschwörung von Millionen von Muslimen, die den Westen hassen, auch wenn sie dort leben. Wir sind nur selten rational, wenn es um die Bedrohung unserer persönlichen, geschweige denn unserer nationalen Sicherheit geht. Und wir müssen praktisch denken. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Gedenkstätte gebaut wird. Wenn wir dafür kämpfen wollen, werde ich diesen Kampf anführen –«
    Das kratzte nun doch an Pauls Ego. Wie kam dieser Leo dazu, sich seine Rolle anzumaßen? Wollte er damit andeuten, dass Paul seiner Aufgabe nicht gewachsen war? Vielleicht konnte man sein bisheriges Schweigen so auslegen, aber er hatte sich mit der Frage beschäftigt, ob er den Bürgermeister und die Gouverneurin wecken sollte, die vielleicht erwarteten, unverzüglich über diese Entwicklung informiert zu werden. Andererseits könnte gerade die Tatsache, dass sie zu mitternächtlicher Stunde aus dem Bett geklingelt wurden, ihnen signalisieren, dass etwas nicht in Ordnung war, und Paul musste sich erst noch darüber klar werden, ob sie so vorgehen sollten, als wäre etwas nicht in Ordnung.
    Leo fuhr fort: »Aber wir sollten uns erst sicher sein, dass es ein Kampf ist, den wir tatsächlich auf uns nehmen wollen. Wir müssen an die öffentliche Reaktion denken, die Möglichkeit eines allgemeinen Aufschreis. Sie, Claire, wissen besser als jede andere, wie sehr die Familien der Opfer das Gefühl haben, dass diese Gedenkstätte ihnen gehört – zu Recht

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