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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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Steinmännchen auf. Zu ihrer Beschämung hatte Claire allmählich genug und wurde zunehmend unruhig. Sie schaltete ihr Handy ein. Zahllose Anrufe waren in ihrer Mailbox gelandet wie Stimmzettel in einer Wahlurne. Sie hörte sie ab. Alle sagten mehr oder weniger das Gleiche: Die Angehörigen waren gegen »den Mohammedaner«, wie sie ihn nannten. Als es erneut klingelte, nahm sie den Anruf entgegen.
    »Claire, ich will Ihnen nur sagen, dass es so ist, als hätte man uns ein Messer ins Herz gestoßen«, sagte eine Männerstimme. Alle benutzten Sean Gallaghers Formulierung, allmählich wurde es langweilig. Sie kam nicht darauf, wer der Anrufer war, aber das spielte keine Rolle. »Haben Sie gehört, Claire? Sagen Sie mir, dass Sie verstanden haben, was wir Ihnen sagen wollen!«
    »Ja, ich habe Sie verstanden«, murmelte sie, da die Kinder in Hörweite waren. »Ich habe Sie verstanden.«
    Um endlich fertig zu werden und nach Hause zu kommen, machte Claire die Abstände zwischen den Stopps immer größer. Die Schatten wurden schon lang und das letzte Licht des Spätnachmittags ließ die Herbstfärbung der Blätter noch intensiver aufleuchten, als sie wieder in Chappaqua ankamen, wo sie das letzte Steinmännchen mit improvisierter Feierlichkeit unter der knorrigen Blutbuche neben dem Haus aufschichteten. Auf Williams finsteren Blick hin schaltete Claire ihr Handy aus und kniete sich hin, um sich auf die Zeremonie zu konzentrieren. Die Kinder schichteten die Steine immer wieder um, als versuchten sie, ein Haiku in seine einzig mögliche Form zu bringen.
    Sean zählte gerade sämtliche Angehörigen- und Ersthelferorganisationen auf, die in der Aula der High School versammelt waren, als die Anwesenden in lauten Applaus ausbrachen. Gouverneurin Bitman kam über die Bühne auf ihn zumarschiert. Das Scheinwerferlicht ließ ihre Haare rötlich aufleuchten. »Was für eine Überraschung«, war alles, was er sagen konnte, bevor sie eine manikürte Hand auf seinen Rücken legte und ihm mit der anderen das Mikrofon entwand.
    »Ich bin heute hier, um Ihnen zu sagen, dass Sie meine volle Unterstützung haben«, sagte sie mit geübter Anteilnahme. Ihr Arm glitt lässig von Seans Rücken, damit sie das Mikrofon mit beiden Händen umfassen konnte. Eine winzige Anstecknadel in Form der amerikanischen Flagge glitzerte am Aufschlag ihres waldgrünen Hosenanzugs. »Mein Ziel ist und war von Anfang an eine Gedenkstätte, die insbesondere von den Familien angenommen werden kann. Sie ist schließlich alles, was Ihnen bleibt.«
    Sean wusste, dass die meisten der Anwesenden Bitman, die der demokratischen Partei angehörte, nicht gewählt hatten. Aber der Applaus verriet, dass sie es wahrscheinlich in Zukunft tun würden. Bitman war ein knappes Jahr vor den Anschlägen ins Amt gewählt worden und hatte im Anschluss daran auf keiner öffentlichen Veranstaltung gefehlt, hatte eine maskenstarre Miene aufgesetzt, wenn sie das Gelände besuchte, hatte auf Hunderten von Beerdigungen von Feuerwehrleuten Wangenküsse verteilt. Und jetzt war sie hier, bei ihnen.
    »Wir können der Jury die Entscheidung nicht aus der Hand nehmen«, fuhr sie fort. »Wir müssen das Verfahren respektieren. Aber zu diesem Verfahren gehört auch die Beteiligung der Öffentlichkeit, und das bedeutet, dass Sie alle, wenn nötig alle Amerikaner, ein Teil der Jury werden. Es wird eine öffentliche Anhörung geben. Wenn sie den ausgewählten Entwurf nicht haben wollen, gehen Sie zu dieser Anhörung und sagen Sie genau das.«
    »Und was, wenn wir den Urheber des Entwurfs nicht haben wollen?«, fragte Sean. »Tut mir leid, Sie zu unterbrechen, Gouverneurin, aber deswegen sind wir heute hier.«
    »Den Urheber des Entwurfs nicht zu mögen, ist leider kein zulässiger Einwand«, sagte sie und hob, als er darauf reagieren wollte, die Hand in einer Geste, die »Lassen Sie mich bitte ausreden« bedeutete. »Aber wenn Sie den Urheber des Entwurfs nicht mögen, wird der Entwurf selbst Ihnen doch sicher auch nicht gefallen.« Sie lächelte. Die Menge tobte.
    »Bevor ich wieder los muss, möchte ich Sean Gallagher für sein Engagement im Kampf für diese Gedenkstätte danken«, kam die Gouverneurin zum Schluss. »Er legt dieselbe Unerschrockenheit an den Tag wie die, die an jenem schicksalhaften Tag ihr Leben ließen.«
    Sean wurde rot. Er brauchte die Gesichter seiner Eltern nicht zu sehen, um zu wissen, welche Verachtung sich darauf abzeichnete. Er konnte nicht einmal sich selbst gegenüber so

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