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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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ließ, war Mo darauf gefasst, zur Sau gemacht zu werden.
    »Sie werden vielleicht lachen, aber ich habe selbst daran gedacht, an der Ausschreibung teilzunehmen«, fing Roi ohne jede Einleitung an. »Ich hatte eine Idee – eine ziemlich gute; irgendwann werde ich Ihnen die Skizzen zeigen, die ich gemacht habe. Aber dann dachte ich: Und was, wenn sie merken, dass ein Franzose gewonnen hat? Ein Franzose, der in seiner Jugend in Paris überzeugter Anhänger der kommunistischen Partei war? Das werden sie nie im Leben akzeptieren. Also habe ich es gelassen. Sie waren mutiger.«
    Mo war so überrascht, dass er nichts sagen konnte. Besser ein französischer Kommunist als ein amerikanischer Muslim, dachte er. Paul Rubin hatte sogar vorgeschlagen, seinen Entwurf unter Rois Namen einzureichen.
    Roi redete weiter. »Ausschreibungen sind nie absolut sauber. Machen Sie sich da bloß nichts vor. Irgendwer kennt immer irgendwen in der Jury, irgendjemand mit besonders viel Durchsetzungsvermögen dominiert die Debatten. Es gibt bei jeder Ausschreibung einen Pferdefuß. Ehrlich gesagt, hasse ich sie. Wir beteiligen uns nur daran, weil auf diese Weise die meisten Aufträge in Europa vergeben werden. Aber das hier, was jetzt über Sie gesagt und geschrieben wird, ist etwas anderes. Ich habe Vorbehalte gegen viele Muslime, gegen die, die sich nicht anpassen wollen, meine ich; Frankreich hat zu viele von ihnen ins Land gelassen. Aber das hier ist, wie gesagt, etwas anderes. Sie haben gewonnen, und wir müssen dafür sorgen, dass man Ihnen das nicht wegnimmt. Ich werde mit ein paar Freunden von mir reden« – er rasselte eine Liste der weltbekanntesten Architekten herunter. »Wir werden eine Erklärung zu Ihrer Unterstützung abgeben.«
    »Danke«, stotterte Mo.
    »Aber Sie müssen die Dinge auch in der richtigen Perspektive sehen, Mo.« Ein Assistent kam hereingehuscht, stellte Rois Macchiato exakt 15 Zentimeter vor und in einem Winkel von 45 Grad neben Rois Hand ab und zog sich wieder zurück. »Ihr Entwurf – ich bin sicher, es wird eine wundervolle Gedenkstätte werden, aber lassen Sie sich dadurch nicht von Ihrer eigentlichen Arbeit ablenken. Vergessen Sie nicht, dass es nur ein Garten ist. Wie heißt es noch mal so schön? Nur die Petersilie als Garnierung für den Braten. Vielleicht gehen Sie mit dem Garten in die Geschichte ein, aber die Geschichte der Architektur werden Sie damit nicht verändern.«
    Mo war entlassen. Es tat der Dankbarkeit, die er empfand, keinen Abbruch, dass er vermutete, dass Roi sehr wohl an der Ausschreibung teilgenommen, aber nicht gewonnen hatte.
    » NYP ost von morgen.« Die SMS von Lanny trudelte ein, als Claire gerade ins Bett gehen wollte. Widerstrebend rief sie ihn an und fragte sich dabei, wieso ausgerechnet dieser komische Kauz zu ihrer wichtigsten Kontaktperson geworden war. »Paul wollte, dass Sie wissen, dass es eine Kolumne gibt – sie ist schon online«, sagte er mit einstudierter Neutralität, die nichts Gutes ahnen ließ. Fröstelnd zog sie den Bademantel enger um sich und setzte sich an ihren Computer.
    »Das Problem mit dem Islam ist der Islam«, fing Alyssa Spiers Kolumne an und listete dann in sorgfältig gewählten Worten die Gewaltbereitschaft der Religion auf, ihre Unterdrückung von Frauen, ihre Unvereinbarkeit mit demokratischen Strukturen und der amerikanischen Lebensart. Mittendrin jedoch kam es zu einer abrupten, eigenartigen Wendung, als sei in diesem Augenblick eine Sensationsmeldung hereingekommen oder als habe die Kolumnistin ihren Anspruch auf Sachlichkeit zugunsten einer unwiderstehlichen Klatschgeschichte aufgegeben: »Wie ich gerade von einem anderen Familienangehörigen erfahre, scheint ausgerechnet Claire Burwell, die bezaubernde Witwe in der Jury, eine Schwäche für Mohammad Khan zu haben. Falls sie, metaphorisch gesprochen, mit dem Feind schläft, auf welcher Seite steht sie dann?« Claire war so schockiert, dass ihr Mund aufklappte. Wie ein panisch schlagender Flügel tippte ihr Zeigefinger zwanghaft gegen den Bildschirm, als wolle sie die Worte damit auslöschen. Der Feind!
    Im Schlafzimmer kuschelte sie sich in einen Sessel, weil sie nicht allein in ihrem Bett liegen wollte. Es war praktisch eine Ehre, sagte sie sich selbst, von der Post aufs Korn genommen zu werden. Wenn sie Khan unterstützte, musste sie das auch öffentlich tun. Ihr Eintreten für ihn würde ebenso wie der Ort an sich eine Gedenkstätte für Cal sein. Trotzdem wäre es ihr lieber

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